Uhren & Autos: JunghansKopfüber in die Siebziger
Die Schwarzwälder Uhrenmarke hat eine lange und teilweise recht spektakuläre automobile Vergangenheit. Hier kommen die Youngtimer auf ihre Kosten.
Erst in den 1960er-Jahren und mit den Mond-Missionen der NASA wurde die Omega Speedmaster zur Moonwatch. Davor wurde die Armbanduhr mit ihrer Tachymeterskala neben Rennfahrern und Motorsport-Begeisterten laut Omega wohl auch von Piloten der U.S. Airforce verwendet. Die neue Speedmaster Pilot bezieht sich darauf und verwendet auf dem Zifferblatt daher Designmerkmale, die an die Anzeigen im Flugzeug-Cockpit erinnern sollen.
Auf dem mattschwarzen und leicht gekörnten Zifferblatt der Speedmaster Pilot sind nachleuchtende Blöcke aus SuperLuminova augesetzt, die am Außenrand der silberfarben abgesetzten Minuterie mittels orangener Akzente abgeschlossen werden. Solche aufgesetzten Stundenmarker wurden zuletzt auch bei der Sinn 903 St II eingesetzt.
Zusätzlich zu den Aufdrucken des Markenlogos «Omega» und «Co-Axial Master Chronometer» ist das Zifferblatt der Speedmaster Pilot mit der Aufschrift «Flight Qualified» beschriftet. Der Totalisator für die Kleine Sekunde neben der 9-Uhr-Position ist mit einem hellblauen und schwarzen Hintergrund ausgestattet, der an einen künstlichen Horizont erinnert. Dabei handelt es sich um ein Fluginstrument, das die relative Lage des Flugzeugs in der Luft anzeigt. Eine umlaufende Umrandung und der Dreieckszeiger greifen die gelbe Farbe der zusätzlichen Aufschrift Flight Qualified auf.
Statt gestoppte Stunden und Minuten in eigenen Hilszifferblättern darzustellen, sind beide Anzeigen im rechten Totalisator neben der «3» zusammengefasst. Während der kleinere, graue Zeiger die Stunden (bis zu 12) zählt, zeigt der größere, orangene Zeiger die gestoppten Minuten an. Seine Skala ist mit orangenen Zusatzmarkierungen ausgestattet, die wiederum an die Kraftstoffanzeige eines Flugzeugs erinnern sollen. Komplettiert wird das Zifferblatt durch eine Datumsanzeige bei 6 Uhr und einen Stoppsekundenzeiger mit Flugzeug-Silhouette an der Spitze.
Da die Gehäuse der ersten Speedmaster noch nicht mit dem für die Moonwatch typischen asymmetrischen Kronenschutz auf der rechten Gehäuseflanke ausgestattet waren beträgt der Durchmesser der Speedmaster Pilot, die sich an der ersten Speedmaster von 1957 orientiert nur 40,85 mm gegenüber der 42 mm der Moonwatch. Auch bei der Höhe unterscheidet sich das neue Modell von früheren Varianten. Mit 14,7 mm ist die Fliegeruhr deutlich höher als die aktuelle Speedmaster Professional Moonwatch oder auch die First Omega in Space (FOIS). Das liegt vor allem an der größeren Höhe des verwendeten Kalibers 9900 mit automatischem Aufzug gegenüber den Klassik-Modellen mit Handaufzug.
Bei der Lünette mit Aluminium-Einlage dagegen unterscheidet sich die Speedmaster Pilot kaum von den anderen Modellen. Auch bei dieser Version kommt eine Tachymeter-Skala zum Messen von Geschwindigkeiten über eine gesetzte Distanz von 1000 Kilometern bzw. Meilen zum Einsatz, wobei die Aufschrift die orangenen Akzente des Zifferblatts zum Teil aufgreift. Passionierte Speedmaster-Fans dürfen sich auch bei diesem Modell über den «Dot-Over-90» freuen.
Das mattierte Edelstahlgehäuse der Speedmaster Pilot mit Saphir-Boxglas auf der Vorderseite ist auf der Rückseite mit einem massiven GEhäuseboden verschlossen, weswegen sich nur das Relief des Omega-Seepferdchens zeigt. Interessant ist jedoch die Wasserdichtheit, die bei diesem Modell mit 10 bar bzw. 100 Metern angegeben ist und damit einen häufigen Kritikpunkt an der Speedmaster ausräumt, die üblicherweise nur bis 5 bar wasserdicht sind.
Das verbaute Kaliber 9900 ist ein extrem modernes Kaliber von Omega, das natürlich mit der hauseigenen Co-Axial-Hemmung ausgestattet und als Master Chronometer bei der METAS zertifiziert ist. Neben sehr hohen Standards bei der Ganggenauigkeit schließt diese Zertifizierung auch die Resistenz gegenüber Magnetfeldern ein, die dank amagnetischen Komponenten inklusive einer Silizium-Spirale bis 15.000 Gauß gewährleistet wird.
Auf dem Zifferblatt nicht zu erkennen ist zudem die Zeitzonen-Funktion des Kalibers 9900. Zwar ermöglicht es nicht die Anzeige einer zweiten Zeitzone, allerdings analog zu Travel-GMT-Uhren die schrittweise Verstellung des Stundenzeigers, um die Lokalzeit über die Krone schnell anzupassen.
Zusätzlich ist das Werk mit einem doppelten Federhaus ausgestattet, was bei einer Schwingfrequenz von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde für eine Gangreserve von 60 Stunden sorgt. Anders als bei der Moonwatch und ihrem Handaufzugskaliber 3861 ist das Kaliber 9900 mit einem automatischen Aufzug ausgestattet und bietet zudem eine Steuerung der Chronographen-Funktionen per Säulenrad.
Die Omega Speedmaster Pilot wird im Set mit zwei Armbändern ausgeliefert, wobei das Gliederband aus Edelstahl mit einer Faltschließe mit Feinverstellung auf Knopfdruck ausgestattet ist. Zusätzlich gibt es ein grauses NATO-Band aus Polyester und Kevlar dazu. Preislich ist die Neuheit mit 10.300 Euro deutlich teurer als die Speedmaster Professional Moonwatch, jedoch ähnlich bepreist wie die Speedmaster '57. Das Modell ist nicht limitiert.
Text: Tobias Schaefer