Tambour heißt Trommel, und tatsächlich erinnert das sich vom Boden zum Glas stark verjüngende Gehäuse an den bauchigen Korpus einer Conga. Auch die 2002 angesagten zentralen Bandanstöße wirken aus heutiger Sicht wie aus der Zeit gefallen. Die Gelegenheit für einen Schritt nach vorn.
Auf dem Zifferblatt konserviert bzw. kultiviert die neue Tambour zwar das typische Louis-Vuitton-Antlitz mit hohem Wiedererkennungswert, doch das Gehäuse musste einige Schleifarbeiten über sich ergehen lassen: Es ist viel flacher geworden (8,3 mm bei 40 mm Durchmesser) und trägt eine konische Lünette, aber noch immer mit den zwölf Buchstaben des Markennamens an der Außenkante. Die Anstöße des im Übrigen sensationell beweglichen Gliederbandes enden in sauber ausgesparten Gehäusetaschen. Der Knüller ist indes das neu entwickelte Manufakturkaliber mit Mikrorotor-Aufzug, das in der hauseigenen «La Fabrique du Temps» gefertigt wird und daher die Kaliberbezeichnung LFT023 trägt. Bei der Konstruktion haben die externen Spezialisten vom Cercle des Horlogers mitgewirkt, mit denen Louis Vuitton freundschaftliche Kontakte pflegt.
Das Finish des Uhrwerks mit grainierten und reliefpolierten Brücken und weiß-transparenten Lagerrubinen setzt ebenfalls neue Maßstäbe – speziell in dem von vielen Luxusmarken penetrierten Preissegment jenseits der 20.000 Euro. Die neue Tambour bringt frischen Wind in die durchweg konventionell ausgestattete Szene und bleibt mit 19.500 Euro knapp unter der Schmerzgrenze. Das ist zwar noch immer eine Menge Holz für eine Dreizeiger-Automatikuhr mit Edelstahlgehäuse und -band. Aber es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben, und wer wüsste das besser als Louis Vuitton?
Text: Peter Braun
