High-End-Smartwatches von Garmin

Auf neuen Pfaden

Smartwatches und Fitnesstracker sind kein Trend mehr, sie haben sich längst etabliert. Seit 2012 sind die sogenannten «Wearables» aus der Welt aktiver Menschen nicht mehr wegzudenken. Das meint Kai Tutschke, der bei Garmin für die deutschsprachigen Märkte verantwortlich zeichnet. Er schätzt den weltweiten Bestand an Smartwatches auf rund 50 Millionen Exemplare, Tendenz steigend. Der Computergigant Apple spielt hier eine maßgebliche Rolle, doch Garmin mischt ebenfalls kräftig mit. Allerdings sind die Materialität und ästhetische Anmutung gängiger Smartwatches vielfach so, dass sie zwar in Kombination mit Sportdress oder Funktionsjacke noch durchgehen mögen, zum Büro-Outfit aber deplatziert wirken. Der Plastiklook der ersten Smartwatches war wohl auch ein Grund, weshalb sie von der Uhrenbranche lange nicht ernst genommen wurden.
Garmin Smartwatch
Die neue Smartwatch-Kollektion startet mit fünf Modellen: Expedition, Aviator, Driver, Captain und Athlete (von links)

Garmin ist mit solchen vergleichsweise günstigen, aber sehr funktionalen Sportcomputern am Handgelenk gewachsen, registrierte jedoch einen Bedarf an mehr und deckt ihn inzwischen auch – mit Modellen, die formal, aber auch bei der Materialwahl und Ausstattung den klassischen Uhren immer näherkommen. 2016 brachten die Amerikaner ihr Modell «fenix chronos» auf den Markt, das unter anderem mit Features wie Saphirgläsern und einem eigenen Bandwechselsystem – inklusive eines optionalen Massivbands – glänzte. Schon damit setzte sich Garmin von der bis dato erfolgreichen Apple-Watch ab, die nach anfänglichem Hype formal und in der Publikumsgunst stagniert.

Garmin macht den nächsten Schritt

Mit ihrer neuen Kollektion MARQ bringen die Amerikaner die Smartwatch auf Augenhöhe zur hochwertigen Armbanduhr, zum Beispiel durch die Ausstattung mit sauber verarbeiteten Titangehäusen, kratzfestem Saphirglas und erstklassigen Armbändern. Eine besondere Erwähnung wert ist das Textilband am maritim ausgerichteten Modell «Captain» (1850 Euro). Textilbänder von solcher Qualität haben wir bislang noch bei keinem klassischen Uhrenhersteller gesehen.
Auch beim Vertrieb geht Garmin neue Wege. Während die übrigen Wearables in Sportfachgeschäften, Elektronikmärkten oder im eigenen Online-Shop zu haben sind, wird die MARQ-Kollektion – wie zuvor bereits die fenix chronos – ausschließlich beim Juwelier erhältlich sein. Bei insgesamt 430 Uhrenfachhändlern im deutschsprachigen Raum sind Garmin-Smartwatches heute zu haben, 130 davon stuft Tutschke im Premium-Segment ein. Er sieht hier Vorteile für alle: «Wir bringen neue Kunden in die Geschäfte, andersherum erreichen wir beim Juwelier eine Kundschaft, die uns vorher noch nicht so bewusst wahrgenommen hat.» Vor allem erreicht Garmin beim Juwelier eher eine solvente Klientel als im Elektronikfachmarkt. Das ist angesichts der aufgerufenen Preise ein wichtiger Aspekt. Der Einstieg in die MARQ-Kollektion beginnt beim Modell «Athlete» bei 1500 Euro und endet beim Topmodell «Driver» für 2500 Euro.

Garmin Smartwatch Aviator
Garmin-Deutschland-Chef Kai Tutschke hat auch eine Pilotenlizenz und testet die eigenen Produkte regelmäßig im persönlichen Alltag
Jede Uhr verfügt über Navigationsmöglichkeiten für einen bestimmten Anwendungsbereich. Bei der Driver für Benzinjunkies sind beispielsweise 250 Rennstrecken hinterlegt, Besitzer der Fliegeruhr «Aviator» (1950 Euro) können auf die Daten von rund 15.000 Flugplätzen weltweit zurückgreifen. Mit der Outdoor-Uhr «Expedition» (1750 Euro) kann man sich auf Wanderungen den Weg weisen lassen. «Unser Ziel ist es, für jeden Anwendungsbereich ein perfektes Instrument am Handgelenk anzubieten, eine echte Toolwatch eben», sagt Produktmanager Martin Resch. Bezahlfunktion, zahlreiche Fitness-Anwendungen oder auch eine Musik-Abspielfunktion gehören selbstverständlich dazu.

Alles aus einer Hand

Dabei kann Garmin sowohl auf ein eigenes Betriebssystem als auch auf über Jahrzehnte entwickeltes und gepflegtes Kartenmaterial zurückgreifen. Damit hat der Konzern die komplette Hoheit über die Funktionen der Smartwatch in der Hand – ein nicht zu unterschätzender Trumpf. Ganz im Gegensatz zu den traditionellen Uhrenmarken wie TAG Heuer, Hublot oder Montblanc, die zwar alle wissen, wie man gute Mechanikuhren baut, von Elektronik aber nicht wirklich Ahnung haben, diese zwangsläufig zukaufen müssen und daher wenig bis gar keinen Einfluss auf die Betriebssysteme ihrer Smartwatches haben. Garmin geht genau den entgegengesetzten Weg – vom Fitnesstracker zur Uhr. Den Startpunkt markierte übrigens der «Forerunner 101», der 2003 auf den Markt kam. Gedacht war er als Trainingsinstrument für Läufer: Über das integrierte GPS-System ermittelt der Forerunner 101 die aktuelle Geschwindigkeit sowie die Laufstrecke. Mit einer Uhr hat das klobige Instrument nun rein gar nichts zu tun, das uns Kai Tutschke mit einem Lächeln präsentiert: «Aber Fitnesstracker wie diese haben die Smartwatch von heute erst möglich gemacht.»

Text: Martin Häußermann
Bilder: Garmin, Martin Häußermann

Geteilte Meinungen

Martin Häußermann: Nein, ich bin nicht objektiv. Denn ich treibe gerne Sport und schätze elektronische Sportuhren, früher nannte man sie Pulsuhren, als echte Trainingspartner. Allerdings hat mich der schnöde Plastiklook dieser elektronischen Helferlein lange dazu bewogen, diese direkt nach dem Sport wieder abzulegen. Das hat sich geändert. Und auch ihr Image: Smartwatches wie die Apple-Watch oder jetzt auch die jüngsten Garmin-Produkte sind hochwertig und schick geworden, stehen für Fortschritt, Sportlichkeit und modernen Lebensstil. Was nach wie vor leider fehlt, ist Nachhaltigkeit. Nach heutiger Erkenntnis sind auch die schönsten und besten aktuellen Smartwatches nach spätestens fünf bis zehn Jahren nur noch Elektronikschrott. Da bleibt noch Luft nach oben.

Peter Braun: Nein, ich bin kein Elektronik-Verweigerer. Und ich treibe auch ein bisschen Sport, gehe gerne schwimmen und Rad fahren. Dazu brauche ich aber weder einen Pulszähler noch ein GPS, da reicht mir eine robuste Taucher- oder Fliegeruhr mit abwaschbarem Armband. Ich will damit sagen, dass mich seinerzeit schon diese hässlichen Plastik-Schrittzähler nicht angemacht haben, die man nach dem Sport so schnell wie möglich wieder ablegen wollte. Aber wenn diese kleinen Computer sich jetzt auch noch schick in (Edelstahl-)Schale werfen und es sich dauerhaft an meinem Handgelenk bequem machen wollen, dann sage ich: Stopp! Ich schaue schon bei der Arbeit den ganzen Tag auf den Bildschirm meines Computers, da möchte ich an meinem Arm echte, fein anglierte Zeiger sehen, dreidimensionale, polierte Indexe und einen in kleinen Trippelschritten marschierenden Sekundenzeiger, kein pixeliges Mini-Video von einem Zifferblatt. Smart, na ja! Aber Watch? Wohl eher nicht!

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