Longines: Wasserdichte Drücker

DICHTUNG UND WAHRHEIT

Januar 2022. Schon vor über achtzig Jahren hat Longines die ersten wasserdichten Chronographendrücker entwickelt, wie ein Blick in die Archive in St. Imier belegt. Die Uhrenmarke Longines zählte einst zu den Pionieren der Sportzeitmessung. Ihre Chronographen genossen höchstes Ansehen und wiesen besondere technische und funktionale Details auf. Dabei kam stets auch der Ausstattung der Uhren eine besondere Bedeutung zu.
Longines erster wasserdichter vintage chronograph
Der weltweit erste Chronograph mit patentierten wasserdichten Drückern und Flyback-Funktion von 1937: Longines Ref. 4270. Uhrwerk 13ZN mit Flyback-Mechanismus, 38 mm Gehäusedurchmesser, pilzförmige Drücker.

Wie wir vor einigen Magazinausgaben berichteten, kann der Marke mit der geflügelten Sanduhr die Einführung eines separaten Chronographen-Rückstelldrückers bereits in den späten 1920er Jahren zugeschrieben werden. Die Abkehr vom Ein-Drücker-Prinzip mit seiner sequenziellen Schaltung («Start-Stopp-Null») ermöglichte erstmals die Additionszeitmessung mit beliebig vielen Start-Stopp-Schaltungen anhand eines eigenen Drückers. Dadurch wurde die Chronographenfunktion für viele neue Einsatzgebiete nutzbar.

Rückseite erster wasserdichter Chronograph Longines
Der weltweit erste Chronograph von hinten.

PRAKTISCHER NUTZEN

Nun hat die Museumsabteilung in St. Imier Belege zusammengetragen, welche die Entwicklung wasserdichter Chronographendrücker dokumentieren und mittels einer Patentschrift von 1938 im Detail illustrieren. Der pilzförmige Drücker (9) bewegt sich in einer passgenau geschliffenen Führung (7), der Übertragungsstift (12) ragt durch einen Tubus (6) ins Innere des Gehäuses und betätigt einen Hebel im Uhrwerk. Zwischen Tubus und Führung setzte Longines eine Hülse (14) aus elastischem Material, dem dünnen Schlauch an einem Fahrradreifenventil nicht unähnlich. So blieb die Beweglichkeit des Drückers erhalten, während die weiche Gummihülse den Ringspalt zwischen Tubus und Drückerstift gegen Wasser – und Staub – abdichtete.

Patent wasserdichte Drücker Longines
Links: Die technische Skizze zeigt die Hülse (14) aus elastischem Material, die den Ringspalt zwischen Tubus und Drückerstift abdichtet. // Rechts: Die Anzeige des Eidgenössischen Büros für Geistiges Eigentum nennt als Antragsdatum für das Drücker- Patent den 19. Februar 1938.

O-Ringe, wie sie heute zur Abdichtung verwendet werden, gab es in den 1920er Jahren noch nicht, weil weder die Materialien noch die Bearbeitungsmöglichkeiten zur Herstellung der winzigen Präzisionsdichtungen vorhanden waren. Sehr wahrscheinlich mussten die Hülsendichtungen der wasserdichten Longines-Chronographen turnusmäßig ausgewechselt werden, weil das auf Naturkautschuk basierende Material mit der Zeit versprödete und durchlässig wurde.

DER ERSTE WASSERDICHTE CHRONOGRAPH

Longines Diver Chronographen
Links: Longines Skydiver Chronograph Ref. 7981 von 1967, 40 mm Durchmesser. Uhrwerk Kal. 530 (entspricht Kal. 30CH) mit Flyback-Mechanismus. Vergrößerter 30-Minuten-Zähler bei der «3» – daher der Spitzname «Big Eye». // Rechts: Longines Diver’s Chronograph Ref. 8224 von 1968. Kissenförmiges 42-mm-Edelstahlgehäuse von Piquerez. Innenliegende Drehlünette mit Countdown-Minutenskala zum Einsatz unter Wasser, die über die Krone bei der «10» bedient wird. Gehäuse bis 200 m druckfest, ausgestattet mit Kal. 332 (Basis Valjoux 72).

Das Auktionshaus Monaco Legend versteigerte im Dezember 2019 einen sportlichen Longines-Chronographen mit der Referenz 4270, ausgestattet mit dem heute legendären Flyback-Kaliber 13ZN und den hier beschriebenen wasserdichten Pilzdrückern. Da neben der Originalverpackung auch sämtliche Verkaufsunterlagen der Uhr vorhanden waren, konnte anhand des Longines-Stammbucheintrags der Juli 1940 als Produktionszeitraum ermittelt werden. Die ersten Chronographen der Referenz 4270 wurden indes bereits 1937 produziert und ausgeliefert, also noch vor Antrag bzw. Erteilung des Patents (19. Februar bzw. 15. Dezember 1938). Der Stahl-Chronograph mit stattlichen 38 mm Durchmesser war auf 50.000 bis 100.000 Euro geschätzt worden und wurde am Ende für 75.400 Euro zugeschlagen.

Text: Peter Braun

Bilder: Monaco Legend Group, Longines

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