Die 12 schönsten Chronographen 2022

Jahresrückblick 2022

Dezember 2022. Aus der Vielzahl an Chronographen, die in diesem Jahr auf den Markt gebracht wurden, haben wir einige der schönsten und sehenswertesten Exemplare herausgesucht, die durch ihr Design, ihre Technik oder ihre Geschichte besonders hervorzuheben sind.
Omega Speedmaster '57
Die neue Omega Speedmaster '57 gibt es insgesamt in vier Zifferblattvarianten. Das schwarze Zifferblatt ist eine Sandwich-Konstruktion.

Da wäre zum Beispiel die Speedmaster ’57 von Omega. Sie ist die aktuelle Neuauflage der ersten Speedmaster, die von ihrer späteren Rolle als Monduhr noch nichts wusste. Die Version mit schwarzem Zifferblatt ist eine Sandwich-Konstruktion mit einer dahinterliegenden Leuchtmassenscheibe. Das ist zwar – wie auch das moderne Master-Chronometer-Kaliber 9906 – nicht ganz originalgetreu, macht aber einiges her! Das Modell gibt es darüber hinaus auch noch in anderen Zifferblattvarianten, die sogar Farbe ins Spiel bringen. Bei der Preisfindung war sich Omega über den inzwischen ikonischen Status der Speedmaster durchaus bewusst: Zwar kann man beim Preis von 9500 Euro noch nicht von einem Mondpreis sprechen, dennoch platziert die Bieler Marke die Speedmaster ’57 damit noch deutlich über der Speedmaster Professional.

Star und Diskussionsobjekt der Chronographen-Gemeinde war dieses Jahr ohnehin eine andere und viel günstigere Variante der Speedmaster. Die «MoonSwatch», das Plastik-Modell, das in Kooperation zwischen Omega und der Modeuhrenmarke Swatch aufgelegt wurde, war in aller Munde. Kritische Stimmen sprachen schon vom Niedergang des Luxus-Images von Omega, wurden durch den geschickten Marketing-Gag der Swatch Group jedoch eines Besseren belehrt: Die «echte» Speedmaster und ihre Derivate sind beim jungen Publikum seither populärer denn je.

MoonSwatch
An der «MoonSwatch» scheiden sich die Geister. Wir halten sie für einen geschickten Marketing-Schachzug.

Dass die Swatch Group derzeit einiges richtig macht, zeigt sich auch an den anderen Chronographen-Releases der Gruppe. Besonders zwei Marken aus der mittleren und unteren Preisklasse im Konzernverbund überzeugen mit historisierenden Neuauflagen aus ihren beachtlichen Unternehmensgeschichten. Zunächst wäre da die Marke Hamilton zu nennen, die nicht nur für die US-Armee, sondern auch für die verbündete britische Royal Air Force Einsatzuhren hergestellt hat. Genauso einem Modell widmete sich die Marke dieses Jahr und lancierte den Khaki Aviation Pioneer Mechanical Chronograph mit Handaufzugswerk H51-Si auf Basis des Valjoux-Baumusters 7753. Das eigentlich automatische Werk wurde mit relativ geringem Aufwand in ein modernes Handaufzugswerk umgearbeitet, indem die Automatikgruppe durch eine eigene neue Aufzugsbrücke ersetzt wurde. Hier hat die Schweizer Marke mit amerikanischen Wurzeln eine kostengünstige Möglichkeit gefunden, ein markenexklusives Kaliber anzubieten und mit dem Ladenpreis von 2095 Euro zudem noch die Brieftasche der Kunden zu schonen – und das, ohne am Saphir-Boxglas oder der Silizium-Spiralfeder zu sparen.

Hamilton Khaki Pilot Pioneer Chronograph
Der Hamilton Khaki Aviation Pilot Pioneer Chronograph wurde originalgetreu als Handaufzugsuhr neu aufgelegt.

TREND: INTEGRIERTE ARMBÄNDER

Ganz ähnlich macht man es bei Tissot, wo man sich mit der PRX ebenfalls ein historisches Modell aus den 1970er Jahren für eine Neuauflage ausgesucht hat. Das integrierte Gehäuse- und Armbanddesign ist – wie allseits bekannt – derzeit ein extrem beliebtes Ausstattungsmerkmal. Neben der klassischen Dreizeiger-Variante verbaut man bei Tissot natürlich auch ein Chronographenwerk unter zwei verschiedenen Zifferblättern im Panda- oder Reverse-Panda-Look. Das ETA Kaliber A05.H31 basiert ebenfalls auf dem 7753, bleibt hier aber automatisch. Dank effizienterem Räderwerk bietet es dennoch eine höhere Gangreserve von 60 Stunden. Ebenfalls mit Silizium-Spirale und Saphirglas, zusätzlich sogar auf der Rückseite, unterbietet die PRX den Hamilton-Chronographen noch einmal deutlich im Preis und ist bereits ab 1795 Euro zu haben.

Tissot PRX-Chronograph
Am Preis-Leistungs-Verhältnis des Tissot PRX-Chronographen beißt sich die Konkurrenz die Zähne aus.

Das Marktpotenzial von Armbanduhren mit integriertem Bandsystem hat auch Niels Eggerding, CEO von Frederique Constant, erkannt. Sportlich und schick zugleich soll die Highlife-Kollektion sein, die in diesem Jahr Zuwachs in Form von drei Chronographen-Varianten erhielt. Der Highlife Chronograph Automatic verwendet ebenfalls ein automatisches Uhrwerk, das auf der Valjoux-Architektur beruht, wird allerdings von La Joux-Perret gefertigt und ist als kleines Highlight mit einem Schaltrad versehen, das für die Steuerung der Chronographen-Gruppe verantwortlich ist. Erhältlich mit Armbändern aus Leder, Kautschuk und Edelstahl, die sich dank des verbauten Schnellwechselsystems jeweils in Windeseile tauschen lassen, wird der Highlife Chronograph für knapp 3000 Euro angeboten.

Frederique Constant Highlife Chronograph
Für Frederique Constant ist es ein logischer Schritt, die Linie Highlife um einen Chronographen zu erweitern.

Etwas teurer wird es bei Porsche Design, die mit dem Chronograph 1 ebenfalls einen Zeitschreiber im integrierten Banddesign anbietet. Das Ursprungsmodell wurde 1972 von niemand anderem als F. A. Porsche höchstpersönlich entworfen und war das erste Produkt der neu gegründeten Firma Porsche Design. Schon damals war die Uhr komplett schwarz beschichtet, um den Träger nicht von der Zeitanzeige abzulenken. Porsche Design legte den Chronographen zum 50. Jubiläum neu auf, doch die 500 Exemplare der Design-Ikone waren schnell ausverkauft. Im April 2023 geht eine weitere Variante mit schwarz beschichtetem Titangehäuse und Gliederarmband an den Start. Die «All Black Numbered Edition» mit 40,8 mm Durchmesser beherbergt das hauseigene Kaliber WERK 01.140 (Basis Concepto 2000) und ist von der COSC als Chronometer zertifiziert. Die neue Variante ist auf 1000 Exemplare limitiert und zum stolzen Preis von 8950 Euro vorbestellbar.

Porsche Design Chronograph 1 1972 Limited Edition
Eine fast originalgetreue Replik: Porsche Design Chronograph 1 1972 Limited Edition.

1972? Da war doch noch was? Richtig – vor 50 Jahren entwarf Gérald Genta mit der Royal Oak den Archetyp der Luxus-Sportuhr mit integriertem Gliederband. Im Jubiläumsjahr bietet Audemars Piguet unter anderem auch neue Chronographen im Royal-Oak-Gehäuse mit 41 mm Durchmesser an. Die Marke hat die Referenz 26240 in den verschiedensten Gehäuse- und Farbvarianten durchdekliniert. Ob Rosé-, Gelb- oder Weißgold, Stahl oder sogar Keramik mit weißem, grünem, schwarzem, blauem oder grauem Zifferblatt: Alle Modelle sind mit dem Flyback-Chronographenkaliber 4401 aus der eigenen Manufaktur ausgestattet. Audemars Piguet bietet das Stahlmodell ab 34.800 Euro an. Zweieinhalb Mal dürfen Sie raten, um wie viel höher der Preis auf dem Sekundärmarkt liegt …

Audemars Piquet Royal Oak Chronograph
Die neuen Royal-Oak-Chronographen bieten eine Flyback-Funktion.

SPORTLICHE CHRONOGRAPHEN

So wie man bei Uhren mit integrierten Armbändern nicht um die Royal Oak herumkommt, führt bei Chronographen kein Weg an Zenith vorbei. Mit einem durchbrochenen Zifferblatt, das auch dank Einsatz eines transparenten Hilfszifferblatts für die Kleine Sekunde den Blick auf die Hemmung mit Anker und Ankerrad aus Silizium sowie der hochfrequenten Unruh (36.000 A/h) des Manufakturkalibers El Primero 3604 freigibt, ist die Chronomaster Open ein ganz besonderer Hingucker. Genau wie bei der Chronomaster Sport absolviert die zentrale Stoppsekunde eine Zifferblattumdrehung in zehn Sekunden, was dank zehn Zeigerschrittchen pro Sekunde ermöglicht, die gestoppten Zehntelsekunden abzulesen. Das Kaliber 3604 verzichtet im Gegensatz zum El Primero 3600 in der Chronomaster Sport auf die Datumsanzeige. Die neueste Variante wird für 9700 Euro, allerdings nur in Boutiquen, angeboten und zeichnet sich durch ein dunkelblaues Zifferblatt aus.

Zenith El Primero Chronograph
Zenith zeigt in der Chronomaster Open die rasant schwingende Unruh des El Primero 3604.

Während die Zenith beidseitig zeigt, was sie zu bieten hat, versteckt die diesjährige Chronographen-Neuheit von Seiko die wichtigsten technischen Leckerbissen zwischen den Werkplatinen. Die vom Engagement in der Sportzeitmessung inspirierte Speedtimer, beziehungsweise ihr neues Kaliber 8R46A, ist nämlich mit einem Schalt- bzw. Säulenrad und zudem noch mit einer vertikalen Kupplung, die das ruckfreie Starten des Chronographen ermöglicht, ausgestattet. Das Werk steht damit in der Tradition des 1969 lancierten Seiko Kalibers 6139, das nur um Monate den Wettlauf um das erste automatische Chronographenwerk (El Primero von Zenith) verpasste. Trotz dieses famosen Uhrwerks und des aufwendigen Zifferblatts mit versenkten Totalisatoren und aufgesetzten Indexbalken hat die Seiko Speedtimer einen verblüffenden Preis: Das aktuelle Modell mit blauem Zifferblatt und Edelstahl-Gliederband kostet 3200 Euro.

Seiko Speedtimer Chronograph
Der Seiko Speedtimer bietet technische Leckerbissen, versteckt sie aber unter der Werkplatine.

Geschichtlich ebenfalls in der Zeitnahme beim Sport verortet ist auch die stählerne Junghans 1972 Competition, deren Vorbild anlässlich der Olympischen Spiele 1972 in München lanciert wurde. Die Neuauflage des sportlichen Bullhead-Chronographen zeichnet sich durch das graue Zifferblatt mit auffallenden Totalisatoren und Réhaut mit Tachymeterskala in Knallorange aus. Drücker und Krone befinden sich bei dem Modell mit Sellita-Technik auf der Oberseite des pultförmigen Gehäuses. Das schwarze Lederband mit orangefarbenen Farbakzenten wird in die gewölbte Unterseite eingeschraubt. Zusätzlich zum auf 1972 Exemplare limitierten Stahlmodell (2390 Euro) gibt es auch eine seltenere und weit teurere Variante in Weißgold.

Junghans 1972 Competition Chronograph
Die Junghans 1972 Competition ist der Beweis für die Kompetenz der Schramberger Marke in Sachen Sportzeitmessung.

Noch wichtiger als beim Sport ist die Stoppfunktion im Cockpit eines Flugzeugs, besonders wenn es das Cockpit eines Kampfjets ist. Im Tornado-Jagdbomber der Bundeswehr findet sich das Vorbild der Referenz 717 NaBo von Sinn: Der Navigations-Bordchronograph 17 ZM wurde ebenfalls von Sinn gefertigt. Die neue Variante fürs Handgelenk wurde in unserer letzten «Probezeit» (Heft 6/2022) bereits ausgiebig von den Redaktionskollegen getestet. Ihr Fazit: Die Sinn 717 NaBo ist eine gelungene Projektion der Borduhr ans Handgelenk. Das geschwärzte 45-mm-Gehäuse beherbergt das Sinn Kaliber SZ01 (Basis von Concepto) und wird für 4950 Euro angeboten.

Sinn 717 NaBo Chronograph
Die Sinn 717 NaBo ist de facto eine Kampfjet-Borduhr fürs Handgelenk.
Jean Marcel Mythos 2 Chronograph
Mit der Mythos II präsentiert Jean Marcel ein komplett neues und eigenständiges Design.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Chronographen in dieser Liste orientiert sich die Kollektion Mythos II von Jean Marcel nicht an Modellen aus dem eigenen Archiv. Zwar sind die Chronographen mit der numerischen Modellbezeichnung 520 ganz klassische Stopper mit bewährter Technik auf Basis des ETA Valjoux 7750, aber ihr Design hat einen deutlich moderneren Charakter. Als Nachfolger der Linie Mythos ist auch das sportliche 42-mm-Gehäuse der Mythos II mit einer einseitig drehbaren Lünette mit 60er-Skalierung versehen. Neu sind aber die eingefrästen Vertiefungen zwischen den Ziffern, die für einen gänzlich eigenständigen Look des Modells sorgen. Die Mythos II ist in drei Zifferblattvarianten (jeweils auf 100 Exemplare limitiert) erhältlich, und das je nach Bandauswahl – also entweder am Glieder- oder am Kautschukband – bereits für unter 2000 Euro.

Text: Tobias Schaefer

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