Ehrlich gesagt hatten wir erwartet, dass die Submariner in ihrem 70. Jubiläumsjahr mit einem epochemachenden neuen Modell geehrt würde, also im Stil des 50. Jubiläums 2003, als mit der grünen Lünette Farbe Einzug hielt in die Tool-Watches-Kollektion. Nun ist das Jubiläumsjahr der Taucheruhr – und damit das Hoffen auf ein Jubiläumsmodell – zwar noch nicht zu Ende; dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass die Yacht-Master vorgeschickt wurde, um das Titan-Terrain zu sondieren, bevor man vielleicht eine Ikone leichtsinnig «verheizt».
Aber, oh Wunder: Die auf der Watches and Wonders in Genf präsentierte Yacht-Master 42 in Titan RLX – eine hochwertige Legierung im Grade5-Spektrum – wurde allseits positiv aufgenommen, sogar von bekennenden Titan-Skeptikern wie mir. Wer den Autor dieser Zeilen schon etwas länger liest, erinnert sich vielleicht an abfällige Bemerkungen über «klappernde» Bänder und «klebrig» wirkende Oberflächen, von «blechernen» Faltschließen ganz zu schweigen. Doch auch Saulus wurde einst zum Paulus, als ihm die Erkenntnisse keine andere Wahl ließen, und ähnlich überzeugend wirkte die Yacht-Master 42 in Titan RLX auf mich: wunderbar samtene Oberflächen, an den richtigen Stellen im Gehäuseprofil auf Hochglanz poliert wie die Reliefzahlen in der Cerachrom-Ziffernscheibe, die im typischen Yacht-Master-Stil aus dem matten Schwarz des Untergrunds emporstrahlen. Das Oyster-Band – übrigens das erste in Titan – fließt geschmeidig ums Handgelenk und hat doch bemerkenswert wenig Spiel in den Gelenken: Weil Oberflächen in Titan bei Bewegungen auf Titan zum Festfressen neigen, stecken die Stifte der Bandkonstruktion in hauchdünnen Keramikhülsen und sind so vor direktem Kontakt mit den Titangliedern abgeschirmt. Auch die Oysterlock-Sicherheitsfaltschließe ist mit solchen Keramikhülsen ausgestattet und wirkt trotz ihres geringen Gewichts robust und massiv. Titan – es kommt halt darauf an, was man daraus macht!
Die Ausstattung der Yacht-Master 42 in Titan RLX bewegt sich auf höchstem Rolex-Niveau. Das Automatikwerk vom Kaliber 3235 glänzt mit Chronergy-Hemmung, Parachrom-Spirale und Paraflex-Stoßsicherung und wird über die COSC-Zertifizierung hinaus durch das hauseigene Rolex-Prüfprogramm zu einem «Chronometer der Superlative».
Die 1992 eingeführte Yacht-Master ist keine typische Taucheruhr. Sie war stets als Instrument für Skipper gedacht, und so lässt sich ihre auf 60 Minuten (oder Sekunden) graduierte Lünette in beide Richtungen verdrehen, was manche Countdown-Aufgaben vereinfacht und beschleunigt. Ganz in Titan RLX gefertigt, bringt die robust dimensionierte 42-mmUhr samt Armband nur wenig mehr als 110 Gramm auf die Waage – ein Tragekomfort, an den man sich leicht gewöhnen kann. Die Yacht-Master 42 in Titan RLX kostet heftige 13.800 Euro und ist ab September 2023 erhältlich.
Text: Peter Braun
