Muss es eine Rolex sein?

Das Auktionsjahr 2018

Der Markt mit Vintage-Uhren floriert. In Zeiten, da die Wirtschaft boomt, die Banken aber praktisch keine Habenzinsen zahlen, investieren Menschen ohne Geldsorgen gern auch in Sachwerte. So auch in Uhren. Ich verstehe das gut, denn es sind meistens sehr lustvolle Investitionen. Während eine Immobilie, so sagt es ja schon der Begriff, immer dort steht, wo sie steht, und auch Mobilien – zum Beispiel ein schönes altes Auto – die meiste Zeit in einer gut durchlüfteten Garage verbringen, kann man eine schöne alte Uhr immer bei sich haben. Wiewohl ich vermute, dass genau diejenigen, die dieses Jahr Millionen in den Auktionshäusern haben liegen lassen, ihre ersteigerten Uhren direkt in den Tresor transferieren – und sie tatsächlich als reine Wertanlage betrachten. Schade eigentlich, aber auch ein bisschen verständlich.
Omega Elvis Presley Referenz H6582/D96043

Prominenter Vorbesitz

Wie alte Autos erzielen auch alte Uhren dann einen hohen Preis, wenn sie aus prominentem Vorbesitz stammen. Für diese These steht nicht nur die im Oktober 2017 für umgerechnet 15,3 Millionen Euro versteigerte Rolex Daytona des amerikanischen Schauspielers Paul Newman – die teuerste jemals versteigerte Armbanduhr. Auch 2018 kamen wieder einige Promi-Uhren unter den Hammer. So versteigerte Phillips (in Kooperation mit Bacs & Russo) eine weißgoldene, diamantbesetzte (und gar nicht mal so hübsche) Omega (Referenz H6582/D96043), die Elvis Presley einst von seiner Plattenfirma geschenkt bekam, und erzielte umgerechnet rund 1,5 Millionen Euro. Damit ist sie die teuerste jemals auktionierte Omega. Und selbst wenn die Vorbesitzer nicht ganz so bekannt sind, treiben sie den Preis nach oben. So verkaufte Stefan Muser, Inhaber von Auktionen Dr. Crott, bei seiner Frühjahrsauktion eine Rolex GMT-Master mit der Signatur von Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum auf dem Zifferblatt. Er wurde 1971 zum ersten Verteidigungsminister der Vereinigten Arabischen Emirate und bestellte bei Rolex einige dieser Uhren als Gastgeschenke. Für das gut erhaltene Exemplar mit «Pepsi»-Lünette zahlte der Ersteigerer knapp 100.000 Euro – deutlich mehr, als für die GMT-Master eines Unbekannten bezahlt würde.

Die Marke machts

Rolex Daytona

Dabei muss eine Uhr noch nicht einmal einem Promi gehört haben, um viel Geld zu kosten – solange nur Rolex oder Patek Philippe auf dem Zifferblatt steht. So kamen bei genannter Auktion zahlreiche Rolex-Stahlmodelle unter den Hammer, die man allesamt als gut bis sehr gut erhaltene Gebrauchtuhren (vermutlich ohne nennenswertes Wertsteigerungspotenzial) ansehen konnte, deren Verkaufserlös aber so hoch war, dass man sich dafür auch gleich eine neue vergleichbare Uhr hätte kaufen können. Beispiel: Eine GMT-Master II aus dem Jahr 1995 mit Pepsi-Lünette und Oyster-Band (inklusive aller Papiere und Originalverpackung) wurde für 8700 Euro verkauft. Die neue GMT-Pepsi steht mit 8400 Euro in der Liste. Allerdings muss man auf diese unter Umständen sehr lange warten.
Ähnlich verhält es sich auch bei Submariner oder Stahl-Daytonas mit Automatikwerken, von den Handaufzugsmodellen wollen wir gar nicht reden. Da sind die Preise schon, um Stefan Muser zu zitieren, ins Absurde abgewandert. Recht hat der Auktionator (siehe Interview Gibt es noch erschwingliche Klassiker?) aber auch damit, dass es keinen Sinn macht, über diese hohen Preise zu schimpfen: Wer eine Rolex will (und dazu vielleicht noch eine bei Sammlern gesuchte), der muss hier eben mitgehen. Aber um solche Preise auch nur annähernd einschätzen zu können, muss man sich schon sehr intensiv mit der Materie befasst haben. Das ist nichts für Anfänger.

Text: Martin Häußermann
Bilder: Phillips in Association with Bacs & Russo

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