Omega Seamaster Planet Ocean WorldtimerWeltzeit für die raue See
Omega bietet mit dem Seamaster Planet Ocean Worldtimer einer klassischen Komplikation einen modernen Auftritt.
Man muss daher den 12-Stunden-Zeiger im laufenden Betrieb – also ohne den Sekundenstopp zu betätigen – in Stundenschritten vor- und rückwärts bewegen können. Am einfachsten über die Krone. Das nach unserer Kenntnis erste Uhrwerk, mit dem dies möglich war, ist das Rolex Kaliber 3085. Es tickte in der Rolex GMT-Master II Referenz 16760, die 1983 vorgestellt wurde. Hier wird die Krone in die erste Rastposition gezogen. Damit wird der Zeiger vom Kraftfluss des Uhrwerks entkoppelt und kann separat verstellt werden – mit einem Dreh nach oben springt der Zeiger um eine Stunde nach vorn, nach unten eine Stunde zurück.
Währenddessen läuft das Uhrwerk unbeirrt weiter und behält die zu Hause sekundengenau eingestellte Zeit, die mittels Minuten- und 24-Stunden-Zeiger weiterhin abgelesen werden kann. Dieses Konzept ist nach Meinung vieler Vielreisender am praktischsten, weshalb wir es hier «System Rolex» nennen wollen, wohl wissend, dass dies keine offizielle Bezeichnung ist.
Nicht von ungefähr verfolgt die Rolex-Schwestermarke Tudor das gleiche Konzept, ohne jedoch dasselbe Uhrwerk zu verwenden. Das verbietet die von der Unternehmensleitung beschlossene – und vom Publikum begrüßte – Differenzierung beider Marken. Diese dokumentiert Tudor nicht nur durch eigenes selbstbewusstes Design, sondern auch durch eigene Uhrwerke.
Bei den GMT-Uhren kommt das Kaliber MT 5652 zum Einsatz, das erstmals 2018 in der Black Bay GMT vorgestellt wurde und nun auch in der neuen Black Bay Pro (ab 3140 Euro) verwendet wird. Diese kommt – wie übrigens auch die Rolex Explorer II – mit einem feststehenden Glasrand samt 24-Stunden-Skala. Die mit GMT bezeichneten Modelle verfügen dagegen bei beiden Marken über eine beidseitig drehbare Lünette – ebenfalls mit 24-Stunden-Einteilung.
Das robuste Uhrwerk mit personalisiertem «Tudor»-Rotor stammt aus der Werkefabrik Kenissi, einem Joint Venture verschiedener Schweizer Uhrenmarken, an dem Tudor maßgeblich beteiligt ist. Von einem «Manufakturwerk» zu sprechen, halten wir dennoch für unangebracht.
Inzwischen hat auch Longines dieses Marktsegment entdeckt und schickt die Spirit Zulu Time im klassischen Fliegeruhrenlook auf die Startbahn. «Zulu Time» nennen Piloten die Universal Time Coordinated (UTC), also die Zeit am Nullmeridian in Greenwich, die in der Luftfahrt gültige Referenzzeit. Longines hat in seiner Vergangenheit oft Piloten bedient und erfüllt deren Anforderungen auch mit der neuen Zulu. Nicht nur, dass sie über die anfangs beschriebene Zeitzonenverstellung verfügt, sondern sie erscheint auch optisch sehr funktionell. Dazu gehört eine beidseitig drehbare Lünette mit Keramikeinlage und 24-Stunden-Indexierung. Das mattierte Stahlgehäuse verzeiht auch mal einen etwas robusteren Umgang, die große griffige Krone lässt die Einstellung zum Kinderspiel werden. Angetrieben wird sie vom chronometerzertifizierten Kaliber L844.4, das Basisautomatikwerk stammt von der Konzernschwester ETA. Weil die Zulu Time die moderne Antwort auf ein historisches Modell aus dem Jahr 1925 ist, verzichtet man auf den Glasboden, der Kaufpreis von 2750 Euro erscheint angemessen.
Noch vor Kurzem feierten wir die Longines als günstigste Reiseuhr nach dem System Rolex. Dabei war uns nicht bewusst, dass auch die günstigeren Swatch-Group-Marken wie Mido und Certina mit dem ETA Kaliber C07.661 solche Modelle im Programm haben. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Mido Ocean Star GMT Special Edition. Noch günstiger schafft es das Münchner Unternehmen PointTec, das unter anderem Uhren der Marke Zeppelin baut und verkauft. Die hat nun das Modell Atlantic GMT Automatic vorgestellt, die nach selbigem System funktioniert, dabei aber knapp unter 500 Euro kosten soll. Möglich macht dies das bei der Citizen-Schwester Miyota gebaute Automatikwerk vom Kaliber 9075, das in dieser Uhr debütiert. Ausgestattet ist die Atlantic GMT mit einem 42-mm-Edelstahlgehäuse, Mineralglas, Sichtboden sowie einem Lederband.Bei der Inhorgenta wurde die Lieferfähigkeit im Spätsommer in Aussicht gestellt.
Ähnliches gilt auch für die Omega Seamaster Planet Ocean 600 GMT: Die 2015 vorgestellte Uhr, die mit 8300 Euro ausgezeichnet ist, wird auf der Omega-Homepage als «online nicht verfügbar» gekennzeichnet. Doch wir vermuten, dass man bei Omega-Konzessionären oder in einer Boutique fündig wird. Wir würden eine Uhr, die in dieser Preislage spielt, ohnehin lieber in einem vernünftigen Laden kaufen. Sie punktet mit dem Manufakturkaliber 8906 mit Co-Axial-Hemmung, das sich durch eine zusätzliche Prüfung der Organisation METAS als Master Chronometer qualifiziert hat. Das Stahlgehäuse mit 43,5 mm Durchmesser hält bis 60 bar (600 m) dicht, mit einem Heliumablassventil lehnt sie sich gehäusetechnisch an die Profi-Taucheruhren des Hauses an. Allerdings würden wir noch 400 Euro für ein Stahlband drauflegen, weil das gezeigte Hybridband (außen Leder, innen Kautschuk) nach unserer Meinung nicht so gut zu einer derartig markanten Toolwatch passt.
Deutlich eleganter gibt sich hier die 1919 Globetimer UTC von Porsche Design (ab 6250 Euro), die mit Stahl- und Lederband gleichermaßen eine gute Figur macht. Ein Blick aufs Gehäuse kann den Eindruck erwecken, es handle sich hier um einen Chronographen, schließlich ist die Krone von zwei Drückern eingerahmt. Diese dienen jedoch ausschließlich dazu, den Stundenzeiger vor oder zurück zu bewegen. Wie bei allen hier gezeigten Uhren bleibt der 24-Stunden-Zeiger, der eine etwas größere, dicker umrahmte Pfeilspitze trägt, davon unbeeindruckt. Doch schaltet man die Ortszeit über 24 Uhr, springt auch das Zeigerdatum in der inneren Skala – vor und zurück, wie es auch die Rolex tut. Fünf Zeiger aus dem Zentrum, dazu noch eine Tag-/Nachtanzeige für die Ortszeit – da ist richtig viel los auf dem Zifferblatt. Das beeinträchtigt die schnelle intuitive Ablesbarkeit dieser Uhr schon ein wenig. Eindeutig sind die Informationen aber allemal.
In dieser Hinsicht tun wir uns mit der Panerai Luminor BiTempo (10.300 Euro) schwerer. Sie verfügt über zwei Zeiger mit hellblau umrandeten Pfeilspitzen. Da könnte der unvoreingenommene Betrachter schon auf die Idee kommen, diese Zeiger seien der gleichen Funktion zugeordnet. Weit gefehlt: Der kleine Zeiger in der halbkreisförmigen Skala, betitelt mit dem italienischen Wort «Ore» (deutsch: «Stunden»), indiziert nichts anderes als den Ladezustand des Federhauses und ist die Gangreserveanzeige. Der zweite Zeiger in dieser Form – der bei Nichtgebrauch unter dem Stundenzeiger verschwindet – ist der GMT-Funktion zugeordnet. Wobei Panerai wohlweislich auf den Begriff GMT verzichtet, schließlich verfügt die Uhr weder über einen 24-Stunden-Zeiger noch über eine Tag-/Nachtanzeige. Die italienische Bezeichnung «BiTempo» (deutsch: «Doppelzeit») passt folglich genau. Auf Reisen ist sie daher eine praktische Hilfestellung.
Text: Martin Häußermann