Hands on: Findeisen NauticMasterKante zeigen
Die neue Generation der Taucheruhr F-1253 heißt NauticMaster. Wir hatten zwei Modelle der Frankener Manufaktur auf dem Redaktionstisch.
Sub (lat.: unter) 300 Meter sollte man mit beiden Uhren allerdings nicht tauchen, denn die Wasserdichtheit in Metern ist bekanntermaßen nur die irreführende Angabe einer theoretischen statischen Wassersäule in entsprechender Höhe, deren Druck sich physikalisch korrekt viel eher mit 30 bar übersetzen lässt. Zu dem einen oder anderen gesunkenen Scafo (ital.: Schiffsrumpf) kann man jedoch beide Uhren problemlos mitnehmen.
Lassen Sie sich dabei nur nicht zu sehr vom orangefarbenen Zifferblatt der Doxa Sub 300 ablenken! Zwar schaffte es die Doxa-Uhr bereits 1967 ans Handgelenk von Jacques-Yves Cousteau, der die Uhr bei seinen Unterwasserexpeditionen an Bord der Calypso trug. Zu diesem Zeitpunkt jedoch hatte Eberhard & Co. seinen Scafograf 300 bereits seit drei Jahren erfolgreich auf dem Markt – die namensgebenden Vorgänger mit 100 und 200 Metern Wasserdichtheit sogar schon seit acht Jahren.
Tobias Schaefer: Okay, ich gebe es zu – die Doxa zieht mit ihrem ikonischen Zifferblatt in Orange natürlich alle Blicke auf sich. Beim Tragetest wurde ich tatsächlich mehrfach auf die Sub 300 angesprochen. Dabei bekam ich recht unterschiedliche Meinungen zu hören. Einige mochten das ungewöhnliche Design mit recht kleinem Zifferblatt (27 mm Durchmesser) und ausladendem Gehäuse, andere dafür so gar nicht. Die Sub 300 Professional in Orange polarisiert weit mehr als der gediegene Scafograf 300 im klassischen Dunkelblau. Wem die Warnfarbe zu viel ist, der findet in der Doxa-Kollektion jedoch auch weniger auffallende Farbvarianten.
Der Scafograf 300 MCMLIX dagegen besitzt ein sehr großes, formatfüllendes Zifferblatt, das mit 32 mm deutlich größer als das der Doxa ist. Bei tatsächlich ähnlichem Gehäusedurchmesser (43 mm gegenüber 42,5 mm bei der Doxa) erscheint die Eberhard auf den ersten Blick ohnehin deutlich opulenter. Die aufgesetzten Stundenmarker und Zeiger sowie die Pfeilmarkierung auf der Keramiklünette mit Super-Luminova haben sich vom ersten Moment an angenehm leuchtend vom dunklen Hintergrund abgesetzt – die großen Leuchtmittelflächen brauchen nur wenig Licht, um zu erstrahlen.
Peter Braun: Die Doxa wirkt mit ihrem typischen «Spiegelei»-Gehäuse wie ein Schubladenfund aus vergangener Zeit. Ich habe selten eine so schön und authentisch gemachte Replica gesehen. Dass die Original-Sub vor bald sechzig Jahren auch schon eine recht große Uhr war, kommt ihrem Remake heute entgegen. Da tun sich originale Dress Watches mit ihren einst 33 oder 35 mm Durchmesser in der Neuinterpretation mit 40 mm viel schwerer, da stimmen die Proportionen nicht mehr. Die beste Ehefrau von allen hat sich zwar über das orangefarbene Zifferblatt amüsiert, aber hin und wieder habe ich ohnehin den Eindruck, dass sie mich nicht ganz ernst nimmt. Der Scafograf wirkt an meinem Handgelenk ungleich größer als die Sub, kommt aber trotz der klassischen Zifferblattgestaltung total modern rüber. Insgesamt erweckt die Eberhard einen sehr wertvollen Eindruck, vom Tiefenglanz der Politur auf dem Keramik-Inlay bis zum satten Lauf der Drehlünette.
TBS: Das Metallband der Doxa ist eigentlich wirklich super! Das Reiskorn-Design mit polierten und gebürsteten Flächen macht etwas her und ist wie die ganze Uhr ein besonderes Design-Statement. Auch die Bandanstöße am Gehäuse, wo andere Hersteller oft schludern, sind ordentlich gemacht. Die Schließe mit teils gestanzten Blechelementen überzeugt mich jedoch nicht. Dem Rest des Bandes, das sogar mit verschraubten Bandelementen punkten kann, wird das nicht gerecht.
Das schildkrötenförmige Gehäuse mit der einseitig drehbaren Lünette, die neben der 60er-Skalierung noch Angaben zur Dekompressionszeit beim Auftauchen anzeigt, und das gewölbte Saphirglas dagegen überzeugen mich qualitativ absolut. Und auch am Handgelenk fühlt sich die Doxa sehr viel schmaler an, als es der Durchmesser von 42,5 mm vermuten lässt – vielleicht nicht zuletzt wegen der geringen Länge von 44,5 mm und weil das Gehäuse eher nach unten auslädt und damit ganz nahe am Arm liegt.
Der Scafograf misst auf dem Papier zwar nur 0,5 mm mehr, wirkt durch seine klassisch runde Form aber deutlich größer als die Doxa. Unser Testmodell ist mit einem blauen Kautschukband ausgestattet, was den direkten Vergleich etwas erschwert. Zwar gibt es auch die Eberhard am Metallarmband, aber der Aufpreis von ganzen 620 Euro würde die Modelle preislich zu weit auseinanderbringen.
Das brandneue Kautschukband war anfangs noch etwas steif, macht aber, was es soll, und befestigt den Scafograf sicher per Dornschließe am Handgelenk. Besonders auffällig spielt dieser im Alltag die perfekte Ablesbarkeit aus, die sich nicht zuletzt durch das große Zifferblatt und die klar zu unterscheidenden Zeiger für Stunden und Minuten ergibt. Auch die griffige Lünette mit Keramikeinsatz und Leuchtmittelauflage ist mir positiv aufgefallen.
PB: Keine Einwände zu dem von Tobias betonten Tragekomfort der Doxa. Zur Ehrenrettung der wirklich etwas einfach gemachten Faltschließe sei gesagt, dass der Aufpreis zur Version am Kautschukband nur 40 Euro beträgt. Aber davon abgesehen stört mich die Blechschließe mit Sicherheitsüberwurf überhaupt nicht, denn sie passt wunderbar ins klassische Erscheinungsbild der Uhr. Faltschließen aus dem Vollen zu fräsen, wäre vor sechzig Jahren keinem Hersteller auch nur im Traum eingefallen! Insofern hätte ich die Eberhard mit Gliederband gerne zumindest einmal in die Hand genommen, auch wenn sie dadurch aus dem Preisraster gefallen wäre. Die ganze Machart dieser Taucheruhr ist auf eine luxuriöse Weise modern, sodass das mutmaßlich massive und schwere Gliederband sie in eine andere Kategorie katapultiert hätte. In puncto Ablesbarkeit schneidet die Eberhard besser ab als die Doxa, obwohl ich die riesigen Indexdreiecke für etwas übertrieben halte. Beide Drehlünetten rasten sauber und sind beruhigend schwergängig. Die der Doxa ist an ihrer schmalen Peripherie sogar überraschend gut zu greifen. Etwas irritierend finde ich die Zeigerform, denn mit dem dicken Zeiger assoziiert man doch gemeinhin den Stundenzeiger und mit dem dünnen den Minutenzeiger. Der Dicke ist aber bei der Sub gleichzeitig lang und der Dünne kurz …
TBS: Für den direkten Vergleich ist es von Vorteil, dass beide Modelle mit demselben Uhrwerk ausgestattet sind. Nachdem jahrelang das ETA Kaliber 2824 ein Standard für Dreizeigeruhren war, hat diesen Status wegen der restriktiven Distributionspolitik der Swatch Group inzwischen das Sellita SW 200 mit 26 Lagersteinen. Es wird in den meisten Mittelklassemodellen von Marken verbaut und weist eine Gangautonomie von 38 Stunden nach Vollaufzug auf.
Obwohl in beiden Uhren dieselbe Technik steckt, leistet sich Doxa bei der Sub 300 noch das Upgrade zur Chronometer-Zertifizierung bei der COSC und gilt damit als besonders genau. Diese Zertifizierung gibt es bei Eberhard nicht. An meinem Handgelenk war die Doxa nach einem Tag ca. 1 Sekunde im Nachgang, die Eberhard dagegen lief 2 Sekunden zu schnell. Das liegt in beiden Fällen deutlich innerhalb der Chronometernorm.
Die Eberhard hat gegen die Doxa noch ein Ass im Ärmel, denn sie ist auf der linken Gehäuseflanke mit einem Heliumventil ausgestattet, das beim Sättigungstauchen dafür sorgt, dass der Atemluft zugefügtes Helium aus dem Gehäuseinneren entweichen kann, ohne das Glas von innen abzusprengen. Und auch das Zifferblatt der Eberhard ist im direkten Vergleich deutlich aufwendiger gemacht: Die aufgesetzten Stundenmarker und der erhabene Rahmen ums Datum laufen den gedruckten Details der Doxa den Rang ab.
PB: Wirklich überrascht hat mich das gute Gangergebnis der Eberhard nicht, denn man erkennt an zahlreichen Details die Sorgfalt in der Verarbeitung – warum sollten die Uhrmacher in La Chaux-de-Fonds ausgerechnet bei der Abschlusskontrolle der Gangwerte schludern? Tobias’ Lob für das Heliumventil kann ich nicht nachvollziehen. Aber ich tauche nicht, ich schwimme, weshalb sich mir vielleicht einfach der Sinn eines solchen Ventils nicht erschließt. Aber wie viele Taucher (Profis und Amateure) waren schon einmal in einer Tauchstation? Und wie viele Taucheruhren mit Heliumventil werden jährlich verkauft? Es scheint also doch etwas dran zu sein … Was die Gangwerte am Handgelenk betrifft, so hat die Überprüfung auf unserer Witschi-Zeitwaage die gute Performance am Arm bestätigt: Beide Uhren liefen leicht ins Plus, am Tag exakt 2,8 Sekunden, wie siamesische Zwillinge. Und beide zeigten einen deutlichen Vorgang in den liegenden Lagen, also mit Zifferblatt oben oder unten, die Eberhard ein bisschen ausgeprägter als die Doxa. Aber unterm Strich tadellose, sogar sehr gute Werte.
TBS: Darf’s ein bisschen knalliger sein? Das Orange der Sub 300 Professional ist schon ein Statement. Wer es mag, wird sie lieben. Besonders für diejenigen, die schon mehrere Uhren im klassischen Taucheruhren-Schema zu Hause haben, ist die Doxa eine verlockende Abwechslung. Zwar gefallen mir das Gehäuse und der exotische Look, aber das Orange wäre mir wohl ein bisschen zu auffällig. Darum würde ich dem Scafograf den Vortritt lassen, ihn aber wohl vorrangig am Leder- oder NATO-Band zum Schreibtischtauchen nutzen. Das Heliumventil jedenfalls bräuchte auch ich wohl eher nicht.
PB: Auf die Gefahr hin, dass mich meine Frau ständig damit necken wird, würde ich zur Sub 300 Professional mit orangefarbenem Zifferblatt greifen. Mich überzeugt die verblüffende Originaltreue, die nicht zu Lasten der heutzutage geforderten Qualität geht. In diesem Punkt hat der Scafograf 300 zwar die Nase vorn, aber die Zugeständnisse an die hohen Ansprüche nehmen der Uhr tatsächlich etwas von ihrer Authentizität, die sich letzten Endes auf ein – zugegebenermaßen sehr schön gemachtes – Zifferblatt-Remake beschränkt. Und mit Gliederband wäre sie mir letztlich auch zu teuer.
Text: Peter Braun, Tobias Schaefer
Bilder: Tobias Schaefer