Lang & Heyne AntonManufaktur Edition
Nur fünf Exemplare des neuen Modells Anton mit Fliegendem Tourbillon werden produziert. Die Rechteckuhr ist längst zum Markenzeichen für Lang & Heyne geworden.
Klassiker haben Konjunktur – auch in Sachsen, wobei man im Erzgebirge schon seit jeher eine eigene Definition des Begriffs «Klassiker» pflegt. Wie man neue Klassiker etabliert, demonstriert seit über fünfundzwanzig Jahren die Marke Nomos Glashütte mit ihren schlichten, aber bis ins Detail ausgefeilten Uhren, die ihre Inspiration aus der Hoch-Zeit des Dessauer Werkbunds und des Bauhaus beziehen.
«Zeitlos» beschreibt den Stil von Tangente, Metro, Ahoi, Campus & Co. wohl am treffendsten, doch es bedarf einer starken visionären Kraft, die Uhren im Spannungsfeld zwischen Klassik und Moderne schweben zu lassen. Der Erfolg der Marke Nomos Glashütte erklärt sich aus der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Verbesserung der Produkte, zuletzt mit der Einführung eines extraflachen Automatik-Uhrwerks («neomatik») aus eigener Fertigung. Mit mittlerweile 12 Grundmodellen in über 100 verschiedenen Varianten hat sich die Manufaktur zum Vollsortimenter entwickelt.
Mit der neuen Linie «Aqua» startet Nomos Glashütte in den Sommer 2017, und zwar gleich mit 16 Modellen aus verschiedenen Kollektionen in verschiedenen Größen und in vier verschiedenen Farben. Als Basis dienen die Modelle Ahoi und Club, die je nach Gehäusedurchmesser (40,3/41,5 oder 36,3/37 mm) mit den Automatik-Manufakturwerken DUW 5101 oder DUW 3001 bestückt werden und neben den bereits bekannten Zifferblattfarben Silberweiß und Nachtblau nun auch in knalligem Signalblau und Signalrot erhältlich sind. Alle Modelle sind wasserdicht bis 200 Meter und mit strapazierfähigen und waschbaren Textilbändern ausgestattet.
Für sportliche Uhren war in Glashütte bislang hauptsächlich die Marke Mühle zuständig, die ihr Know-how aus dem Bereich des Instrumentenbaus und der Schiffsuhren in die Konzeption hochprofessioneller Taucheruhren und Chronographen einfließen lässt.
Das Familienunternehmen erweiterte die Produktpalette in Richtung Eleganz, wobei weder die sprichwörtliche Robustheit noch die hervorragende Ablesbarkeit der Zeitmesser kompromittiert werden durften. Heraus kam die neue Linie «Lunova», die mit einer Dreizeiger-Automatik (mit Datum oder Day-Date) und einem stilistisch eng verwandten Chronographen an den Start geht. Die in den eigenen Werkstätten veredelten Automatikwerke sind mit einer patentierten Spechthals-Feinregulierung und eigenem Aufzugsrotor ausgestattet und werden nach strengen hauseigenen Kriterien quasi nach Chronometernorm einreguliert und geprüft.
Auch Union Glashütte tritt jetzt mit zunehmend sportlicheren Modellen aus dem Schatten der großen Konzernschwester Glashütte Original. Nicht nur die räumliche Trennung, sondern auch die konzeptionelle Eigenständigkeit und ein völlig komplementäres Preissegment sorgen hier für klare Verhältnisse.
Die «Union» bezieht einen Teil der Uhrwerkkomponenten von der Konzernmutter Swatch Group (bzw. ETA) aus der Schweiz und terminiert sie in Glashütte, um den strengen Auflagen an die geschützte Herkunftsbezeichnung («Glashütte-Regel») gerecht zu werden. Einige Bauteile wie Platine, Brücken, Kloben und Aufzugsrotoren werden in den modern eingerichteten Ateliers hergestellt, und auch die Montage von Uhrwerken und Uhren erfolgt in Glashütte.
Neu in der Kollektion ist der Belisar Chronograph Sport mit Karbonfaser-Lünette und seitlichen Flankenpolstern aus Kautschuk. Das Kaliber UNG-27.01 basiert auf einem ETA 7753 mit symmetrisch angeordneten Totalisatoren und einem Korrekturdrücker zur Datumsschnellverstellung bei der «10». Gleich drei verschiedene Bänder zum eigenhändigen Wechseln gehören zum Lieferumfang: braunes Vintage-Leder, schwarzes Textilgewebe und Kautschuk mit Karbon-Optik, jeweils mit Faltschließen ausgestattet.
Die jüngste der Glashütter Uhrenmarken trägt einen großen Namen, der zur Tradition verpflichtet. Die Erben des großen Moritz Grossmann, Gründer der Deutschen Uhrmacherschule und Vordenker der Glashütter Uhrenindustrie, wagen sich nur zaghaft an die Weiterentwicklung der «reinen Lehre» und reagieren mit preislich interessanteren und stilistisch gewagteren Uhren-Kreationen wie der Atum Pure in den Versionen M, G und L auf die Anforderungen der internationalen Märkte.
Die erste Moritz Grossmann mit Edelstahlgehäuse und Manufakturkaliber im Pure-Classic-Finish debütierte als Atum Pure M letztes Jahr und weckte mit ihrer transparenten Zifferblattgestaltung den Appetit der Sammler. Nun wird die Modelllinie um zwei Varianten erweitert. Bei der Atum Pure L (für «Langloch») wird das Kaliber 201.1 in seiner puristischen Schönheit in maximaler Transparenz präsentiert. Die Atum Pure G (für «Grill») gewährt eine dezente Durchsicht und unterstreicht die klassisch-technische Anmutung dieses Zeitmessers.
Das Gehäuse ist in poliertem oder geschwärztem Edelstahl («DLC dianoir») ausgeführt. Die lanzenförmigen Zeiger werden passend zu den Stundenmarkern mit Keramik («HyCeram») in den Farben Weiß, Blau, Grün oder Orange ausgelegt.
Klassische Chronographen in voll integrierter Bauweise – also keine Modulkonstruktion – sind für Manufakturen noch immer ein Ausweis höchster Konstruktions- und Fertigungskompetenz. Dies gilt in besonderem Maße für in relativ großen Stückzahlen industriell hergestellte Chronographen zu halbwegs erschwinglichen Preisen. Überzeugend gelingt dies in Deutschland derzeit nur der Manufaktur Glashütte Original mit dem vor drei Jahren vorgestellten Kaliber 37 mit Flyback-Schaltung und Panoramadatum. Jetzt gibt es den mechanischen Leckerbissen auch im Edelstahlgehäuse mit markantem leuchtstarkem Kontrastzifferblatt.
364 Tage im Jahr darf sich der Träger der neuen 1815 Jahreskalender jeden Morgen darauf freuen, seine neue Lieblingsuhr aufzuziehen, denn im Gegensatz zur Saxonia Jahreskalender mit Automatikwerk und Großdatum folgt das neue Modell von A. Lange & Söhne mit Handaufzugswerk und Zeigerdatum den klassischen Konstruktions- und Gestaltungsprinzipien der 1815-Uhrenfamilie.
Das nur 1,4 Millimeter hohe Kalendermodul erlaubt eine flache Uhrwerkskonstruktion, und doch sind alle Anzeigen vorhanden: Stunden, Minuten, Kleine Sekunde, Datum, Wochentag, Monat und Mondphase, stets korrekt angegeben bis zum letzten Tag im Februar. In der Nacht zum 1. März muss man dem Mechanismus auf die Sprünge helfen, denn er kennt zwar die Monate mit 30 und 31 Tagen, doch beim kurzen Februar mit seinem nur alle vier Jahre eingeschobenen Schalttag muss er passen. Zum Glück lässt sich der Datumssprung – ohne die anderen Anzeigen – mit einem versenkten Korrekturdrücker manuell auslösen.
Zum Schluss unserer kleinen Neuheiten-Umschau wird es noch einmal so richtig klassisch, doch kommt die Nachricht nicht aus der sächsischen Provinz, sondern aus der Landeshauptstadt Dresden. Dort hat die Marke Lang & Heyne ihren Sitz, und die wagt sich an eine ziemlich große rechteckige Uhr, die dank ihrer sanften Wölbung aber angenehm am Arm liegt. Traditionell benennt Firmenchef Marco Lang seine Uhren nach sächsischen Landesfürsten, und so heißt seine neue Kreation «Georg», nach Georg dem Bärtigen (1471‒1539), einem geradlinigen Mann mit strengen Moralvorstellungen.
In eine rechteckige Uhr gehört natürlich ein rechteckiges Uhrwerk, und das Caliber VIII mit Handaufzug füllt die Schale zur Gänze aus. Die interessante Konstruktion mit ihren interessanten Räderwerkkloben ermöglicht durch die etwas nach oben aus der Mitte versetzte Achse von Stunden- und Minutenzeiger eine ungewöhnlich große «Kleine» Sekunde mit einem Skalendurchmesser von rekordverdächtigen 14,5 Millimetern.
Das Spektrum neuer Armbanduhren aus Sachsen ist so breit gefächert wie nie zuvor und bietet höchste handwerkliche Qualität «made in Germany». Zurückhaltende Preisgestaltung bei den Marken im mittleren Preissegment und außergewöhnliche Kreationen in der Luxusklasse sichern den Anbietern aus dem Osten Deutschlands ein treues Publikum und helfen bei der Erschließung neuer Märkte außerhalb Europas.
Text: Peter Braun
Askania – die Berliner Uhrenmarke
D. Dornblüth & Sohn aus Kalbe/Milde
Junghans Museum im Terrassenbau
Manufakturbesuch bei Lehmann Präzisionsuhren
TEIL 1: Südschwarzwald – von Hanhart bis Lehmann und Jacques Etoile
TEIL 2: Junghans in Schramberg
TEIL 3: Nordschwarzwald und rund um Pforzheim