Uhren & Autos: RolexErfolg auf der Langstrecke
Die Marke mit der goldenen Krone konzentriert sich zukünftig auf die Langstrecken-Weltmeisterschaft und das «Race around the Clock».
Vor genau 15 Jahren fiel in Genf eine wichtige Entscheidung. Rolex kaufte die bis dahin rechtlich und wirtschaftlich selbstständige Uhrwerkefabrik Manufacture des Montres Rolex SA, Biel und integrierte sie in die Rolex SA, Genf. Damit schlug man zwei Fliegen mit einer Klappe: die Kontrolle über einen existenziell wichtigen Lieferanten und die Sicherung des wohl wichtigsten Exportmarkts des Hauses.
Bei Rolex Biel werden nicht nur alle Uhrwerke des Hauses hergestellt, sondern Rolex Biel verfügte seinerzeit auch über die Markenrechte für die USA. Das offizielle Statement aus Genf lautete damals: «Das kommt einem epochalen Schritt gleich, der die Marke nachhaltig stärken wird.» Dem ist wohl nicht zu widersprechen.
Seither hat sich in Biel einiges getan. Die Produktionsfläche ist durch den 2012 entstandenen Neubau am Nordrand der Stadt auf aktuell 92.000 Quadratmeter gewachsen, hier arbeiten über 2000 Menschen. Die Produktion ist streng nach Fertigungsprozessen organisiert.
Den größten Maschineneinsatz hat traditionell die Gestellteilefertigung, bei Rolex «Ebauches» genannt. Dabei handelt es sich um die aus Messing gefertigten Platinen, Brücken und Kloben, außerdem kommen noch Kalenderscheiben hinzu. Sämtliche Bohrungen für die Achsen der Triebe werden in einem einzigen Arbeitsgang gestanzt – ein bewährtes Verfahren, um gleichbleibende Achsenabstände sicherzustellen, eine wichtige Voraussetzung für leichten Lauf des Räderwerks und damit höchste Gangpräzision.
Vollautomatische Bearbeitungszentren fräsen und schleifen anschließend die noch rechteckigen Messingplättchen in zahlreichen Bearbeitungsschritten in die richtige Form. Die Maschinen stammen größtenteils von Précitrame, einem Spezialunternehmen, an dem Rolex finanziell beteiligt ist. Sämtliche Ebauche-Teile werden visuell kontrolliert und stichprobenhaft nachgemessen, um bspw. abgenutzte Werkzeuge rechtzeitig zu entdecken und auszutauschen.
Rolex hat sich als einer von wenigen Uhrenherstellern das Know-how der Spiralfertigung erarbeitet – jener Komponente, die maßgeblich zur Ganggenauigkeit einer Uhr beiträgt. Eine eigene Spiralproduktion bedeutet für einen Uhrenhersteller einen nicht zu unterschätzenden strategischen Vorteil. Entwickelt wurde die sogenannte «Parachrom»-Spirale in der Forschungsabteilung in Les Acacias – und dort zunächst auch gefertigt. Inzwischen ist die Spiralproduktion sinnigerweise an den Standort der Uhrwerkeherstellung verlagert worden. Rolex hat sich das Material für seine Spirale selbst gemixt, es enthält Niob und Zirkonium und erscheint zunächst als ein etwa 30 Zentimeter langer, unscheinbarer Metallstab. Nicht nur die Legierung des Grundmaterials ist patentiert, sondern auch die spezielle Fertigungsmethode, für die sich Rolex eine Maschine hat entwickeln lassen, die weltweit einzigartig ist. Grob beschrieben handelt es sich hier um eine Vakuumkammer, in der mithilfe hoher Spannung (5000 Volt) mehrere Stäbe aus verschiedenen Materialien erhitzt, miteinander verdrillt, verschmolzen und wieder abgekühlt werden. Diese Behandlung hat zur Folge, dass die Legierung vollkommen paramagnetisch wird, der Einfluss von Magnetfeldern folglich ohne Auswirkungen auf die Ganggenauigkeit der Uhr bleibt. Hier bildet sich auch die erwähnte schützende Oxidschicht. Durch insgesamt 25 Walz- und Ziehvorgänge werden aus dem 30 Zentimeter langen Stab rund drei Kilometer Spiralfeder, genau 50 Mikron (0,05 Millimeter) stark. Das ist deutlich dünner als ein menschliches Haar, aber im Gegensatz zu diesem von vorn bis hinten gleich dick – zur perfekten Regulierung der für Rolex-Uhren bekannten Ganggenauigkeit.
Rolex in Les Acacias: Firmenzentrale und Endmontage
Rolex in Plan-les-Ouates: Gehäuse und Gliederbandfertigung
Rolex in Chêne-Bourg: Zifferblätter, Keramik und Edelsteine