50 Jahre Automatik-Chronograph

Das Zenith Kaliber El Primero

Die besten Geschichten schreibt das Leben: Rund um das Chronographenkaliber von Zenith ranken sich zahlreiche Anekdoten – von der Premiere über die dramatische Rettung bis hin zum aktuellen Jubiläum. Das El Primero wird 50!
Zenith El Primero
Die zweite Generation: Nach einer Überarbeitung benannte Zenith das El Primero in Kaliber 400 um.

El Primero heißt «der Erste», und dieser Name ist überaus bedeutungsvoll. Denn er steht sowohl für eine zeitliche Einordnung als auch für den Anspruch von Zenith. Die Uhrenmarke stellte das neue Uhrwerkkaliber am 10. Januar 1969 in Genf vor – als weltweit ersten Chronographen mit automatischem Aufzug. Zudem signalisierte der Name, dass Zenith sich in der ersten Riege der Schweizer Uhrenbranche sah.

Tatsächlich hat das Kaliber El Primero bis heute den Nimbus eines führenden Kalibers. Bei seiner Präsentation setzte es einen neuen technologischen Maßstab, es hat eine lange Geschichte und wurde sogar von anderen Uhrenmarken wie Rolex, Ebel, Panerai und Parmigiani verwendet.

Die Historie nahm ihren Anfang in der Mitte der 1960er Jahre. Damals gab es lediglich Chronographen mit Handaufzugswerken, denn Automatikaufzug und Chronographenkadratur stehen sich bei einem Uhrwerk gegenseitig im Weg. Diese Herausforderung nahm Zenith ab 1965 an, und auch Seiko sowie eine Gruppe rund um Heuer und Breitling machten sich an die Konstruktion eines Automatik-Chronographen.

Der Sieger heißt Zenith

Zenith El Primero
Typisch für die späten 1960er Jahre: Modell aus der Anfangszeit des El Primero, von 1969.

Mit der Lancierung im Jahr 1969 hatte Zenith allerdings die Nase vorn und stellte das erste serienreife Uhrwerk mit der Bezeichnung 3019 PHC unter dem Spitznamen «El Primero» vor. Dabei handelt es sich um ein integriertes Chronographenkaliber mit einem Durchmesser von 29,33 Millimetern, 31 Lagersteinen und einer Höhe von 6,5 Millimetern. Dieser recht flache Gesamteindruck war durch die Integration des Aufzugsmechanismus in das Werk möglich.

Die größte Neuerung von El Primero war seine hohe Frequenz: Die Unruh schwang mit rasanten 36.000 Halbschwingungen pro Stunde – das entspricht fünf Hertz und machte sich mit einem rasanten Ticken bemerkbar. Als Folge dieser schnellen Gangart vollführte die zentrale Chronographen-Sekunde zehn Mini-Schrittchen pro Sekunde. Dies ermöglichte wiederum erstmals das Messen von Zehntelsekunden mit einer mechanischen Armbanduhr, ablesbar gemacht durch die exakte Stricheinteilung auf dem Zifferblatt. Die Steuerung des Chronographen erfolgte noch über ein aufwendiges Schaltrad anstelle einer einfacher zu fertigenden Kulissenschaltung, die erst später populär werden sollte.

Die Kraft stammte aus einem großzügig bemessenen Federhaus. Dieses führte zusammen mit dem beidseitig aufziehenden, kugelgelagerten und extrem leichtgängigen Rotor zu einem weiteren Charakteristikum: Das Kaliber El Primero bot eine Gangreserve von mehr als 50 Stunden – sehr modern im  Vergleich zu den seinerzeit noch üblichen rund 35 Stunden der Handaufzugswerke.

Kritik bei der Premiere

So fasziniert die Zeitgenossen vom Kaliber El Primero auch waren: Kritiker sparten nicht mit der Nennung möglicher Schwachstellen. Zum Beispiel stellten die 280 Einzelteile des Grundwerks eine Herausforderung an den Service-Uhrmacher dar. Immerhin hatte er damit rund hundert Komponenten mehr zu bearbeiten als bei dem wenige Jahre später präsentierten Valjoux Chronographenwerk 7750.

Auch die Frequenz von 36.000 Halbschwingungen weckte das Misstrauen der Zeitgenossen. Sie mahnten, dass durch die schnelle Bewegung des Ankerrads das Öl von dessen Zähnen regelrecht weggeschleudert würde und dieser sensible Bereich daher bald ohne Schmierung arbeiten könnte. Dieses Risiko hatten die Konstrukteure durch den Einsatz einer Trockenschmierung auf der Basis von Molybdän-Bisulfid allerdings behoben. So wurde die hohe Unruhfrequenz zu einem wichtigen Pluspunkt: Schnelle Schwingsysteme können Erschütterungen oder Stöße leichter kompensieren, was der Präzision zugutekommt.

Ein weiterer Kritikpunkt bezog sich auf die Handhabung: Das El Primero bietet zwar eine Datumsschnellschaltung über die Krone, allerdings in einer anderen Kronenposition als gewohnt. Wird die Krone gezogen, wird in der ersten Rastung die Zeit verstellt. Erst weiteres Ziehen der Krone in die nächste Rastposition ermöglicht die schnelle Verstellung des Datums. Also genau umgekehrt, wie man es von anderen Uhrwerken gewohnt war. Und: Bei gezogener Krone lief der Sekundenzeiger weiter, was die präzise Zeiteinstellung erschwerte. Beklagt wurde folglich auch das Fehlen eines Sekundenstopps.

Trotzdem ein Erfolg

Dennoch ging das El Primero erfolgreich an den Start: Seinen ersten Auftritt hatte das Werk in dem Edelstahlmodell AH 385 sowie in zwei Golduhren, GH 381 und GH 383. Bald folgte ein zweites Uhrwerk, das Kaliber 3019  PHF mit der Bezeichnung «Espada». Es bot zusätzlich Vollkalender und Mondphase.

Iris Wimmer-Olbort

Lesen Sie mehr über 50 Jahre Automatikchronograph:

Teil 2: Die Rettung des El Primero

Teil 3: Das El Primero heute

Testen Sie Ihr Wissen:

Hier geht es zu unserem Quiz rund um das El Primero

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