Smartwatches für Sportler

Sommer 2021 Outdoor Spezial

August 2021. Für Aktivitäten vor der Tür bindet man sich gern mal eine Smartwatch um. So wird die teure mechanische Uhr nicht verschraddelt, und obendrein haben ambitionierte Selbstvermesser die Möglichkeit, sich an der eigenen Leistungssteigerung zu ergötzen.
TAG Heuer Connected

Smart nach draußen

Der Schreiber dieser Zeilen ist gleichermaßen uhren- und sportbegeistert. Und weil der Mensch ja zwei Arme hat, bindet er sich an den linken eine schöne mechanische Uhr und an den rechten eine Sport-Smartwatch. Das bedarf allerdings einer gewissen Leidensfähigkeit. Je nachdem, in welchem Umfeld man sich bewegt, hat meist einer etwas zu nörgeln. Die Sportler meinen oft, so eine mechanische Uhr sei nur unnötig teuer und könne im Grunde sowieso fast nix, und die Uhrenfraktion deklamiert, so eine Smartwatch sei ja gar keine Uhr, sondern ein Computer am Handgelenk. Das stimmt ja auch beides, und doch auch wieder nicht.


Garmin Marq-Linie

Garmin MARQ Edition

Smartwatches, die in puncto Ausstattung mit einer guten mechanischen Uhr mithalten können, bietet zum Beispiel Garmin mit seiner Marq-Linie an. Diese Uhren kommen mit gebürstetem Titangehäuse, gewölbtem Saphirglas und einem ausgeklügelten Bandwechselsystem inklusive hochwertiger Bänder in allen erdenklichen Materialien. Wir haben uns passend fürs Thema Outdoor das Modell «Adventurer» ausgewählt. Produktmanager Martin Resch gibt sich selbstbewusst: «Unser Ziel ist es, für jeden Anwendungsbereich ein perfektes Instrument am Handgelenk anzubieten, eine echte Tool Watch eben.»

Das wichtigste Werkzeug für den Abenteurer ist die Navigation mit Kartendarstellung. Dabei kann das Unternehmen Garmin, das mit Navigationsgeräten groß geworden ist, auf über Jahrzehnte entwickeltes und gepflegtes Kartenmaterial zurückgreifen. Bezahlfunktion, zahlreiche Fitness-Anwendungen oder auch eine Musik-Abspielfunktion gehören ebenfalls dazu. Ein eigenes Betriebssystem gibt Garmin die komplette Hoheit über die Funktionen der Smartwatch. Leicht ist die Marq allerdings nicht: Mit Silikonarmband kratzt sie an der 100-Gramm-Grenze. Und mit dem geforderten Preis von 1750 Euro ist sie auch nicht gerade günstig. Dafür bietet sie eine Batterielaufzeit von deutlich über einer Woche im Smartwatch-Modus und mehr als 24 Stunden im GPS-Modus. Davon haben wir uns selbst überzeugt.


Garmin Instinct Solar

Garmin Instinct Solar

Das deutlich günstigere Garmin-Schwestermodell Instinct Solar (350 Euro) haben wir noch nicht ausprobiert, doch von der Papierform her macht sie einen guten Eindruck. Der Preis prädestiniert sie als Zweituhr, die man am Strand (wasserdicht bis 100 m) oder auf Wanderungen trägt, während das mechanische Schätzchen im Hotelsafe auf den Einsatz beim Dinner wartet. Die Robustheit des Gehäuses wurde nach Militärstandards geprüft, das kratzfeste Gorilla-Glas schützt das Display gegen Kratzer und Schläge. Moderne Solartechnik im Zifferblatt verlängert die ohnehin üppige Akkulaufzeit. Im Smartwatch-Modus hält der Akku laut Hersteller bis zu 54 Tage, im Spar-Modus sogar noch länger. Vorinstallierte Aktivitätsprofile für Surfen, Schwimmen, Laufen, Radfahren, Wandern, Krafttraining, Rudern und mehr laden zum Sporteln ein. Der Zugang zu mehreren globalen Navigationssatellitensystemen (GPS, GLONASS und Galileo) hilft bei der Navigation. Wer die Instinct Solar trägt, muss Farbe bekennen, denn sie ist in fünf Varianten erhältlich: Grau, Rot, Gelb, Lila und Dunkelblau.


Casio G-Shock-Linie

Casio G-Shock-Linie

Bei der Gestaltung der Instinct Solar hatte Garmin offensichtlich den Wettbewerb im Blick, denn man hat einige Anleihen bei der Casio G-Shock-Linie genommen. Das ist nicht verkehrt, denn die G-Shock ist seit drei Jahrzehnten ein Renner unter den Outdoor-Uhren, mit der wir lange vor Smartwatch-Zeiten gute Erfahrungen beim Wandern und Bergsteigen gemacht haben. Nun wird auch dieser Klassiker «smart», zum Beispiel in Form des Modells GG-B100-1A3ER mit dem schönen Beinamen «Mudmaster» (350 Euro), das genauso viel wie die Instinct kostet. Der «Schlamm-Meister» verfügt – Uhrentraditionalisten werden dies wohlwollend bemerken – über ein klassisches Zifferblatt mit analogen Zeigern. Eine Richtungsanzeige in der oberen und eine Digitalanzeige in der unteren Hälfte ergänzen das Zifferblatt, das von einem Mineralglas geschützt wird. Sensoren und Elektronik sind in einem robusten Gehäuse aus karbonverstärktem Kunststoff (Resin) untergebracht. Die Uhr wird von einer Batterie (CR2025) versorgt, die etwa zwei Jahre lang halten soll, dann aber gewechselt werden muss. Mit gut 55 mm Durchmesser und einer Höhe von 19,3 mm ist auch der Mudmaster ein echter Bolide. Um sich mit dieser Uhr zurechtzufinden, sollte man die 40-seitige Bedienungsanleitung auf jeden Fall von der Produktseite herunterladen. Neben der Uhrzeit bietet die Casio einen Richtungssensor zur Navigation, die im Zusammenspiel mit dem Smartphone noch verfeinert werden kann. Ein Drucksensor ermöglicht barometrische Höhenmessung. Wenn man die Uhr mit dem Smartphone koppelt, wird die Uhrzeit synchronisiert und zeigt so weltweit die aktuelle Ortszeit an.


Tissot T-Touch

Tissot T-Touch

Nicht nur Casio, sondern auch mancher Schweizer Uhrenhersteller setzt bei Smartwatches auf Hybrid und kombiniert analoges Zeigerspiel mit digitalen Zusatzfunktionen. Insofern gehört die Quarzuhr Tissot T-Touch wohl zu den frühesten Smartwatches, schließlich ermöglichte ein berührungsempfindliches Glas die Anwahl vieler verschiedener Zusatzfunktionen wie Höhenmesser, Kompass, Weltzeit und Alarmfunktion. Die T-Touch Connect Solar, Nachfolgerin der T-Touch Expert Solar, ermöglicht nun zusätzlich die Kopplung mit dem Smartphone. Der Preis bewegt sich je nach Ausstattung zwischen 960 und 1060 Euro, die Akkulaufzeit beträgt dank eines Solarmoduls im Zifferblatt rund sechs Monate. Aufgeladen wird die Uhr, wenn nötig, über eine induktiv arbeitende Ladeschale. Mit einem Durchmesser von 47 mm und einer Höhe von 15,3 mm ist sie zwar kleiner als die Casio, macht aber optisch noch immer mächtig Eindruck. Das Gewicht beträgt 92 Gramm, das Gehäuse besteht aus satiniertem oder mit PVD beschichtetem Titan, die Lünette aus Keramik. Zusätzlich zu den bekannten T-Touch-Funktionen bietet die Connect Solar einen Schrittzähler und die Übertragung von Nachrichten und Anrufen vom Smartphone. Doch erst wenn das eingebaute GPS-Modul über ein Update (Tissot arbeitet mit einem eigenen Betriebssystem) aktiviert wird, lässt sich die Tissot als vollwertige Sport-Smartwatch nutzen, mit der man auch seine sportlichen Aktivitäten messen und registrieren kann.


Alpina AlpinerX Alive

Outdoor Alpina

Der erste Schweizer Uhrenhersteller, der eine hybride Smartwatch lancierte, war Frederique Constant mit seiner sportlichen Schwestermarke Alpina. Eingestiegen sind die Genfer mit der AlpinerX, einer Quarzuhr mit integriertem Schrittzähler und Ruhezeitmesser. Jetzt ist die AlpinerX Alive am Start, die erstmals über einen kleinen farbigen Touchscreen verfügt. Zudem hat die AlpinerX Alive einen optischen Pulsmesser erhalten. Die Technologie dazu stammt von Partner Philips. Alpina führte eigenen Aussagen zufolge Vergleiche mit mehreren Anbietern durch. Hinsichtlich der Genauigkeit überzeugte Philips letztlich am meisten.

Wie die deutlich teurere Garmin Marq verfügt die AlpinerX Alive außerdem über einen Hydrationstracker, die intelligente Uhr kann also den Flüssigkeitshaushalt ihres Trägers im Auge behalten. Ferner verfügt sie über ein GPS-Modul, das die Aufzeichnung sportlicher Aktivitäten ermöglicht. Gespeichert wird dies auf einer Smartphone-App, die wie das gesamte Betriebssystem eine Eigenentwicklung ist. Kritikwürdig ist allerdings die fummelige Ladeklemme. Die AlpinerX Alive ist wahlweise mit einem Gehäuse aus GFK (995 Euro) oder Edelstahl (1295 Euro) zu haben – mit jeweils 45 mm Durchmesser.


TAG Heuer Connected

TAG Heuer Connected

Auch bei der TAG Heuer Connected könnte man meinen, es mit einer Hybrid-Smartwatch zu tun zu haben. Doch erliegt man hier einer Illusion, die der Technik geschuldet ist – also einer App mit Zifferblattdesigns, die einer klassischen Carrera entsprechen und dank des hochauflösenden TFT-Displays gestochen scharf dargestellt werden. Mit einem Preis von rund 1700 Euro ist die Connected eine Luxus-Smartwatch und tritt damit beispielsweise gegen die eingangs vorgestellte Garmin Marq an. Weil sich TAG Heuer in der Ausstattung an seinen klassischen Uhren orientiert, werden nur Gehäuse aus Titan oder Edelstahl angeboten, und so macht die Connected optisch und haptisch einen erstklassigen Eindruck. In der Funktion allerdings muss der TAG-Heuer-Besitzer Abstriche machen. Kritik ruft insbesondere die kurze Akkulaufzeit hervor: Die Uhr muss jeden Tag geladen werden. Das geschieht über einen mit Pins besetzten Ladepuck, der uns ebenso wenig erfreut wie die Alpina-Ladeklemme. Leider verfügt TAG Heuer, respektive der LVMH-Konzern, über kein proprietäres Betriebssystem, sondern verlässt sich auf Googles Wear OS, das, vorsichtig formuliert, seinen Zenit schon überschritten hat. Die Uhr erfasst GPS-Daten und Herzfrequenz und kann folgende Aktivitäten tracken: Laufen, Radfahren, Gehen und Golf. Schwimmaktivitäten lassen sich nicht aufzeichnen.

Text: Martin Häußermann


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