Breitling Cosmonaute B12Herausforderung
Mit 24-Stunden-Zeitanzeige und Rechenschieber-Skala gibt der neue Chronograph Cosmonaute dem unbedarften Betrachter gleich zwei Rätsel auf.
Das Kaliber 11 beziehungsweise «Chrono-Matic» schloss vor 50 Jahren eine für Uhrenfans schmerzliche Lücke – als Chronographenwerk mit Automatikaufzug. Dazu waren Jahre der Entwicklung erforderlich, die ausgemachte Konkurrenten vereint hatten: die Uhrenhersteller Breitling und Heuer, den Werkehersteller Büren sowie den Chronographenspezialisten Dubois-Dépraz. Diese Firmen brachten in den 1960er Jahren gemeinsam das «Projekt 99» - so der Arbeitstitel – auf den Weg.
1966 unterschrieb das Quartett eine Vereinbarung. Breitling, Heuer und Büren sicherten sich darin die Exklusivität für den Vertrieb des geplanten Uhrwerks; Dépraz & Cie. sollte die Entwicklung und die Herstellung des Chronographenmechanismus übernehmen.
Außerdem einigte man sich über Details zum Uhrwerk und das Konstruktionsprinzip. Wesentlicher Bestandteil des Kalibers sollte der 1954 eingeführte dezentral angeordnete Mikro- oder Planetenrotor von Büren sein. Der Chronographenmechanismus sollte auf eine separate Platine montiert und mit Schrauben brückenseitig – also hinten – auf dem Werk befestigt werden. Gemeinsam entschied man sich auch, die Krone auf die linke Seite des Gehäuses zu verlegen, während die Chronographendrücker auf der rechten Gehäuseseite verbleiben sollten.
1968 war die Konstruktion abgeschlossen. Entstanden war ein im Durchmesser 31 Millimeter großes und 7,7 Millimeter hohes Uhrwerk auf der Basis des modifizierten Intramatic-Kalibers 1322 von Büren. Kombiniert wurde es mit dem Chronographenmodul 8510 von Dépraz & Cie. mit Schwingtriebkupplung und Kulissenschaltung. Die ersten Prototypen wurden ab dem Sommer 1968 ausführlich getestet.
Die Vorstellung des neuen Uhrwerks und neuer Uhrenmodelle plante man als großes Ereignis bei Pressekonferenzen zeitgleich in Genf und New York. Als Termin entschied man sich für den 3. März 1969.
Dann aber kam der 10. Januar 1969. Jack Heuer erinnert sich in seiner Autobiografie: «Ich blickte morgens in meine Lokalzeitung und hätte mich fast an meinem Kaffee verschluckt. Da stand eine kleine Meldung, dass die Schweizer Uhrenfirma Zenith den weltweit ersten Automatik-Chronographen ‹El Primero› entwickelt habe und dass es einen funktionierenden Prototyp gebe.»
Schnell trafen sich die Beteiligten des Projekts 99 zu einer Besprechung und entschieden sich, die Geschichte einfach zu ignorieren. Tatsächlich interessierten sich die Zeitgenossen kaum für die Meldung rund um Zeniths El Primero. Bei den Pressekonferenzen, bei denen im März 1969 das Geheimnis um das Projekt 99 endlich gelüftet wurde, habe jedenfalls nicht ein Journalist nach dem Konkurrenzprodukt gefragt, erinnerte sich Jack Heuer später: «Vielleicht hatten sie die Nachricht nicht gelesen. Denn ich glaube, sie war in der Schweiz nur von ein paar Regionalzeitungen veröffentlicht worden.»
Stattdessen konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Fachwelt auf Genf und New York, wo im März 1969 die Vertreter der am Projekt 99 beteiligten Firmen den technischen Durchbruch präsentierten. Gezeigt wurden übrigens nicht nur das neue Kaliber, sondern auch die neuen Automatik-Chronographen von Heuer und Breitling.
Bei ihren neuen Modellen setzten die Marken Heuer und Breitling auf bewährte Bestseller: Heuer stattete den Autavia- und den Carrera- Chronographen mit dem neuen Kaliber aus. Und man schuf mit einem völlig neuen Design eine Uhrenikone – den Chronographen Monaco. Breitling stattete die beiden Leadermodelle Navitimer und Chronomat mit dem neuen Automatikwerk aus. Dabei verfolgte man einen avantgardistischen Stil und entschied sich für eine strengere und markantere Linienführung. Vorgestellt wurden auch ein kissenförmiger Chronograph sowie ein Modell mit tonneauförmigem Gehäuse und Taucherlünette.
Nicht nur diese Uhren wurden in den nächsten Jahren weiterentwickelt – auch das Kaliber 11 veränderte sich, wurde in Details verbessert und in Kaliber 12 umbenannt. Fortentwicklungen waren schließlich das Kaliber 14 mit einer GMT-Funktion und das Kaliber 15 mit einer Kleinen Sekunde anstelle des 12-Stunden-Zählers. Sie alle wurden bis Ende der 1970er Jahre produziert.
Text: Iris Wimmer-Olbort
50 Jahre Automatikchronograph: El Primero von Zenith
Der erste Automatikchronograph von Seiko: das Kaliber 6139
Jubiläumskollektion Monaco von TAG Heuer