Klassische Chronographen – Teil 3

Taucherchrono der Pioniere

In unserer Technik-Serie über ausgefallene Chronographen-Konstruktionen behandeln wir einen bemerkenswert durchdachten, wasserdichten Chronographen mit intelligenten Zusatzfunktionen und -anzeigen speziell für Taucher.
Chronographen
Aquastar Deepstar, wasserdicht bis 100 Meter Tauchtiefe, mit spezieller Dekompressionszeit-Lünette.
Im Alter nimmt das anthrazitgraue Zifferblatt eine reizvolle «Tropical»-Färbung an.
Das Vieleck im Gehäuseboden erfordert ein spezielles Öffnungswerkzeug.

Aquastar war eine Marke von JeanRichard SA, gegründet in Le Locle, aber nach 1947 in Genf registriert.

Mittlerweile gehört die Marke JeanRichard über ihre Anbindung an die Sowind-Gruppe (Girard-Perregaux etc.) zum Kering-Konzern.

Wie dem auch sei: 1953 beschloss der damalige Geschäftsführer Frédéric Robert, die Firma komplett umzugestalten sowie in Zukunft nur noch Uhren mit Automatikwerken zu produzieren und sich dabei ganz auf Taucheruhren zu konzentrieren.

Frédéric Robert war ein großartiger Tüftler, ständig auf der Suche nach neuen technischen Besonderheiten für seine Uhren.

1962 entwickelte er einen verbesserten, geschützt unter Glas liegenden Drehring, 1964 eine spezielle Drehlünette für Taucher, 1965 eine wasserdichte Aufzugskrone.

Darüber hinaus erfand er neue Instrumente für Taucher, darunter ein Bathymeter mit eigenem Zifferblatt oder eine auf die Bedürfnisse der Taucher zugeschnittene Rechenschieber-Drehlünette.

Vor allem aber arbeitete er mit den großen Unterwasserforschern seiner Zeit zusammen, wie Marc Jasinski, Hannes Keller oder Jacques-Yves Cousteau.

Die ersten Chronographen von JeanRichard/Aquastar waren praktische Regatta-Zeitmesser, dann kam die Airstar, ein bis 20 Meter wasserdichter Chronograph mit Drehlünette mit 60er-Teilung. 1964 lancierte Aquastar ein bemerkenswertes Modell, nach dem sich Sammler heute die Finger lecken: die Aquastar Deepstar.

Profi-Instrument für das nasse Element

Die Aquastar Deepstar ist ein Chronograph, wie Taucher sich ihn nur wünschen können. Sein Edelstahlgehäuse ist bis 100 Meter wasserdicht. Das Zifferblatt wird von einem überdimensionierten Minutenzähler beherrscht und trägt breite, nachleuchtend beschichtete Zeiger und Stundenmarker. Anstelle eines kleinen Sekundenzeigers dreht sich bei der «9» ein rautenförmiger Leuchtindex als Funktionskontrolle für das Uhrwerk.

Die Drehlünette wurde vom belgischen Tauchprofi Marc Jasinski entwickelt und hilft dem Taucher dabei, die korrekten Dekompressionszeiten einzuhalten, auch bei mehreren aufeinander folgenden Tauchgängen.

Einem breiten Publikum wurde die Deepstar als offizielle Uhr der Unterwasser-Expeditionen Précontinent II und III unter der Leitung von Jacques-Yves Cousteau bekannt.

 

Der verschraubte Gehäuseboden der Deepstar benötigt, wie verschiedene andere wasserdichte Aquastar-Modelle, ein vielzahniges Spezialwerkzeug zum Öffnen. Darunter kommt entweder ein Valjoux Kaliber 23 oder 92 zum Vorschein – beide Handaufzug-Chronographenwerke wurden verbaut.

Gegen Ende der 1960er Jahre brachte die Marke Aquastar den europäischen Uhrenfachhandel gegen sich auf, als sie ihre Taucheruhren auch über Spezialgeschäfte für Tauchzubehör vertrieb und Service- sowie Reparaturarbeiten direkt in der Fabrik ausführte, wo man oftmals der Einfachheit halber und zur Beschleunigung der Abwicklung das komplette Werk austauschte. Gleichzeitig warf Aquastar in rascher Folge immer neue und innovative Uhren, wie die Seatime oder die Modelle Benthos 500 und 1000, auf den Markt.

Die Meinung des Sammlers

Das seltenste Chronographenmodell der Marke JeanRichard/Aquastar ist zweifellos die Airstar. Allerdings ist es die Deepstar, die inzwischen die höchsten Preise erzielt. Es gibt sie in vier Versionen, ausgestattet mit Valjoux Kaliber 23 oder 92, mit oder ohne Funktionsanzeige bei der «9». Die Zifferblattfarbe ist bei allen Versionen ein dunkler Anthrazitton. Die galvanische Schwärzung hat im Laufe der Jahre verschiedene «Tropical»-Grauschattierungen angenommen, die mit dem ins Elfenbeinfarbene spielenden Farbton des Minutenzählers sehr ansprechend harmonieren können.

Manche Modelle tragen zwei Markennamen und sind zusätzlich mit «Lorenz» oder «Duward» beschriftet. Bislang hat der Markenname keinen Einfluss auf den Preis der Uhren. Interessenten sollten allerdings darauf achten, dass das Vielzahnprofil im Gehäuseboden nicht verdorben ist und man zum Öffnen unbedingt ein entsprechendes Werkzeug verwendet, das unter Umständen schwerer zu beschaffen ist als die Uhr selbst.

Text und Bilder: Joël Pynson und Sébastien Chaulmontet

Quellen: Journal Suisse d’Horlogerie 1947, 1953, 1970, La Suisse Horlogère 1967, 1970

modell

Die Informationen und Bilder in diesem Artikel stammen z. T. aus dem Buch Chronographs for Collectors von Joël Pynson und Sébastien Chaulmontet (232 Seiten, 400 Illustrationen).

Zu beziehen über Time To Tell, Toulouse (F), unter www.time2tell.com für 145 Euro zzgl. Porto und Verpackung

Lesen Sie mehr aus unserer Serie «Klassische Chronographen»:

TEIL 1: Meisterstück von Angelus

TEIL 2: Spezialität von Landeron mit Drehlünette

TEIL 4: Die gezähmte Sekunde – Secontrol ohne Totalisatoren

TEIL 5: Fußballfieber – der Schiedsrichter-Chronograph Montilier Telefoot

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