Genesis «Carpe Diem»Individuell
Christine Genesis fertigt mit Ausnahme der Uhrwerke alle Komponenten ihrer Armbanduhren selbst: Mit technischem Know-how, klarem Design und auf Wunsch individuell.
Video von der Vorstellung des Traditionnelle Tourbillon Chronographen auf der Watches and Wonders
Erfunden wurde das Tourbillon bereits 1801 von Abraham-Louis Breguet: Es sollte durch die fortwährende Rotation des Gangreglers den Einfluss der Schwerkraft auf die Unruhspirale kompensieren. Anders als bei einer Taschenuhr, die meistens aufrecht in der Westentasche steht, wirkt bei einer Armbanduhr der Träger konstanten Lagefehlern durch seine Handgelenkbewegungen entgegen. Die positiven Effekte eines Tourbillons am Handgelenk sind daher bestenfalls umstritten. Dennoch ist und bleibt der «Wirbelwind» eine der schönsten und begehrenswertesten Komplikationen der mechanischen Uhrmacherei. In der Meldung zum Traditionnelle Tourbillon Chronograph erhebt Vacheron Constantin das Tourbillon zum «Wahrzeichen der Haute Horlogerie». Die hypnotisierende Komplikation befindet sich beim Kaliber 3200 auf der oberen Zifferblatthälfte – sozusagen auf einem Ehrenplatz.
Gestaltet wie ein Malteserkreuz, vollführt der Tourbillonkäfig pro Minute eine Rotation und dient als Kleine Sekunde. Verdeutlicht wird diese Funktion durch die umlaufende Eisenbahn-Minuterie und eine geschwärzte Schraube am Tourbillon, die als Zeigerersatz dient. Die gesamte Konstruktion wird von einer handgefertigten Brücke und einer skelettierten Platine auf der Rückseite in Position gehalten.
Beim Chronographen-Mechanismus greift Vacheron Constantin in der neuen Komplikationsuhr das Thema der Taschenuhr auf. Anstelle von mehreren Drückern arbeitet das Modell mit einem einzelnen Drücker in der hohlgebohrten Krone, der wie einst bei den Taschenuhr-Chronographen für die Start-, Stopp- und Rückstellfunktion des Zeitschreibers verantwortlich ist. Bis zu 45 Minuten können auf diese Weise gemessen werden – auch dies eine Reminiszenz an die Totalisatoren der Taschenuhren mit Chronographen.
Der Ein-Drücker-Chronograph stammt aus einer Zeit, in der die Dichtungen noch nicht die heutigen Standards erfüllten. Jede Öffnung im Gehäuse erhöhte das Risiko, dass Staub und Wasser in das empfindliche Innere gelangten. Daher wurde der Drücker bevorzugt in die Krone integriert – denn die Bohrung dafür war ja bereits vorhanden und wurde ohnehin benötigt.
In der Praxis unterschieden sich Chronographen mit einem statt zwei Drückern durch die fehlende Möglichkeit einer Additionsmessung, also einen Messvorgang nach dem Stoppen wiederaufzunehmen. Eine vorherige Rückstellung ist bei Ein-Drücker- Chronographen unumgänglich.
Dafür stattet Vacheron Constantin den Traditionnelle Tourbillon Chronograph jedoch mit einigen technischen Finessen aus. So verfügt die Konstruktion beispielsweise über ein «Alles-oder-nichts-System», bei dem der Chronographen-Mechanismus erst einrastet, wenn der Drücker auch wirklich fest genug gedrückt wird. Das verhindert nicht nur unabsichtliches Auslösen, Stoppen oder Rückstellen einer Messung, sondern schont durch die präzise Steuerung auch die bewegten Bauteile.
Ein klassisches Problem von Chronographen mit seitlich einschwenkender (horizontaler) Kupplung ist ein ruckartiger Start des Stoppsekundenzeigers durch überspringende oder «auf Spitz» stehende Zähne der Chronographenräder. Vacheron Constantin setzt ein aus zwei Rädern gebildetes Kupplungsradpaket ein. Dabei ist das obere Rad ständig mit dem Mitnehmerrad und das untere mit dem Chrono-Zentrumsrad verbunden. Bei Betätigung des Drückers werden die beiden auf einer gemeinsamen Welle befindlichen Räder gegeneinandergepresst (vertikale Kupplung), wodurch der Chronograph sanft anläuft.
Wie lange das Uhrwerk mit seiner klassischen Schwingfrequenz von 18.000 A/h noch tickt, lässt sich auf einer Skala bei der «6» ablesen. Dort nämlich befindet sich die Gangreserveanzeige – bei Werken mit Handaufzug wie dem Kaliber 3200 eine besonders nützliche Komplikation.
Das silberne Zifferblatt des Traditionnelle Tourbillon Chronograph mit Eisenbahn-Minuterie und Tachymeterskala rundet das technische Bild gestalterisch ab. So treffen die Konstrukteure mit dem Zeitschreiber bei der Auswahl der Komplikationen sowie im Design die traditionelle Ästhetik aus den Anfängen der eigenen Geschichte sowie der ersten tragbaren Zeitmesser überhaupt.
Auf der Unterseite lässt sich das mit Genfer Streifen finissierte Kaliber mit 292 Komponenten durch den Saphirglasboden sehen. Anmutig geschwungene Hebel, fein finissierte Kloben und Brücken, ein filigranes Tourbillon und das polierte Schaltrad des Kalibers 3200 laden den Betrachter zum Staunen ein. Die Genfer Punze attestiert dem Traditionnelle Tourbillon Chronograph höchste Uhrmacherkunst. Das in begrenzter Stückzahl gefertigte Sammlerstück wird für 219.000 Euro angeboten.
Text: Tobias Schaefer
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