Maurice Lacroix Aikon Blue PVD vs. Davosa Argonautic Monochrome

Blauer Dunst

April 2025. Dunkelblau bedampft sind bei dieser Ausgabe der «Probezeit» nicht nur die Zifferblätter der ausgewählten Sportuhren von Davosa und Maurice Lacroix, sondern auch die Gehäuse.
Die Sondermodelle von Maurice Lacroix und Davosa sind vollflächig mit einer blauen PVD-Beschichtung versehen.

Mit der Argonautic Monochrome und der Aikon Blue PVD haben Davosa und Maurice Lacroix offenbar eine ähnliche Idee gehabt. Beide Marken beschichten die Gehäuse ihrer auf 200 bzw. 888 Exemplare limitierten Erfolgsmodelle per Physical Vapor Deposition (PVD) in einem dunklen Blauton. Bei diesem Prozess, der auf Deutsch physikalische Gasphasenabscheidung heißt, wird – stark vereinfacht ausgedrückt – der feste Beschichtungsstoff bei extrem hohen Temperaturen in einer Vakuumkammer verdampft. Der in unserem Fall blaue Dunst trifft auf das Werkstück und kondensiert dort in Schichten, die nur wenige Mikrometer dick sind, aber eine sehr (kratz)feste physikalische Verbindung mit ihrem Untergrund eingehen.

Erster Eindruck

Peter Braun: Eine ganz und gar blaue Uhr am Handgelenk sorgt hin und wieder für Überraschungen – auch beim Träger! Mehr als einmal musste ich beim Blick auf die Uhr stutzen, weil ich auf die je nach Lichtverhältnissen sehr lebhaft glänzende Skulptur in dem Moment nicht gefasst war. Und dann dieses elektrisierende Blau! Wie geschaffen für den mitteleuropäischen Business-Standard (dunkelblaues Sakko, hellblaues Hemd), aber auch zu Jeans ein durchaus passendes Accessoire. Manche Farbkombinationen mit blauen Uhren sind etwas, hm, gewöhnungsbedürftig, was in meinen Augen die Tauglichkeit beider Zeitmesser als alleinige Lebensbegleiter stark einschränkt. Aber Hand aufs Herz: Wer gibt sich schon mit einer einzigen Uhr zufrieden?

Beim Zifferblatt der Aikon hat sich Maurice Lacroix für ein Tapisserie-Muster entschieden.

Tobias Schaefer: Legt man beide Uhren nebeneinander, fällt auf, dass Davosa eine deutlich dunklere Beschichtung als Maurice Lacroix gewählt hat. Dabei spielen beide Gehäuse gekonnt mit dem Kontrast zwischen polierten und mattierten Oberflächen, was je nach Lichteinfall für interessante Glanzeffekte sorgt.

Ähnliches gilt auch für die Zifferblätter, die ebenfalls mit ihren Strukturen überzeugen können. Besonders das multidimensionale Zifferblatt der Aikon mit geprägtem Tapisserie-Muster und aufgesetzten silberfarbenen Stundenmarkern, der umlaufenden Minuterie und dem Markenlogo unter der «12» ist aufwendig gemacht. Polierte Zeiger mit schmalen Leuchtmasseneinlagen runden das Ganze ab.

Doch auch das Zifferblatt der Argonautic muss sich nicht verstecken, ist es doch mit einem subtilen Strichschliff und ebenfalls aufgesetzten blauen Stundenmarkern ausgestattet. Die Ablesbarkeit wird vor allem durch den großflächigen Leuchtmittelauftrag garantiert, der bei den Indexblöcken sowie den teilweise durchbrochenen Pfeilzeigern zum Einsatz kommt und für ausreichenden Kontrast sorgt.

Während die Lünette der Davosa mit einer reliefartigen 60erSkalierung ausgestattet ist, steht jene der Maurice Lacroix fest. Ihre Oberfläche ist gebürstet, schmückt sich jedoch mit den für die Aikon typischen stilisierten Krappen, die wiederum poliert sind. Durch die Bauart mit integriertem Kautschukband wirkt die Aikon etwas eleganter als die dafür umso sportlichere Argonautic.

Große Stundenmarker mit Leuchtmittel verbessern die Ablesbarkeit der Davosa.

Das strichgeschliffene Gliederband der Davosa ist farblich und in seiner Form perfekt auf das Gehäuse abgestimmt und wirkt sehr hochwertig. Lediglich bei der Bandschließe, die größtenteils aus geprägtem Stahlblech besteht, sehe ich ein gewisses Kritikpotenzial, das aber eigentlich angesichts des sehr günstigen Preises der Uhr unberechtigt ist.

PB: Maurice Lacroix nutzt das Potenzial der kontrastierenden Oberflächen-Beschaffenheiten konsequenter als Davosa und lässt die Uhr dadurch eleganter wirken, aber die Aikon ist ja auch mehr Dress Watch als Taucheruhr – auch wenn sie bis 20 bar dicht hält wie die Argonautic. Diese ist eine professionell konstruierte und gestaltete Taucheruhr reinsten Wassers, was vor allem bei der Ablesbarkeit bei schlechten Lichtverhältnissen zum Tragen kommt. Hier gerät die Aikon etwas ins Hintertreffen. Beide Uhren sind wie gesagt streng limitiert: die Davosa Argonautic Monochrome auf 200 Exemplare, die Maurice Lacroix Aikon Blue PVD auf 888 Exemplare.

Tragegefühl, Bedienung, Ablesbarkeit

TBS: Am Handgelenk tragen sich beide Uhren wegen ihres moderaten Durchmessers von 39 mm sehr angenehm. Hier kommt es darauf an, ob eine Präferenz für Kautschuk- oder Gliederband besteht, wobei ich hier bemerken möchte, dass die Davosa mit ihren klassischen Bandanstößen mit Federstegen leicht auf andere handelsübliche Textil- oder Lederbänder umgerüstet werden könnte. Eine gebläute Dornschließe fand ich im Internet bei Flume Technik (Produktnummer: 364811).

Perlagen und Strichschliffe zieren das Sellita-Werk der Aikon.

Bei der Maurice Lacroix und ihrem Kautschukband mit Schnellwechselsystem dagegen ist man auf markeneigene Alternativen beschränkt. Diese gibt es zwar in allerlei Farben und Materialien, jedoch nicht mit gebläuten Schließen, sodass beim Tausch unweigerlich ein unschöner Bicolor-Effekt in Blau und Silber entstehen würde. Ein Wechselband ist nicht im Lieferumfang enthalten. Wofür dann das Schnellwechselsystem?

Gegenüber der Aikon bietet die Argonautic zudem eine Datumsanzeige mit blauer Zahlenscheibe, die sich umrandet von einem weißen Rahmen auf der 3-Uhr-Position ins Zifferblatt einfügt. Trotz der Verwendung des gleichen Uhrwerks – Sellita Kaliber SW200-1 – verzichtet Maurice Lacroix bei der Aikon darauf, das stilvolle Zifferblatt durch eine Datumsanzeige zu durchbrechen. Beim Datum scheiden sich ja bekanntlich die Geister: Während die einen darauf schwören, tun die anderen sie als überflüssig ab. Es bleibt eine Glaubensfrage …

PB: Beim Tragegefühl unterscheiden sich die beiden «Probezeit»-Probanden deutlich, denn ein Kautschukband behält immer seine Formsteifigkeit und ist im Sommer eine schwitzige Angelegenheit. Dass das Material trotz eines permanenten Schweißfilms an der Innenseite zumindest keinen Schaden nimmt, ist da für mich ein schwacher Trost. Maurice Lacroix hat das Profil des Bandes sehr schön an die Anstöße des Aikon-Gehäuses angelehnt, das Schnellwechselsystem mit den Riegeln an den Federstegen ist eine technische Notwendigkeit. Eine Gliederband-Alternative wäre äußerst interessant und ein weiterer Schritt zum integrierten Gesamtkunstwerk von Gehäuse und Band. Aber das Gliederband gibt es bei Maurice Lacroix – noch – nicht in Blau.

Beim Werk der Argonautic verzichtet Davosa auf Verzierungen.

Bei der Davosa, die aufgrund ihrer kompakten Dimensionierung sehr gut an meinem Handgelenk liegt, verrichtet die von Kollege Tobias kritisierte Blech-Faltschließe zuverlässig ihren Dienst. Mehr aber auch nicht, und das obligatorische Ausklappglied («Taucherverlängerung») trägt so dick auf, dass eine Feineinstellung durch Versetzen des Federstegs innerhalb der vier Löcher eingeschränkt wird: Die Schließenklappe legt sich dann nicht mehr flach ans Band.

Technik, Ausstattung, Gang

TBS: Unter dem massiven Boden der Davosa und hinter dem Sichtfenster der Maurice Lacroix arbeitet wie eingangs erwähnt jeweils ein Sellita SW200-1, das jedoch bei der Aikon um seine Datumsfunktion erleichtert wurde. Bei der Verzierung des Werks hat man sich bei Maurice Lacroix wohl vor allem wegen des Sichtbodens an der Rückseite etwas mehr ins Zeug gelegt als bei Davosa: Zum skelettierten Rotor mit Markenlogo kommen Strichschliffe und Perlagen. Unter dem massiven Gehäuseboden der Davosa dagegen erwartet den Service-Uhrmacher ein relativ schmuckloses Sellita, das jedoch immerhin mit einer signierten Schwungmasse ausgestattet ist.

Die Aikon überzeugt mit ihrer markanten Gehäuseform auch von der Seite

Längst ist das robuste Kaliber mit Automatikaufzug und 38 Stunden Gangreserve die erste Wahl für die meisten Armbanduhren mit Dreizeiger-Zeitanzeige geworden. Genauer handelt es sich laut Marken jeweils um Werke der mittleren Sellita-Qualitätsstufe «Elaboré», die mit einer Incabloc-Stoßsicherung ausgestattet sind und laut Datenblatt im Bereich von -7 bis +7 am Tag laufen sollten.

Auch die Dornschließe ist passend beschichtet.

PB: Schon beim Tragen am Handgelenk war mir aufgefallen, dass die Davosa deutlich besser läuft als die Maurice Lacroix, und das Protokoll unserer Witschi-Zeitwaage bestätigt den Eindruck: Die Argonautic lief bei -0,2 s/d nahezu «Null», die Aikon ging pro Tag neun Sekunden vor. Das ist noch kein Weltuntergang, denn selbst die Chronometernorm der COSC toleriert +/-5 s/d. Ich würde die Uhr dennoch für einen Check zum Uhrmacher bringen, denn die Lagenabweichungen sind ziemlich hoch und auch der Abfall («Repère», d. h. die Regelmäßigkeit des Zeitabstands zwischen «tick» und «tack») schießt bei «Zifferblatt unten (CB)» und «9 Uhr oben» in die Höhe. Auch die Davosa hat deutliche Lagenfehler, dazu eine eher niedrige Amplitude – dies aber gleichmäßig. Die Gangwertung geht jedenfalls an die Argonautic.

Davosa liefert eine Tool Watch mit Kronenschutz und gerändelter Drehlünette

Fazit

TBS: In unserer «Probezeit» sind wir bemüht, möglichst gleichwertige Armbanduhren einander gegenüberzustellen. Dabei geht es natürlich nicht nur um die technischen Daten, sondern wie im echten Leben auch um den Preis der Zeitmesser. In diesem Fall ist der Unterschied besonders deutlich ausgefallen, denn mit 1190 Euro ist die Argonautic gerade einmal halb so teuer wie die Aikon, die mit 2400 Euro zu Buche schlägt. Hier und da mag die Maurice Lacroix im Vorteil sein, schließlich ist ihr Uhrwerk verziert, sie hat einen Sichtboden und die integrierte Gehäuse- und Bandkonstruktion liegt voll im Trend. Im Großen und Ganzen jedoch würde ich mich für die Argonautic entscheiden, denn pro Euro gibt es bei Davosa einfach mehr Uhr.

Die Faltschließe der Davosa bietet neben dem Sicherheitsüberwurf auch eine ausklappbare Tauchverlängerung.

PB: Die gleichzeitige Verfügbarkeit zweier trendiger blauer Uhren gab letzten Endes den Ausschlag für den preislich etwas schiefen Vergleich. Auch bei der Bandwahl mussten wir mit zwei verschiedenen Systemen operieren, wobei man der Davosa mit einem Kautschukband wohl nicht unbedingt einen Gefallen getan hätte und die Maurice Lacroix mit einem blauen Gliederband sicher noch teurer geraten wäre. So kann mich die Argonautic mit ihrem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis begeistern, auch wenn sie sich unter gestalterischen Gesichtspunkten gegenüber der sehr viel raffinierteren und eigenständigeren Aikon geschlagen geben muss. Wenn es die nur mit einem blauen Gliederband gäbe! Ich gebe die Hoffnung nicht auf und spare inzwischen noch ein bisschen weiter.

Text: Peter Braun, Tobias Schaefer

Bilder: Tobias Schaefer

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