Grande Complication 2023Omega Olympic 1932 Chrono Chime
Die Jury wählte den Omega Olympic 1932 Chrono Chime zur Grande Complication 2023.
Fünfzehn Jahre sind mitunter eine kleine Ewigkeit. Ein solcher Spruch liegt einem buchstäblich auf der Zunge, wenn man erfährt, dass die Gründung der Uhrenfirma Habring² zeitlich fast mit der Hochzeit des Gründerpaars zusammenfällt. Aber weder Maria und Richard Habring noch ihr gemeinsames Projekt machen den Anschein, als hätten sie in den letzten fünfzehn Jahren an Schwung verloren – ganz im Gegenteil! Vor fünf Jahren, zum Zehnjährigen der Firma, war das selbst entwickelte und in allen Einzelteilen bis hin zur Hemmung in Eigenregie produzierte Uhrwerk serienreif und gab sein Debüt im Modell Felix (von «tu felix Austria»). Inzwischen hat das von vornherein modular aufgebaute Kaliber A11 einen hohen Reifegrad erreicht und sich in der Kombination mit verschiedenen Zusatzanzeigen und -funktionen bestens bewährt. Der Höhepunkt der Entwicklung war bislang der Doppel-Felix, ein Schleppzeiger-Chronograph mit Handaufzug, den wir letztes Jahr in unserer «Probezeit» (siehe hier) unter die Lupe genommen haben. Nun setzen die Habrings noch einen drauf. Nämlich einen ewigen Kalender.
Der Umstand, dass der Schleppzeiger-Mechanismus beim Kaliber A11R an der Werkseite angebracht ist, lässt an der Zifferblattseite Platz für eine Kalender-Kadratur, ein sehr flaches Modul vom Spezialisten Dubois Dépraz. Dennoch grenzt es an ein Wunder, dass das Kaliber A11P des neuen Perpetual-Doppel nur 0,3 mm höher baut als das Doppel-Felix-Werk ohne ewigen Kalender. Aber raumsparend konstruieren war schon immer eine Spezialität von Richard Habring, der in seinem früheren Arbeitsleben die kompliziertesten Mechanismen für die IWC ausgetüftelt hat. Und so bewahrt sich der Perpetual-Doppel trotz seiner scheinbar konservativ-klassischen Zifferblattaufteilung in seinem Herzen ein paar ziemlich fortschrittliche Feinheiten. Durch den Verzicht auf einen Stundenzähler bzw. die raffinierte Integration des 30-Minuten-Zählers in die Mondphasenanzeige unter der «12» bleiben die drei «ewigen» Kalenderanzeigen Datum, Monat und Wochentag übersichtlich und gut ablesbar. Die Schaltjahresanzeige schmiegt sich als kleine Scheibe mit Pfeilindex förmlich unter das Zeigerfutter der Monatsanzeige.
An der Rückseite bietet sich unter dem großzügig verglasten Boden des 43-mm-Gehäuses ein Anblick, den man bei einem Ewigen Kalender üblicherweise nicht zu Gesicht bekommt. Zange und Zahnrad des Schleppzeigers sind, wie eingangs erwähnt, prominent in der Mitte des Uhrwerks angeordnet und faszinieren den Betrachter bei jeder Betätigung des Drückers bei der «10». Ein Schleppzeiger-Chronograph verfügt nämlich über zwei deckungsgleich übereinanderliegende Stoppsekundenzeiger, von denen sich einer – der Schleppzeiger – separat anhalten und wieder freigeben lässt. Dann holt er mit einem Satz den inzwischen vorausgeeilten Kollegen wieder ein (daher auch die mitunter verwendete Bezeichnung «Einholzeiger») und schlüpft in dessen Schatten. Der gegenüberliegende Drücker bei der «2» steuert die Chronographenfunktionen sequenziell, d. h. nacheinander mit den Funktionen Start, Stopp und Nullstellung. Auch diese Beschränkung auf nur zwei Drücker trägt zum aufgeräumten Gesamteindruck des Perpetual-Doppel bei.
Zwei Dinge passen jedoch auch auf den zweiten Blick nicht zusammen. Die aufgrund der sehr handwerklich geprägten Herstellung auf ca. 200 Uhren limitierte Produktion macht jede Uhr zu einem Unikat, und entsprechend groß ist der Zuspruch der weltweiten Fangemeinde. Normalerweise geht eine echte, d. h. faktisch begründbare Limitierung mit einem rational nur schwer zu rechtfertigenden Preis einher. 21.500 Euro für einen Manufaktur-Schleppzeigerchronographen mit ewigem Kalender sind dagegen nach den Maßstäben der Haute Horlogerie eine eher kleine Investition für eine so große Komplikation. Und das wiederum wissen auch die Fachleute zu schätzen, die den feinen Uhren aus Kärnten immer wieder ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis bescheinigen.
Diesem Urteil schließen wir uns gern an.
Habring Repetition Felix' musikalischer Bruder
Probezeit: Schleppzeiger-Chronographen Doppel-Felix vs. Sinn 910