Tissot SideralPlastic fantastic
Tissot lanciert eine Neuauflage der Sideral S aus den 1970er Jahren, die einst vor allem mit ihrem Gehäuse aus Fiberglas Furore machte. Heute verwendet man natürlich Karbonfaser.
Auch wenn in Deutschland mehr Tissot-Quarzuhren als Automatikmodelle verkauft werden: Der Erfolg der Traditionsmarke beruht natürlich auf mechanischen Armband- und Taschenuhren. Schließlich wurde Tissot schon 1853 in Le Locle gegründet, von Charles-Félicien Tissot und seinem Sohn Charles-Émile. 1920 entwickelte Tissot das erste eigene Armbanduhrkaliber, 1944 das erste Automatikwerk mit Pendelschwungmasse und 1954 für die «Visodate» den Rotoraufzug. In den 1970er Jahren verwendete Tissot mehrheitlich eigene Uhrwerke, stellte aber die Produktion von mechanischen Rohwerken zum Ende des Jahrzehnts ein.
Dass Tissot heutzutage hauptsächlich als Herstellerin von sportlichen Quarz-Chronographen und der außergewöhnlichen T-Touch bekannt ist, liegt an der guten Vermarktung der Sportzeitnehmerdienste und der Positionierung als Innovationsträger der gesamten Swatch Group. Dabei hat sich das Profil von Tissot in den letzten Jahren eindeutig in Richtung Mechanik bewegt: In schätzungsweise zwei Dritteln der knapp vier Millionen produzierten Uhren tickt ein Automatikwerk.
Die Stückzahl bezieht sich nicht auf die gesamte Produktion seit der Firmengründung, sondern beziffert den jährlichen Ausstoß der diskreten Tissot-Montagebetriebe an verschiedenen Standorten in der Schweiz und im Ausland. Schließlich geht es bei Tissot schon lange nicht mehr um die Konstruktion und Herstellung eigener Kaliber. Tissot ist gewissermaßen das Schaufenster der Swatch Group, und die Kollektion der Marke zeigt Jahr für Jahr die schier unbegrenzten Möglichkeiten der industriellen Uhrenfertigung auf.
Mit der Tissot Carrousel von 1968 (mit farbigen Wechsellünetten), der 1971 vorgestellten Idea 2001 mit Kunststoffgehäuse (noch mit mechanischem Uhrwerk), der Rockwatch (1985) und der Woodwatch (1989) mit Stein- bzw. Holzgehäuse sowie der Ceraten (1996) mit Keramikgehäuse hat sich Tissot in den letzten fünfzig Jahren stets an der Spitze neuer Material- und Modetrends behauptet. Mit der T-Touch brach im Jahr 2000 zudem ein neues technologisches Zeitalter an: Bei dieser Multifunktions-Sportuhr wurde erstmals berührungsempfindliches Glas verwendet, das die Bedienbefehle über Sensorfelder an das Quarzwerk weiterleitet.
Tissot blieb dabei stets dem mittleren Preissegment treu und vernachlässigte auch die Einstiegspreislagen nicht, sodass die Verkaufsstückzahlen beständig wuchsen – und damit auch die Anforderungen an die Logistik der extern montierten Uhren bzw. an die von verschiedenen Fertigungsbetrieben der Swatch Group bezogenen Komponenten.
Seit 2011 ist in Le Locle ein neues Logistikcenter in Betrieb. Der würfelförmige Erweiterungsbau («The Cube») zum Tissot-Hauptgebäude am Chemin des Tourelles in Le Locle half die Lagerfläche glatt zu verdoppeln und ist mit modernster Lagerhaltungstechnik ausgestattet, ausgelegt auf ein Liefervolumen von jährlich fünf bis sechs Millionen montierten Uhren. Das voll automatisierte Hochregallager hat ein Volumen von 7500 Kubikmetern. Im Brandfall wird die gesamte Lagerhalle mit Inertgas geflutet, das den Sauerstoff verdrängt und den Flammen die Nahrung nimmt.
Fünf Roboter flitzen lautlos durch die fünfzig Meter langen Gänge und katapultieren ihre Greifwerkzeuge über eine Höhe von sechs Stockwerken an den Regalböden vorbei. In einem faszinierenden Tempo von bis zu fünf Metern pro Sekunde (!) steuern sie die vom Programm verlangten Lageradressen an und und bedienen sich selbstständig bei den 32.000 normierten Lagerboxen in den Regalen.
Bis zu zwölf Millionen Komponenten und Uhren können hier gleichzeitig aufbewahrt werden, denn neben dem Versand der vom Konzessionärsnetz bestellten Uhren kümmern sich die Lageristen des «Cube» auch um die Materialversorgung der Montagebetriebe. Gehäuse, Uhrwerke, Böden, Gläser, Zifferblätter, Zeiger, Bänder, Kronen, Lünetten und Drücker werden einzeln oder in Stichproben kontrolliert, in handliche Stückzahlen verpackt und mit Barcodes versehen, bevor sie über ein 540 Meter langes System aus Förderbändern und Rollen den fünf Robotern im Hochregallager anvertraut werden. Diese transportieren die Gebinde zu den vom Warenwirtschaftssystem festgelegten Lagerplätzen, bis sie gebraucht werden.
«The Cube» beherbergt jedoch nur einen begrenzten Vorrat an Fournitüren: Die Zulieferbetriebe sind an die heutzutage übliche «Just in Time»-Logistik gewöhnt und können im Bedarfsfall sehr schnell auf eine veränderte Bestellsituation reagieren.