Technik: IWC Ingenieur

Zurück in die Zukunft

Juli 2025. Die IWC Ingenieur «Jumbo» unseres Autors hat ein außergewöhnliches Schicksal. Sie begann ihre Karriere mit einem Quarzwerk und wurde unlängst auf ein IWC-Automatik-Kaliber umgerüstet – nachdem die Manufaktur schon zuvor einen solchen Umbau angeboten hatte.
Eine «Jumbo», wie sie im Buche steht, ausgestattet mit den korrekten Insignien – und dem «richtigen» Uhrwerk

Die Geschichte der hier dokumentierten Uhr begann Ende der siebziger Jahre. Unter der Referenznummer 3003 wurde sie am 25.11.1978 von Juwelier Hülse GmbH auf dem Kurfürstendamm in Berlin verkauft. Da war sie mit einem Quarzwerk vom Kaliber ETA 2405 ausgestattet, das nach der Produktionseinstellung des automatischen IWC Manufakturkalibers 8541 im Jahr 1974 als Standard-Uhrwerk für die Ingenieur SL verwendet wurde. Oder vielleicht auch nicht. Kurioserweise trug die Uhr nämlich die Referenznummer 1832 im Schraubboden eingeschlagen, und die steht für die Automatik-Variante der Ingenieur. Offenbar erforderte der Einbau des «moderneren» Quarzwerks keine Anpassung der um knapp einen Millimeter höheren Gehäuseschale.

Mal Quarz, mal Automatik

Ihr Leben hatte die Ingenieur SL 1978 als Ref. 3003 mit Quarzwerk begonnen.

Dass auch nach dem offiziellen Produktionsende des feinen IWC-Automatikwerks immer wieder Ingenieure mit dem Kaliber 8541 bzw. 8541 B ausgeliefert wurden, lässt sich anhand einer 1979 bei Juwelier Eyck in Eindhoven (NL) verkauften Ingenieur SL belegen, die als Referenz 1832 gekennzeichnet und mit einem Automatikwerk ausgerüstet war. Fünf Jahre nach dem Auslaufen der Kaliberproduktion gab es offiziell zwar keine Mechanik-Referenz 1832 mehr, doch offenbar noch genügend Uhrwerke, um traditionsbewusste Ingenieur-Freunde zu bedienen.

Im Zuge der Erkundigungen bei IWC-Museumskurator Dr. David Seyffer bestätigte dieser, dass fabrikseitige Um- bzw. Rückbauten auf Mechanikwerke in den Stammbüchern verzeichnet sind. Noch häufi ger wurden jedoch wohl «alte» Ingenieur-Automatikmodelle auf «modernere» Quarzwerke umgebaut, was zum Teil bereits in Schaffhausen erfolgte – noch vor der Auslieferung. Mechanische Uhren standen Ende der siebziger Jahre bei den Kunden nicht sehr hoch im Kurs.

Wie sich die Zeiten ändern

Der Umbau auf Automatikwerk war relativ einfach, denn Gehäuse und Boden sind bei den Referenzen 3003 und 1832 identisch.

Als die hier vorliegende Ingenieur SL «Jumbo» im Herbst 2013 von einem Vorbesitzer zu einem großen Service bei Juwelier Mayer in Augsburg eingereicht wurde, erhielt Inhaber Bernhard Sieber von der IWC aus Schaffhausen ein schriftliches Angebot, die Referenz 3003 auf Referenz 1832 umzubauen, also mit einem neuen Automatikwerk auszustatten, für 3400 Schweizer Franken. Dieses aus heutiger Sicht äußerst verlockende Angebot lehnte der damalige Besitzer indes ab.

Nachdem die Ingenieur SL im letzten Jahr vom Kunstauktionshaus Georg Rehm in Augsburg zu einem sehr vorteilhaften Preis erworben werden konnte, sollte sie endlich in den Genuss des einzig satisfaktionsfähigen IWC-Automatikwerks kommen. Die Uhr wurde bei Uhrmachermeister Wagenknecht in Donauwörth eingereicht, zusammen mit einem Uhrwerk vom Kaliber 8541 B, einem originalen Zifferblatt der Referenz 1832 mit dem Aufdruck «Ingenieur SL» ohne «Quartz» samt schwarzer Datumsscheibe, einem neuen Satz Zeiger, einer neuen Aufzugswelle und Werkhaltelaschen mit Schrauben. Die Beschaffung der Teile kostete ca. 3700 Euro, Werkrevision und Umbau schlugen mit 820 Euro zu Buche, die Aufarbeitung von Band und Gehäuse bei einer Spezialfirma kostete weitere 300 Euro.

Wenn man bedenkt, dass eine Ingenieur SL «Jumbo» Ref. 1832 derzeit zu Preisen zwischen 20.000 und 36.000 Euro gehandelt wird, hat sich selbst dieser immense Aufwand zur Wiederherstellung des erstrebenswerten Originalzustands mit magnetfeldgeschütztem Automatikwerk gelohnt. Zumal wenn man der Meinung ist, dass die Uhr 1978 wohl eher versehentlich mit einem Quarzwerk ausgestattet wurde …

Text: Michael Mehltretter

Bilder: Peter Milde

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