Die Uhr des Jahres 2024Wirbelwind on/off
Die Leser von Armbanduhren und die User von www.armbanduhren-online.de haben gewählt.
1878 gründete Gerhard D. Wempe sein Juwelier- und Uhrenreparaturgeschäft in der niedersächsischen Kleinstadt Elsfleth, eröffnete aber bald auch in Oldenburg und Hamburg. Sein Sohn Herbert führte die Expansion fort und erweiterte das Angebot der Filialen. Mit Herbert Wempe begann auch die Herstellung von Zeitmessern unter dem Familiennamen, denn er erwarb in den 1930er Jahren die Chronometerwerke Hamburg, die noch heute existieren und damals wie heute Marine-Chronometer, Schiffsuhren und Bordinstrumente für die Seefahrt produzieren.
Ebenfalls in den Dreißigern taten sich Herbert Wempe und Otto Lange, der Enkel von Ferdinand Adolph Lange, zusammen, um in der Sternwarte Glashütte eine Weiterbildungsstätte für den Uhrmachernachwuchs und ein «Reglage-Institut» aufzubauen. Krieg und DDR verhinderten die Pläne jedoch, weswegen sich Wempe in der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit wieder ganz auf die Juweliersparte konzentrierte. Hier befand sich das Geschäft bereits in der dritten Generation unter der Leitung von Hellmut Wempe, der ebenfalls Expansionspläne schmiedete und sogar in ausländischen Großstädten wie New York, Paris und London Filialen eröffnete.
Einige Jahre nach dem Fall der Mauer rückte die Glashütter Sternwarte wieder in das Interesse des Familienunternehmens. Kim-Eva Wempe kaufte 2005 die stark verfallene Sternwarte und renovierte sie innerhalb der folgenden Jahre, um dort endlich die Pläne ihres Großvaters fortzuführen.
Die Wempe Chronometerwerke Glashütte i./Sa. waren geboren, denn wie von Herbert Wempe und Otto Lange geplant, entstand in der Sternwarte neben einer eigenen Uhrenmontage auch ein Reglage-Institut beziehungsweise eine Prüfstelle für Chronometer nach deutscher Norm – als Gegenstück zur Schweizer COSC, die nur Schweizer Uhren prüft und zertifiziert. Der Erfolg ermöglichte 2011 den Anschluss eines weiteren Produktionsgebäudes.
Mit der eigenen Uhrenkollektion bedient Wempe seit 2006 das mittlere Preissegment, wobei unter dem Namen Chronometerwerke nur exklusive Kaliber eingesetzt werden, die Wempe in der Schweiz konstruieren und fertigen lässt.
Etwas günstiger sind die Uhren der Kategorie Zeitmeister, die auf modifizierte Serienwerke von ETA zurückgreifen, welche allerdings im eigenen Institut als Chronometer zertifiziert werden. Unter dem Namen Iron Walker bietet Wempe seit diesem Jahr auch eine sportliche Stahluhren-Kollektion mit integrierten Bandanstößen an, die es mechanisch und quarzgesteuert in verschiedenen Ausführungen gibt. Chronograph, Dreizeiger-Automatik und die Taucheruhr mit innenliegender, drehbarer Lünette werden ebenfalls mit Chronometer-zertifizierten Werken der Schweizer ETA angetrieben.
Text: Tobias Schaefer
Glashütte: Eine Kleinstadt macht Karriere