Messetrends: Zweite Zeitzone

GMT, Weltzeit & Co.

April 2022. Neben modischen Zifferblattfarben haben sich auf den Messen in München und Genf weitere Trends für das laufende Jahr abgezeichnet. Darunter sind neue Modelle mit zweiter Zeitzone. Von klassisch bis kreativ: Das sind die GMT-Uhren 2022.

Die GMT-Funktion gehört zu den beliebtesten Komplikationen bei Armbanduhren und wurde bereits vor Inhorgenta und Watches & Wonders durch Longines umgesetzt. Der Trumpf der Spirit Zulu Time war die «echte GMT-Funktion» des exklusiven Kalibers L844.4 (ETA A31.L411), bei der eine Schrittweise Verstellung des Hauptstundenzeigers möglich ist. Bei Serienwerken der Mittelklasse, wie dem ETA 2893 oder Sellita 330 ist dagegen nur eine einseitige Verstellung des zweiten 24-Stundenzeigers möglich, wodurch die Werke sich eher zur Beobachtung einer zweiten Zeitzone, als zum Reisen über Zeitzonen hinweg anbieten (Office-GMT).

Rolex Oyster Perpetual GMT-Master II

Entsprechend überraschend war die Vorstellung der Zeppelin Atlantic GMT Automatic, deren echte GMT-Funktion von einem gänzlich neuen Uhrwerk vom japanischen Hersteller Miyota angetrieben wird. Das Kaliber 9075 hat dieselbe Korrekturmöglichkeit am Stundenzeiger, wie das Longines-Kaliber L844.4 oder auch das Rolex-Kaliber 3285, welches beispielsweise in der GMT Master II zum Einsatz kommt. Natürlich stellt auch Rolex neue Modelle mit zweiter Zeitzone vor, in diesem Fall sogar in der Reihe GMT Master II. Das besondere am Modell ist, dass die Krone sich auf der Linken Seite befindet und damit für Linkshänder optimiert wurde.

Die Tudor Black Bay Pro mit Manufakturwerk Kaliber MT5652 von Kenissi und 39-mm-Gehäuse.

Auch die kleine Schwestermarke von Rolex, Tudor präsentierte neue Modelle mit zweiter Zeitzone. Die Black Bay Pro mit Stahllünette und 24-Stundenskala verwendet das COSC-zertifizierte Manufakturkaliber MT5652 und besitzt einen schlanken Gehäusedurchmesser von 39 mm. Die Modelle sind ab 3430 Euro am Textil-Band erhältlich.

Neues Manufakturwerk von Patek Philippe

Das Zifferblatt der Patek Philippe Ref. 5326G soll mit seiner Struktur an Kameragehäuse erinnern.
So sieht ein Uhrwerk mit acht Patenten aus: das Kaliber 31‑260 PS QA LU FUS 24H von Patek Philippe.

Gemeinsam mit der Referenz 5326G lanciert Patek Philippe ein neues Manufakturwerk. Das Kaliber mit der sperrigen Bezeichnung «31‑260 PS QA LU FUS 24H» vereint ganze acht Patente in sich und enthält neben der zusätzlichen 24-Stunden-Anzeige auch einen Jahreskalender, dessen Datumsanzeige das exakte Datum der Ortszeit anzeigt und vorwärts, sowie rückwärts verstellbar ist. Dazu kommt außerdem noch eine Mondphasenanzeige, Wochentag, Monat und eine Tag- und Nachtanzeige für Lokal- und Heimatort. Die Referenz 5326G präsentiert sich im Vintage-Stil und ist mit einem strukturierten Zifferblatt ausgestattet. Die Flanken des 41-mm-Gehäuses aus Weißgold sind vollflächig guillochiert. Das Modell am Lederband mit Faltschließe kostet 68.210 Euro.

Schleppzeiger-Zeitzone

Der Stundenzeiger des Tonda PF GMT Rattrapante kann auf Knopfdruck über den roségoldenen Stundenzeiger gestellt werden, welcher daraufhin versteckt mitgeschleppt wird.

Etwas schlichter aber ebenfalls technisch kompliziert interpretiert Parmigiani Fleurier die zweite Zeitzone. Die Tonda PF GMT Rattrapante verwendet ganz klassisch einen zweiten Stundenzeiger für die Anzeige einer zweiten Zeitzone. Um das Modell aber alltagstauglicher und schlichter zu machen versteckt sich der zweite, roségoldene Zeiger unter dem Hauptstundenzeiger und wird dort ungesehen mitgeschleppt, bis der obere per Knopfdruck schrittweise auf die Gewünschte Lokalzeit eingestellt wird. Sollte die zweite Zeitzone nicht mehr benötigt werden, reicht die Betätigung des Kronendrückers und der Hauptstundenzeiger schnellt über den sekundären Stundenzeiger zurück. Das automatische Uhrwerk PF051 ist mit einem Mikrorotor ausgestattet und in das wiedererkennbare Tonda-PF-Gehäuse aus Edelstahl mit Platinlünette eingeschalt. Preislich liegt der Zeitzonen-Schleppzeiger bei 26.000 Euro.

Kreative Weltzeitanzeigen

Die beiden Scheiben der Geosphere-Modelle zeigen in der Draufsicht den Nord- bzw. Südpol.
Auf der Rückseite der Geosphere ist nicht etwa der Montblanc zu sehen. Die Gravur zeigt den Mount Everest.

Mit der 1858 Geospehre Zero Oxygen steigt Montblanc in den Ring. Die Variante des bekannten Modells bietet neben einem attraktiven Zifferblatt in Gletscherblau einen Mittelweg zu den folgenden und augenscheinlich kreativeren Zeitzonen-Neuheiten. Die beiden gegenläufigen 24-Stunden-Anzeigen auf 12-Uhr und 6-Uhr ermöglichen jeweils einen Blick auf Nord- und Südpol unserer Erde. In der Sonderversion mit Gehäuse aus Titan und dem blauen Zifferblatt verlangt Montblanc 8000 Euro für die Uhr mit dem Manufakturwerk MB 29.27, welches in Abwesenheit von Sauerstoff eingeschalt wird, um eine Oxidation der Metallteile zu verhindern. Weitere Besonderheit dieses Modells ist die Integration einer Chronographen-Funktion.

Es ist kompliziert und rotiert

Das Zifferblatt der Ulysse Nardin Blast Moonstruck geht von einem geozentrischen Weltbild aus.

Dieses Jahr wurde Ludwig Oechslin von der ARMBANDUHREN-Fachjury zur Uhren-Persönlichkeit des Jahres gewählt. Der Schweizer Uhrmacher entwickelte unter anderem für Ulysse Nardin innovative Uhrwerkstechnik. Die neue Blast Moonstruck geht auf eine solche Entwicklung zurück. Auf dem hochkomplexen Zifferblatt zeigt die Blast Moonstruck die Umlaufbahnen und Bewegungen von Mond und Sonne aus der schon von Nikolaus Kopernikus widerlegten geozentrischen Perspektive. Der Widerspruch macht es aus unserer Position (auf der Erde) einfacher und ermöglichte es, ein Zifferblatt zu kreieren welches auch für Laien ohne großes astronomisches Wissen ablesbar ist.

Im Detail erkennt man den Mond auf seiner elliptischen Umlaufbahn, der zugleich die Mondphase anzeigt. Darunter liegt eine Ebene aus Aventurin.

Die genannten Komplikationen werden durch Funktionen ergänzt, die in direktem Zusammenhang stehen. So etwa eine Gezeiten-Indikation, die mit der Umlaufbahn des Mondes einhergeht und eine Weltzeitanzeige, die sich aus der Erdrotation ergibt. Die technisch komplizierte und doch intuitiv ablesbare Blast Moonstruck erscheint im tragbaren Keramik-Titan-Gehäuse mit 45 mm Durchmesser und für einen Preis von 71.300 Euro.

Die Jaeger-LeCoultre Master Grande Tradition Calibre 948 ist eine Zeitzonenuhr mit Tourbillon und emaillierter Weltkarte.
Das ausgeschalte Jaeger-LeCoultre Calibre 948.

Ebenfalls mit Rotation des Zifferblatts arbeitet die neue Master Grande Tradition Calibre 948 von Jaeger-LeCoultre, deren mehrschichtiges Zifferblatt mit einer emaillierten Ansicht der nördlichen Hemisphäre der Erde versehen wurde und die gemeinsam mit dem verbauten, fliegenden Tourbillon alle 24 Stunden über die darunter liegende Ebene, mit guillochiertem Wellenmuster rotiert. Die Weltzeitanzeige der 43-mm-Uhr ist über Städtemarkierungen am Außenrand des Zifferblatts möglich. Die 20 erhältlichen Exemplare der Master Grande Tradition Calibre 948 werden für 238.000 Euro angeboten.

Das Zifferblatt der Hermès Arceau Le Temps Voyageur Dual Time Zone kann per Knopdruck rotiert werden und stellt dabei die Zeit auf die am Rehaut angezeigte Zeitzone um.

Hermès präsentiert stolz die neueste Ergänzung der Arceau Linie. Die Arceau Le Temps Voyageur Dual Time Zone erinnert sofort an die Arceau L’Heure de la Lune, welche durch zwei bewegliche Zifferblattelemente die aktuelle Mondphase für die nördliche und südliche Hemisphäre anzeigen kann.

Im Arceau-Gehäuse lanciert die Uhrenmanufaktur nun eine Zeitzonen-Uhr mit einem Hilfszifferblatt, welches auf ähnliche Weise um das Zifferblatt rotiert, wie bei der L'Heure de la Lune. Per Knopfdruck kann das Hilfzifferblatt jeweils um eine Zeitzone verstellt werden. Dabei wandert das Hilfszifferblatt um das Zentrum der Uhr und die Zeiger verstellen sich, während ein kleiner roter Pfeil auf die umliegenden Städte, entsprechend der Zeitzone deutet. Unter dem Hilfszifferblatt befindet sich eine stilisierte Karte, die allerdings nicht die Länder der Erde, sondern eine Fantasie-Welt mit Beschriftungen aus der Welt des Reitsports zeigt. Die Le Temps Voyageur gibt es in 38 und 41 mm, entweder mit blauem Zifferblatt und Edelstahlgehäuse oder in Schwarz mit Gehäuseelementen aus Platin.

Text: Tobias Schaefer

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