Profil Favre Leuba

Renaissance einer Legende

Sportlich und dynamisch präsentiert sich die traditionsreiche Schweizer Uhrenmarke Favre-Leuba, die mehr als eine lange Geschichte vorzuweisen hat – obwohl 283 Jahre natürlich auch kein Pappenstiel sind. Die zweitälteste noch heute existierende Schweizer Uhrenmarke ist hierzulande nicht vielen Uhrenfreunden geläufig. Favre-Leuba? Klingt exotisch, ist aber zusammengesetzt aus zwei im Jura durchaus geläufigen Familiennamen.
Die Favre-Leuba Bivouac 9000
Die Favre-Leuba Bivouac 9000 verfügt über einen Höhenmesser, der seine Funktion auf dem Gipfel des Mount Everest (8848 m) bewies.
Favre-Leuba Bivouac 1962
Der gut ablesbare Höhenmesser war auch das charakteristische Merkmal der ersten Bivouac von 1962.

FAVRE, LEUBA UND TATA

Abraham Favre aus Le Locle erlernte im frühen 18. Jahrhundert das Handwerk und wurde 1737 erstmals urkundlich als «Uhrmacher » erwähnt. Sein Sohn, ebenfalls Abraham genannt, arbeitete mit dem Chronometermacher Houriet zusammen und philosophierte mit Rousseau über das Zeitalter der Revolution.

Fritz Favre heiratete 1855 die Tochter eines Uhrenhändlers, Adèle-Fanny Leuba, und führte die beiden erfolgreichen Unternehmungen zusammen. Im 19. Jahrhundert bereisten sie die damals bekannte Welt von Sankt Petersburg bis Santiago und von Boston bis Bombay und verkauften Favre-Leuba- Uhren. Bis in die achte Generation blieb die Uhrenmarke in der Hand der Familie, dann führte die «Quarzkrise» zum Verkauf und in den 1990er Jahren schließlich zum – vorübergehenden – Ende der Aktivitäten. Die Tatsache, dass Favre-Leuba nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem mit modernen, technisch innovativen Armbanduhren auf dem Weltmarkt präsent gewesen war, hatte die Erinnerung an die Marke wachgehalten – nicht zuletzt in Indien, wo Dr. Henry A. Favre die von seinem Vater Fritz gegründete Niederlassung in Mumbai – damals Bombay – zu neuer Größe ausgebaut hatte. Auf dem Subkontinent genoss Favre-Leuba auch nach der Jahrtausendwende noch einen guten Ruf, und vielleicht engagierte sich bei der Wiederbelebung der Schweizer Marke deshalb der große indische Mischkonzern Tata in der Finanzierung der Zukunftsprojekte. Am 16. November 2011 übernahm die Tata-Gruppe die Traditionsmarke und verlegte den Firmensitz von Favre-Leuba nach Zug (CH).

TRADITIONELLE VORBILDER

Die sportlichen Uhren von Favre-Leuba heißen Bathy und Bivouac, Harpoon und Deep Blue, Sea King und Sea Sky. Diese Namen stehen für die eindrucksvolle Erfolgsgeschichte der Marke in den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Mit eigenen Handaufzugswerken, später auch mit einer extraflachen Automatik mit zwei Federhäusern und einem Schnellschwinger mit 36.000 A/h, etablierte sich Favre-Leuba im Kreise der Schweizer Manufakturen.

Anfang der 1960er Jahre stattete die Marke eine robuste Handaufzugsuhr mit einer kalibrierten Unterdruckdose aus und versah diese mit einem Zeigerwerk zur Indikation des Luftdrucks (Barometer) und eines Höhenmessers. Die Bivouac wurde zur Kultuhr für Extrem-Alpinisten und begleitete zahlreiche Expeditionen in die Himalaya-Region.

In der Mitte der 1960er Jahre folgte die wasserdichte Bathy 50, die nach einem ganz ähnlichen System über den Wasserdruck die Tauchtiefe anzuzeigen vermochte. Mit der Deep Blue verfügte Favre-Leuba bereits über eine bis 200 Meter wasserdichte Taucheruhr.

In den 1970er Jahren machten die Raider-Modelle das quadratisch-kissenförmige Edelstahlgehäuse salonfähig, mit dem die Marke einen neuen Look kreierte. Die Sea Raider war mit einem Schnellschwinger-Automatikwerk mit Day-Date-Anzeige

ausgestattet, die Memo Raider verfügte über einen Weckermechanismus und die Modelle Sea Sky und Sea Sky GMT verbanden die Robustheit einer Taucheruhr mit der Funktionalität eines Chronographen oder einer zusätzlichen 24-Stunden-Anzeige als zweite Zeitzone.

MODERNE KOLLEKTION

Favre-Leuba aktuelle Kollektion
Die aktuelle Favre-Leuba Kollektion interpretiert die Erfolgsmodelle neu: Harpoon, Bathy 120 MemoDepth und Bivouac 9000 (v.l.n.r.).

Nach der Übernahme der Marke durch die indische Tata-Gruppe wurden die Erfolgsmodelle der Vintage-Epoche einer intensiven Recherche unterzogen, und ein Team von Spezialisten entwickelte eine zusammenhängende Kollektion von neu interpretierten Klassikern. Bereits 2016 lancierte Favre-Leuba die Raider Harpoon, bei welcher der für Taucher so wichtige Minutenzeiger einsam und dadurch perfekt ablesbar seine Runden dreht, während die aktuelle Stunde auf einem drehbaren Ziffernring um das Zifferblatt angezeigt wird.

Favre-Leuba Raider Deep Blue
Die Raider Deep Blue markiert das Einstiegspreissegment der Sportuhrenkollektion von Favre-Leuba.

Zum 280. Jubiläum der Marke wurde auf der BASELWORLD 2017 die Neuauflage der Bivouac mit einem selbst entwickelten Barometermodul, aufgebaut auf einem Handaufzugswerk von Eterna, präsentiert. Die Bivouac 9000 genannte Titan-Uhr verfügt über einen funktionalen Höhenmesser bis 9000 Meter, angezeigt über einen langen Zentrumszeiger und eine Skala von 3000 Metern pro Umdrehung. Auf einem kleinen Hilfszifferblatt bei der «3» ist ein entsprechender Zähler angeordnet, der außerdem den Luftdruck in Hektopascal (hPa) anzeigt. Ein Jahr später feierte Favre-Leuba den 50. Geburtstag der 1968 aufgelegten Tiefenmesser-Taucheruhr Bathy mit der Raider Bathy 120 MemoDepth, die Tiefen von bis zu 120 Metern messen, anzeigen und speichern kann. Und im selben Jahr, 2018, stellte die Bivouac 9000 bei einer Besteigung des Mount Everest im Himalaya unter Beweis, dass ihr mechanischer Höhenmesser tatsächlich auch in einer Höhe von 8848 Metern über dem Meeresspiegel funktionstüchtig ist.

Favre-Leuba Raider Harpoon
Typisch für die Raider Harpoon ist der prominente Minutenzeiger. Die Stundenanzeige wurde auf eine umlaufende Ziffernscheibe verbannt.

Philippe Roten, der neue CEO von Favre-Leuba, hätte sich zwar einen Einstand ohne Corona-Epidemie gewünscht, doch gibt sich der Schweizer Uhrenexperte bereits für die nahe Zukunft optimistisch: «Das chinesische Wort für Krise setzt sich aus zwei Schriftzeichen zusammen. Das Eine bedeutet Gefahr und das Andere Gelegenheit.»

Text: Peter Braun

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