Made in Germany, Münster: Meistersinger

IM ZEICHEN DER FERMATE

Juli 2021. Kurz nach der Jahrtausendwende war es an der Zeit, die Menschen an die Ursprünge der Zeitmessung zu erinnern und einen neuen Umgang mit dieser knappen Ressource zu lernen. Seit 20 Jahren pflegt MeisterSinger die Zeit.
MeistersingerSpeicher

Vor zwanzig Jahren machte MeisterSinger die Einzeigeruhr mit traditionellem mechanischem Innenleben wieder salonfähig. Das Logo der Uhrenmarke ist mit Bedacht gewählt: Die Sichel mit dem Punkt ist ein Satzzeichen aus der Musik und steht für das Aushalten eines Tons. Die sogenannte Fermate gemahnt uns innezuhalten, bewusst, genussvoll, demonstrativ. Und die Uhren von MeisterSinger unterstützen ihre Trägerinnen und Träger darin, indem sie zwar präzise die Zeit anzeigen, aber dennoch einen gewissen Interpretationsspielraum zulassen.

MeisterSinger

Manfred Brassler kommt aus der Musik, und lange vor den Uhren galt seine Liebe und Leidenschaft dem Klavier und dem Zeichenstift. Dass er 2001 im Alter von 47 Jahren eine eigene Uhrenfirma gründen würde, hätte er noch kurze Zeit zuvor wohl selbst nicht geglaubt. Aber die Gelegenheit, die kreativen Neigungen mit dem Broterwerb zu verknüpfen, war einfach zu günstig, denn seine unkonventionelle Uhrenidee stieß auf großes Interesse. «Die Beschäftigung mit der Musik und dem Zeichnen hat wohl meinen Blick für das Echte, Schlüssige, Originäre und das über alle Zeit Erhabene geschärft», sinniert der Liebhaber von Bach, Satie, Mussorgski, Pollock und Gierke. Und so kam es, dass Brasslers Uhren nur einen Zeiger hatten.

Meistersinger-Unomat

EINER GENÜGT

Das Verstreichen der Zeit mit nur einem Zeiger darzustellen, entspringt technisch und optisch der Urform der ersten Räderuhren, und in Taschenuhren hielt sich die überschaubare Einzeigertechnik aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Auch wenn sich der beschauliche Rhythmus des öffentlichen Lebens vor zweihundert Jahren kaum auf unsere vernetzte und eng getaktete Zeit übertragen lässt, so bleibt zwischen den einzelnen Minuten unseres Tagesablaufs doch noch immer genügend Raum.

MeisterSinger-Uhren lassen sich auf fünf Minuten genau an ihrer feinen, hierarchisch strukturierten Stundenskala am Zifferblattrand ablesen. Die Logik der Anzeige durch einen einzigen Zeiger erschließt sich auch dem unvorbereiteten Betrachter ohne Erklärung, und nach kurzer Eingewöhnungszeit schärft sich die Ablesegenauigkeit auf weniger als fünf Minuten. Das reicht selbst für die entspannte Nutzung des ÖPNV, und bei einem Rendezvous ist man(n) ohnehin niemals auf die Minute pünktlich. Lieber etwas zu früh.

Trotz der für ein Monoprodukt-Konzept überraschenden Modellvielfalt mit verschiedenen Zusatzanzeigen und Funktionen ist das Grundkonzept der Einzeigeruhr überall so präsent wie in der ursprünglichen Typ 01 (Handaufzug) bzw. Typ 03 (Automatik).

MeisterSinger-BellHora

OPTISCH UND AKUSTISCH

Die große Neuheit zum 20. Jubiläum, die Bell Hora, hält mit ihrer technischen Komplikation völlig hinter dem Berg und wirkt mit ihrer spiralförmigen 24-Stunden-Skala bestenfalls ein wenig weltmännischer als die puristischen Einzeigermodelle. Auf den ersten Blick verrät nur ein Gehäusedrücker bei der «02», dass diese Uhr etwas Besonderes kann. Und in der Tat überrascht die Bell Hora ihren Träger bzw. die Umstehenden mit einem zarten Glockenschlag zu jeder vollen Stunde, als diskreter Hinweis, dass die Zeit nun einmal vor nichts haltmacht. Daran ändert sich übrigens auch nichts, wenn man das Signal stumm schaltet.

Bei den optischen Zusatzindikationen handelt es sich bei MeisterSinger hauptsächlich um Anzeigen rund um den Kalender oder den Lauf der Gestirne. Sie dürfen sich im Zifferblattzentrum ausbreiten, nicht selten in einer optischen Opulenz, die im Kontrast zur betont schlichten Skalierung der Zeitanzeige steht.

Meistersinger-Stratoscope

Bestes Beispiel hierfür ist der neue Stratoscope mit seiner fotorealistischen Mondscheibe, die sich durch einen Fensterausschnitt in der oberen Zifferblatthälfte bewegt. Mit bemerkenswerter Präzision übrigens, denn im Gegensatz zu vielen anderen Mondphasenuhren bedarf das Kaliber MS Luna, das neben dem Stratoscope auch im Lunascope seinen Dienst verrichtet, theoretisch nur alle 128 Jahre einer kleinen Korrektur.

MeisterSinger-Stratoscope-Lume

Neuland betritt MeisterSinger mit dem markanten Unomat, der mit einer Wasserdichtheit bis 30 bar und einem Magnetfeldschutz bis 24.000 A/m die Qualitäten einer Taucheruhr mit der Eignung zum verschärften Arbeitseinsatz in Labor oder Werkstatt verknüpft. Den Begriff «sportlich» haben die Münsteraner bislang zwar peinlichst vermieden, aber mit seiner soliden Dimensionierung (43 mm Durchmesser), der robusten Konstruktion (Weicheisenkalotte) und der zuverlässigen Ausstattung (das neue «große» Sellita Kaliber SW400 mit Automatikaufzug) bringt der Unomat alle Attribute einer «Tool Watch» mit. Der einzelne Nadelzeiger ist breiter gehalten als bei den Klassikern und trägt eine dicke Schicht Nachleuchtmasse zur besseren Ablesbarkeit bei schlechten Lichtverhältnissen.

MeisterSinger-Circularis

KONSEQUENT WEITERENTWICKELT

Eine Manufaktur im speziellen Wortsinn der Uhrenbranche sollte MeisterSinger nie werden. Dennoch konnte Manfred Brassler der Versuchung nicht widerstehen, ein eigenes Uhrwerk entwickeln zu lassen, das 2016 im Modell Circularis debütierte. Technisch ausgefallen mit zwei Federhäusern und 120 Stunden Gangreserve, wahlweise als Automatik oder Handaufzug, Letzteres auch mit Gangreserveanzeige, wurde das von einem externen Spezialitätenatelier entwickelte MeisterSinger-Kaliber als erstes Uhrwerk mit dem Deutschen Designpreis ausgezeichnet. Ansonsten sind die Uhren aus dem westfälischen Münster zwar stets in Deutschland erdacht, aber in der Schweiz gemacht.

MeisterSinger-Circularis-Werk

In den Büros im Speicher am Stadthafen werden nicht nur Uhren entwickelt und deren Produktion geplant, sondern auch alle Service- und Wartungsarbeiten koordiniert und der internationale Vertrieb organisiert. 2019 stieg der langjährige Vertriebsleiter John van Steen zum geschäftsführenden Gesellschafter bei MeisterSinger auf und teilt sich seither die Aufgaben mit Manfred Brassler, dem Gründer und Mastermind der Einzeigermarke. Die Kompetenzen sind klar verteilt, und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: In ihrem nunmehr 20. Jahr steht die Marke Meister- Singer besser da denn je.

Text: Peter Braun

Zum Start unserer Deutschlandreise


Special: Made in (West-) Germany

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