Uhrwerk-Dekoration Teil 2: Anglieren

Feine Kante bei Audemars Piguet

Die faszinierende Ästhetik der Mechanik offenbart sich in dekorierten Uhrwerkskomponenten. Als besonders ausdrucksvoll und hochwertig gelten unter anderem anglierte Kanten: Ein Blick auf die Anglage bei Audemars Piguet, wo sie von Hand vorgenommen wird.
Anglieren eines Rotors, in dem bei Audemars Piguet die Initialen des zukünftigen Besitzers festhalten werden.
Anglieren eines Rotors, in dem bei Audemars Piguet die Initialen des zukünftigen Besitzers festhalten werden.

Traditionell beginnt die Endbearbeitung und Veredelung eines Rohwerks mit dem Anglieren. Dabei werden die Umrisse betont, indem die Kanten einer Komponente im 45-Grad-Winkel gebrochen, also abgeschrägt werden.

Diese Optik galt schon früher als Qualitätszeichen der Uhr: Je mehr Werkskomponenten derart verziert waren, desto höher wurde das Uhrwerk geschätzt. Denn beim Anglieren wird auch ein eventuell bei der Fertigung entstandener Grat beseitigt; zusätzlich hilft das Polieren, die Korrosion zu vermindern.

Die angebrachte Schräge wird auch Fase, das Anglieren auch Abfasen genannt. Sie kann direkt maschinell durch Fräsen oder auch beim Stanzen geformt werden, was zu einem recht ansprechenden Ergebnis führt.

Viele Arbeitsschritte

Der «angleur main», der Hand-Anglierer bei Audemars Piguet.
Der «angleur main», der Hand-Anglierer bei Audemars Piguet.

Absolute Perfektion aber ist nur mit der Hand zu erreichen, wie etwa bei Audemars Piguet, wo man das Anglieren als «Handarbeit in Reinkultur» bezeichnet. Diese beginnt mit der Oberflächenbehandlung der Flanken, und im Anschluss werden die Fasen mit einer speziell auf das Werkstück zugeschnittenen Feile geformt und vollendet. In einem weiteren Schritt werden die in Querrichtung hinterlassenen Feilstriche durch eine Bearbeitung in Längsrichtung beseitigt und die Oberfläche geschliffen. Dabei werden sie mit Werkzeugen mit nach und nach feiner werdenden Schleifmitteln bearbeitet, mit einem Instrument aus gehärtetem Stahl geglättet und zuletzt zur Verfeinerung mit einem Polierholz mit Diamantpaste verschönert.

Insgesamt sind mehrere Arbeitsschritte erforderlich, für die bei Audemars Piguet der «angleur main» – also «Hand-Anglierer» – zuständig ist. Für ihn sind die Gleichmäßigkeit und Einheitlichkeit aller Kanten am schwierigsten zu erreichen.

Reizvolle Kontraste

Eine weitere Herausforderung bestehe darin, scharfe Kanten und innen liegende Kanten fertigzustellen, denn die Kantenbreite müsse an allen Stellen gleich und die Ränder parallel sein. Zur Geltung gebracht wird diese Arbeit zudem durch die Flankenfinissierung: Auch die seitlichen Partien eines Werkstücks erhalten eine glatte und saubere Oberfläche. So entstehen schließlich reizvolle Kontraste zwischen den matten Konturen und der hochglanzpolierten Fase.

Text: Iris Wimmer-Olbort

Erfahren Sie mehr zum Thema Uhrwerk-Dekoration in unserer Serie:

Lesen Sie hier Teil 1 zur Geschichte und über weitere Techniken

Teil 3: Zierschliffe bei Glashütte Original

Teil 4: Politur und Gravur bei A. Lange & Söhne

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