Das Comeback der Delphis ist eine bemerkenswerte Ausnahme von der Regel. Das erste Mal in 40 Jahren, dass Chronoswiss in das Erbe eintaucht, um einer Ikone aus der Vergangenheit neues Leben einzuhauchen. Es gibt wohl keinen besseren Anlass als den runden Geburtstag der Marke, und das damalige Modell barg ungemein viel Potenzial, welches Chronoswiss heute mit seinen neuen Kompetenzen und dem großen Know-how voll ausschöpfen kann. Bei der vollständig neu entwickelten Delphis mit dem Namen „Oracle" handelt es sich um eine limitierte Auflage (50 Exemplare), die aber langfristig den Grundstein für eine neue Kollektion bilden wird.
Von der ursprünglichen Delphis hat Chronoswiss die doppelte Komplikation bewahrt. Zunächst eine digitale springende Stunde, die in einem eigenen Fenster bei 12 Uhr angezeigt wird. Zweitens eine retrograde Minute, die von einem breiten Zeiger aus der Mitte angezeigt wird, welcher über eine 180-Grad-Minuterie streicht. Das Ganze wird durch eine Kleine Sekunde ergänzt, die den unteren Teil des Zifferblatts bei 6 Uhr einnimmt.
Das Uhrwerk, das diese Komposition antreibt, wurde von La Joux-Perret exklusiv entwickelt für die Delphis der neuen Generation. Das neue Werk vom Kaliber C.6004 ist Ruthenium-beschichtet und weist einen vom Zentrum ausgehenden Genfer Schliff auf, der wiederum an das bekannte Strahlen-Guilloché von Chronoswiss erinnert.
Normalerweise sind Zifferblätter flach, was für den Guillocheur bereits eine Herausforderung darstellt. Eine bombierte Oberfläche stellt eine Schwierigkeit dar, die nur die wenigsten meistern können. Im oberen Teil der Uhr entfaltet sich ein vom Goldschmied gefertigter 18 karätiger, bombierter Halbmond aus Gold. Dieser wird von Hand guillochiert – und hier sei daran erinnert, dass jedes Guilloché von Chronoswiss vollständig intern und von Hand gefertigt wird.
Das Guilloché der neuen Delphis Oracle betritt die dritte Dimension. Die Kunst auf einer über hundert Jahre alten Maschine dreidimensionale Objekte zu guillochieren ist ohne Zweifel extrem selten, zumal es seit fast 50 Jahren keine Ausbildung zum Guillocheur mehr gibt. Und auch beim Feuer-Emaille betritt Chronoswiss eine Welt abseits der bekannten Pfade. Bereits das Emaillieren einer geraden Oberfläche ist äußerst anspruchsvoll, doch für das Zifferblatt der Delphis Oracle werden sieben Schichten lichtdurchlässiges, blaues Emaille auf dem gewölbten goldenen Halbmond geschmolzen. Ein komplexer Vorgang: Das Emaille muss auf der gesamten Oberfläche die gleiche Stärke und Dichte aufweisen.
Das linsenförmige Zifferblatt der Kleinen Sekunde bei der "6", intern scherzhaft als "UFO“ bezeichnet, spiegelt diese Arbeit in all ihren technischen und ästhetischen Dimensionen wider: Ein gebogenes, dreidimensionales Zifferblatt aus Massivgold, in-house von Hand mikro-guillochiert und mit lichtdurchlässigem blauem Feuer-Emaille veredelt, schwebt nahezu schwerelos über dem anthrazitfarbenen Grundzifferblatt. Zwei große, durchgehende Brücken, die in vielen Chronoswiss-Designs zu finden sind, verleihen der Uhr eine kühne Geometrie, welche sich auch auf dem Rotor des neuen Manufakturwerks spiegelt und die Delphis Oracle zu einem in sich stimmigen Gesamtwerk macht.
Die Uhr kostet im klassischen Rotgoldgehäuse 58.000 Schweizer Franken.
Text: Peter Braun
