Trendsetter Damenuhren 2023Breitling Super Chronomat Automatic 38
Die Jury wählte den Breitling Super Chronomat Automatic 38 zum Trendsetter der Damenuhren 2023.
von Michael Philip Horlbeck mit Fotos von Arne Psille
Wie schon bei der Entwicklung des Kaliber 11 von Hamilton/Büren/Heuer/Breitling hatten sich bei der geplanten Entstehung dieses neuen Uhrwerks mehrere Firmen zusammengefunden: Tenor-Dorly als – heute relativ unbekannter – Hersteller von Armbanduhren, Brac als Basiswerklieferant und Kelek als zukünftiger Produzent. Diese Allianz findet sich auch in der Bezeichnung TDB-K des Chronographenkalibers wieder. Komplettiert wurde die Runde durch den Komplikationsspezialisten Dubois Dépraz, der – wieder einmal – unerwähnt blieb. Verkauft wurden die fertigen Chronographen überwiegend unter dem Markennamen Tenor-Dorly, doch findet sich das TDB-K Kaliber ebenso bei Dugena wie in zwei verschiedenen Modellen der Marke Nivada. Auch die heute relativ unbekannte Marke Precimax verwendete das Kaliber, ebenso der Chronographenspezialist Minerva, der schon seit jeher gute Beziehungen zu Dubois Dépraz unterhielt. Selbst unter dem Namen Kelek wurden verschiedene Modelle angeboten.
Die Basis dieses Chronographenwerks bildete wie erwähnt ein Automatikkaliber der Firma Brac, eigentlich als Hersteller preiswerter Stiftankerwerke bekannt. Das für den TDB-K Chronographen vorgesehene Kaliber 1335 war ein moderner, beidseitig aufziehender Rotorautomat mit schnell schaltendem Datum. Mit seiner Schlagzahl von 19.800 A/h gehörte es eher zu den Exoten. Dank seiner im Werk versenkten Automatik-Baugruppe bot es eine vergleichsweise flache Basis für das neu zu entwickelnde Werk. Servicefreundlich ließ sich die komplette Automatik-Gruppe mit nur zwei Schrauben zerlegen. Im Unterschied zu heute gebräuchlichen Modulkalibern ist die Chronographenkadratur nicht an der Zifferblattseite angeordnet, sondern folgt dem klassischen Aufbau eines Chronographen und sitzt somit auf der Werkseite. Da dort jedoch der Aufzugsrotor das komplette Werk abdeckte, musste für den Chronographenmechanismus Platz geschaffen werden. Dazu wurde die Rotorachse um die Höhe der Chronographenkadratur (2,4 mm) angehoben. Und damit das Werk weiterhin beidseitig aufziehen konnte, wurde einfach die Welle des innenliegenden Wechselrades verlängert und ein weiteres Zahnrad am oberen Ende befestigt. Das so entstandene Kaliber 1369 verfügte über eine Schaltradsteuerung, die sich allerdings unter der Chronographenbrücke versteckt.
Da die Chronographenzeigerachsen durch das bereits existierende Automatikkaliber hindurchgeführt wurden, mussten bei der Anordnung der Anzeigen gewisse Kompromisse eingegangen werden. Schon die Kleine Sekunde bei der «6» ist bei einem Chronographen eher ungewöhnlich. Spätestens bei der Position des Minuten- und des Stundenzählers fällt das TDB-K aus dem Rahmen der gängigen Kaliber. Auch wenn die Anordnung entfernt an die des Hamilton-Büren Kaliber 12 erinnert, handelt es sich beim TDB-K nicht um dieselbe Grundkonstruktion, wie es oft behauptet wird. Es gibt auch keinerlei Gemeinsamkeiten mit dem primitiven Stiftanker-Chronographen von den Ebauches Bettlach, der ebenfalls über asymmetrisch angeordnete Hilfszifferblätter verfügte.
Das TDB-K Kaliber war optional auch mit digitaler Zeitanzeige erhältlich. Beim so entstandenen Kaliber 1376 waren anstelle des normalen Zeigerwerks zwei Scheiben mit den aufgedruckten Stunden bzw. Minuten verwendet. Damit sich die Uhrzeit immer fehlerfrei ablesen lässt, wurde die Stunde springend ausgeführt. Auf die Kleine Sekunde bei der «6» wurde verzichtet, an ihre Stelle rückte die Datumsanzeige. Sie musste ihren Platz bei der «9» räumen, da sich dort die Stundenscheibe dreht. Der Minutenzähler fiel der Minutenscheibe zum Opfer, doch dafür wurde der Stundenzähler zum 60-Minuten-Totalisator.
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