Jubiläum Glashütte: Tutima Glashütte

Wegbereiter der Industrialisierung

Dezember 2020. Einer der jüngeren Zugänge im Müglitztal, möchte man meinen, sei die Firma Tutima, die hier 2011 eine schmucke kleine Manufaktur im Zentrum von Glashütte in Betrieb nahm. Doch dabei handelte es sich nicht um eine Neugründung, sondern um eine Heimkehr.
Tutima Patria Handaufzug, Kaliber 617

Die Uhrenmarke Tutima wurde zwischen den beiden Weltkriegen in Glashütte gegründet. Der Markt für teure Präzisions-Taschenuhren war zusammengebrochen, und den Anschluss an den Siegeszug der Armbanduhr hätten die Sachsen um ein Haar verpasst. Doch im Dezember 1926 formte Dr. Ernst Kurtz aus einem bankrotten Genossenschaftsbetrieb die erfolgreiche UROFA und UFAG und legte damit den Grundstein für die industrielle (Armband-)Uhrenfertigung in Glashütte.

Pionier der Armbanduhr

Man darf Dr. Kurtz mit Fug und Recht als den Wegbereiter der Industrialisierung in Glashütte bezeichnen. Der Jurist hatte kompetente Mitstreiter für seine Sache gewinnen können und einige zukunftsweisende Umstrukturierungsmaßnahmen eingeleitet. Die Fertigung hochwertiger Taschenuhren sollte bald der rationalisierten Produktion selbst entwickelter Armbanduhr-Rohwerke weichen, und wenige Monate später verließen die ersten in Serie gefertigten deutschen Armbanduhren die Uhrenfabrik Glashütte AG.
In den 1930er Jahren entstand eine Reihe von Produkten, die sich mit der eidgenössischen Konkurrenz durchaus messen konnten. Die Spitzenqualitäten erhielten die Signatur «Tutima». Dieser zugkräftige Name war vom lateinischen Adjektiv «tutus» abgeleitet, und das steht für «sicher, geschützt».
1945 ging Dr. Kurtz in den Westen und produzierte dort weiterhin Uhren nach moderner Glashütter Tradition, ab 1951 in Ganderkesee in Niedersachsen. Sein Mitarbeiter Dieter Delecate übernahm die neue Tutima Uhrenfabrik GmbH und setzte die Erfolgsgeschichte fort – auch in den schwierigen Zeiten der 1970er Jahre, als durch den Siegeszug der Quarzuhr viele Uhrenhersteller in Europa ihre Tore schließen mussten. Zusammen mit seinen Kindern Jörg und Ute entwickelte Dieter Delecate das Unternehmen zu einer weltweit operierenden Firmengruppe.

Das neue Manufakturgebäude in Glashütte
Schon kurz nach der politischen Wende war Delecate nach Glashütte gereist, um die Möglichkeiten eines Neubeginns auszuloten. Aber erst nach der Jahrtausendwende fasste er den endgültigen Entschluss und setzte seine Unterschrift 2005 unter den Kaufvertrag des Gebäudes an der Altenberger Straße, nur einen Steinwurf vom Standort der ehemaligen UROFA entfernt. Nach drei Jahren waren die Um- und Ausbauarbeiten abgeschlossen, und nach weiteren drei Jahren feierte Tutima die offizielle Wiederaufnahme des Manufakturbetriebs in Glashütte – mit einem ganz besonderen Meisterstück aus eigener Fertigung, das an die große Tradition des Glashütter Uhrenbaus anknüpft.

Musikalischer Neubeginn

Eine Minutenrepetition zeigt die Uhrzeit mittels akustischer Tonsignale an. Zwei Tonfedern, die eine hell, die andere mit einem tieferen Klang (bei Tutima der Kammerton «a») gestimmt, zeigen die seit Mittag bzw. Mitternacht verstrichenen Stunden, Viertelstunden und Minuten an. Die Stunden werden mit tiefem Klang angezählt, die Viertelstunden mit seinem Doppelschlag (hell-dunkel) und die Minuten schließlich mit hellen Einzeltönen.

Tutima Saxon One Chronograph
Es hat in der 175-jährigen Geschichte der Uhrmacherei in Glashütte schon manche Taschenuhr mit Viertel- oder Minutenrepetition gegeben, doch niemals zuvor wurde der Repetiermechanismus vor Ort konstruiert und entwickelt. Uhrwerk und Gehäuse entstanden in dreijähriger Entwicklungszeit unter der Leitung von Rolf Lang, dem langjährigen Chefrestaurator im Staatlichen Mathematisch-Physikalischen Salon von Dresden. Die Tutima-Minutenrepetition «Hommage» ist eine Verneigung vor der großen uhrmacherischen Tradition von Glashütte und zugleich ein Beispiel für die ungebrochene Innovationskraft und Experimentierfreude der sächsischen Uhrmacher.

Elegant, sportlich und zweckmäßig

Bei Kennern der Glashütter Uhrmacherkunst erfreuen sich neben der in homöopathischer Stückzahl gefertigten Minutenrepetition auch der Manufaktur-Chronograph Tempostopp mit Flyback-Schaltung und die klassische Handaufzugsuhr Patria mit Kleiner Sekunde großer Beliebtheit. Doch das neue Markenzeichen der nach Glashütte heimgekehrten Manufaktur ist die Saxon One, eine moderne Interpretation der eleganten Sportuhr, die im Portfolio des Uhrenstandorts noch fehlte. Außerdem kultiviert Tutima die militärische Einsatzuhr, die der Spezialbetrieb schon seit Mitte der 1980er Jahre für die Piloten der Bundeswehr herstellt. Die aktuelle Modellfamilie M2 umfasst neben dem NATO-Chronographen mit und ohne Drehlünette auch die professionelle Taucheruhr Seven Seas sowie eine preiswerte Variante des Chronographen unter dem Namen Coastline.

Tutima M2 Coastline Chronograph
Eine Linie von Fliegeruhren und -chronographen in verschiedenen Ausstattungen und Preisniveaus gehört ebenfalls in diese Kategorie ‒ zum Beispiel die Grand Flieger Airport mit Keramiklünette und Cordura-Textilband, die Modellneuheit des Jubiläumsjahres.

Text: Peter Braun

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