Die Uhr des Jahres 2024Wirbelwind on/off
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Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust. Diesen Satz legte einst Johann Wolfgang von Goethe seinem Faust in den Mund. Nun fühlt sich der Schreiber dieser Zeilen keineswegs als großer Dichter, mitunter aber ein wenig faustisch – zumindest wenn es um die Wahl der richtigen Outdoor-Uhren geht.
Verfolgen wir die reine Lehre, wie sie auch der Chefredakteur dieses Magazins predigt, muss es natürlich eine mechanische Uhr sein. Am besten eine Automatik im Edelstahlgehäuse, die gerne auch ein wenig Haare auf der Brust tragen darf.
Solche Produkte baut man in Genf bei Rolex und der Schwestermarke Tudor. Letztere hat jüngst – zum 70. Jahrestag der Nordgrönland-Expedition – die Ranger lanciert. Das ist, so schreibt Tudor, «eine Funktionsuhr ganz im Geist dieses wagemutigen Abenteuers».
Vor allem ist die Ranger aber eine geradlinige, schlichte Uhr, die mit 10 bar Druckfestigkeit (100 m Wassertiefe) alltagstauglich ist und sich auf die Anzeige der Zeit beschränkt – ohne Datum, Drehlünetten oder irgendwelche Gimmicks. Dafür ist die Uhrzeit sehr gut ablesbar und dürfte aufgrund des bewährten und chronometergeprüften Manufakturkalibers MT5402 auch immer sehr präzise angezeigt werden.
Offensichtlich spricht sie auch ambitionierte Sportler an: Ein befreundeter Kollege und Radrennfahrer hat sie schon am Handgelenk und zeigt sich ob des Tragekomforts der 39 Millimeter messenden Uhr sehr angetan. Er hat die Version mit Stahlgliederband (2840 Euro) gewählt, deren Faltschließe sich in Zwei-Millimeter-Schritten feinjustieren lässt. Alternativ wird die Ranger mit einem Hybridband aus Kautschuk und Leder oder einem hochwertigen Textilband angeboten. In beiden Fällen sind 2550 Euro anzulegen. Das halten wir für einen sehr guten Preis.
Nomos steht nun nicht zwingend im Verdacht, Hardcore-Uhren für Extremsportler zu bauen. Schon eher dem Bauhaus-Gedanken verpflichtete, elegante Uhren. Dass man beides verbinden kann, zeigt die Ahoi Atlantik (ab 3140 Euro).
Sie ist unzweifelhaft das sportlichste aller Nomos-Modelle. Davon zeugt nicht nur die verschraubbare Krone mit beidseitigem Flankenschutz, sondern auch die Wasserdichtheit (20 bar oder 200 m Wassertiefe), die auch Tauchgänge zulässt. Dazu gesellt sich noch Leuchtmasse auf Stunden- und Minutenzeiger sowie an den Stundenindexen, die Tag und Nacht für gute Ablesbarkeit sorgt.
Das hat offensichtlich auch den Extremschwimmer und promovierten Wissenschaftler Joseph Heß überzeugt. Und weil der Mann obendrein noch Sachse ist, wählte er die Ahoi Atlantik mit Textilband als sächsische Begleiterin für seine Rhein-Schwimmexpedition. 1235 Kilometer von der Quelle in den Alpen bis zur Mündung in der Nordsee, und das in der unglaublichen Zeit von 25 Tagen.
Unsereins käme niemals auf die Idee für solche Extremaktionen. Und wenn, hätten wir vermutlich eine robuste Smartwatch gewählt. Vielleicht sogar die erste Smartwatch, die wir jemals getragen haben, eine Tissot T-Touch.
Diese wurde 1999 vorgestellt und ermöglichte von Anfang an mit einem berührungsempfindlichen Glas die Anwahl vieler verschiedener Zusatzfunktionen wie Höhenmesser, Kompass, Weltzeit und Alarmfunktion, die man allesamt outdoor gut nutzen kann. Inzwischen ist diese Uhr komplett abgelöst von der T-Touch Connect Solar (ab 965 Euro). Sie ermöglicht zusätzlich zum Touch-Modus auch die Kopplung mit einem Smartphone.
Dies wiederum beinhaltet einen Schrittzähler sowie die Übertragung von Nachrichten und Anrufen vom Smartphone. Das eingebaute GPS-Modul wurde nun aktiviert und ermöglicht die «Bring me back»- Navigationsfunktion. Wer sich verlaufen hat, findet so sicher den Weg zum Ausgangspunkt der Unternehmung.
Über ein weiteres Software-Update (Tissot arbeitet mit einem eigenen Betriebssystem) soll sich die Tissot als vollwertige Sport-Smartwatch nutzen lassen, mit der man auch seine sportlichen Aktivitäten messen und registrieren kann. Die Gangautonomie respektive Akkulaufzeit beträgt dank eines Solarmoduls im Zifferblatt rund sechs Monate, aufgeladen wird die Tissot, wenn nötig, über eine induktiv arbeitende Ladeschale.
Smartwatches, die in puncto Ausstattung mit einer guten mechanischen Uhr mithalten können, bietet Garmin. Deren jüngster Knüller ist das Modell Epix (ab 900 Euro). Es ist funktionell eng verwandt mit dem Modell Fenix 7 (ab 700 Euro). Trotz des höheren Preises ist die Epix unsere Favoritin, denn ihr OLED-Display ist so gestochen scharf, dass man gerne draufschaut und auch unter sämtlichen Bedingungen alles lesen kann.
Für 100 Euro Aufpreis gibt es beide Garmins auch mit kratzfestem Saphirglas. Das wichtigste Werkzeug für den Abenteurer ist die Navigation mit Kartendarstellung, die auch offline funktioniert. Dabei kann Garmin, mit Navigationsgeräten groß geworden, auf über Jahrzehnte entwickeltes und gepflegtes Kartenmaterial zurückgreifen.
Ein eigenes Betriebssystem erlaubt die komplette Hoheit über die Funktionen der Smartwatch. Bezahlfunktion, zahlreiche Fitness-Anwendungen oder auch eine Musik-Abspielfunktion sind weitere Features, die wahlweise über die Tasten oder den Touchscreen gesteuert werden. Selbsterklärend ist das aber nicht alles, wie wir in einem kurzen Test feststellten. Diese Smartwatch verlangt, dass man sich mit ihr beschäftigt, wenn man alle Funktionen ausreizen will.
Gleiches gilt auch für das deutlich günstigere Schwestermodell Instinct, Generation 2 (ab 350 Euro). Diese eignet sich aufgrund ihrer Preisgestaltung als Zweit- oder Drittuhr, die man im Urlaub am Strand (wasserdicht bis 100 Meter) oder auf Wanderungen trägt, während das mechanische Schätzchen im Hotelsafe auf den Einsatz beim Dinner wartet. Optisch erinnert sie an die Casio G-Shock, hat aber inhaltlich viel mehr zu bieten.
Sie ist im Grunde eine komplette Multisportuhr mit vorinstallierten Aktivitätsprofilen beispielsweise fürs Surfen, Schwimmen, Laufen, Radfahren und Wandern. Was die Generation 2 von ihrer Vorgängerin unterscheidet, sind die erheblich erweiterten Funktionalitäten (insgesamt gut 40 Sport- und OutdoorApps), das Display mit besserer Auflösung und damit Ablesbarkeit sowie die gesteigerte Akkulaufzeit von bis zu 28 Tagen im Smartwatch-Modus.
Sie kann gegen 100 Euro Aufpreis durch moderne Solartechnik noch verlängert werden, sofern man die Uhr nicht unter dem Ärmel versteckt. Die Robustheit des Gehäuses wurde nach Militärstandards geprüft, das kratzfeste Gorilla-Glas schützt das Display gegen Kratzer und Schläge. Die Instinct 2 und die Instinct 2 Solar sind in den Gehäusegrößen 40 und 45 Millimeter sowie in vielen Farben erhältlich.
Text: Martin Häußermann