Lang & Heyne AntonManufaktur Edition
Nur fünf Exemplare des neuen Modells Anton mit Fliegendem Tourbillon werden produziert. Die Rechteckuhr ist längst zum Markenzeichen für Lang & Heyne geworden.
Ein Tourbillon gehört mittlerweile zum Standard jedes neuen Start-ups, das etwas auf sich hält. BA111OD hat einen Weg gefunden, ein Tourbillon «made in Swiss Jura» für knapp 5000 Euro anbieten zu können, während die vor einigen Jahren aus China angespülten Billig-Tourbillons Gott sei Dank wieder aus den Auslagen verschwunden sind. Junge Schweizer Meisteruhrmacher machen sich mit ihren eigenen Mikro-Brands in Fernost einen Namen und setzen ihre Tourbillons möglichst spektakulär in Szene. Auf der Jagd nach dem Geheimtipp der nächsten Generation investieren Sammler aus Singapur, Malaysia oder Japan hohe sechsstellige Summen.
Die etablierten Hersteller wehren sich nach Kräften gegen diese Konkurrenz. Allen voran Jaeger-LeCoultre: Die Grande Maison stellte auf der Watches and Wonders im Rahmen der Reihe «Reverso Tribute» gleich zwei neue Tourbillonmodelle vor, ein Tourbillon Duoface mit völlig transparenter einseitiger Lagerung und eine Neuauflage des Gyrotourbillon unter der Bezeichnung Hybris Artistica Calibre 179. Das Duoface-Tourbillon hat einen gewissermaßen beidseitig fliegend gelagerten Drehgang. Der äußere Tourbillonkäfig ist komplett durch ein Kugellagersystem ersetzt. Normalerweise hätte man daran aber die Unruhspirale befestigt. So erhielt das Duoface-Tourbillon eine S-förmig gebogene Unruhspirale, deren Ende an der einen Seite an einem festen Punkt in der Mitte des Tourbillon-Mechanismus und deren Ende an der anderen Seite direkt an einer Speiche der Unruh befestigt ist.
Die auf zehn Exemplare limitierte Hybris Artistica fasziniert schon allein mit der spektakulären taumelnden Bewegung des Zwei-Achsen-Tourbillons: Der innere Tourbillonkäfig dreht sich alle 16 Sekunden um seine Achse, während der ihn umgebende Außenkäfig eine ganze Umdrehung pro Minute vollführt. Abgesehen von der aufwendigen Verzierung verschiedener Zifferblattelemente fallen dem Betrachter indes keine grundlegenden Veränderungen an dem bereits vor einigen Jahren präsentierten Kaliber 179 ins Auge. Umso unverständlicher erscheint es, dass «La Grande Maison» für die rotgoldene Hybris Artistica heute 595.000 Euro verlangt, während das ordinäre Gyrotourbillon vor fünf Jahren noch 322.000 Euro kostete – in Platin!
Parmigiani Fleurier lancierte in der neuen Leaderkollektion Tonda PF ein Fliegendes Tourbillon, das sich in Ausstattung und Machart an der traditionellen Uhrmacherei orientiert. Die wahre Koketterie, die sich das Kaliber PF517 erlaubt, ist indes nicht die Anordnung des Tourbillons bei der «7», sondern die Tatsache, dass das nur 3,4 mm dicke Uhrwerk über einen automatischen Aufzug verfügt – per Mikrorotor.
Dieselbe frivole Täuschung findet der Betrachter auch beim neuen Traditionnelle Tourbillon von Vacheron Constantin, bei dessen Manufakturkaliber 2160/1 der Kenner sofort ein Handaufzugswerk vermutet, zumal die gesamte Uhr von Bodenglas bis Deckglas nur gerade einmal 5,65 mm misst. Erst der Blick durch besagten Glasboden offenbart den technischen Kunstgriff: Die Aufzugsschwungmasse besitzt keine zentrale Nabe, sondern läuft auf Rollen gelagert quasi um das Werk herum und überträgt seine Spannkraft über eine feine Innenverzahnung.
Text: Peter Braun