Klassische Chronographen – Teil 1

Meisterstück von Angelus

Angelus Chrono-Datoluxe: Ein Handaufzugschronograph mit Großdatum, Wochentagsanzeige und Mondphase – viel mehr ließ sich in den 1940er Jahren nicht unter ein Zifferblatt packen.
Das charakteristische Gesicht des Chrono-Datoluxe ist geprägt von der zweistelligen Großdatumsanzeige und dem Wochentag unter der «12» sowie der Mondphase bei der «6».

Die Uhrenmarke Angelus wurde 1891 von den Gebrüdern Stolz in Le Locle, einem kleinen Jura-Städtchen nahe der Grenze zu Frankreich, gegründet. Le Locle war im ausgehenden 19. Jahrhundert eines der wichtigsten Zentren der Schweizer Uhrenindustrie. Hier wirkten berühmte Uhrmacher wie Ulysse Nardin, Charles Tissot oder Georges-Favre Jacot, der Gründer der Firma Zenith. Die ersten Armbandchronographen von Angelus erschienen bereits in den 1920er Jahren, doch größere Bekanntheit erfuhr die Marke in den 1940er Jahren aufgrund einiger aufsehenerregender Modelle wie dem Chronodato, dem ersten in Großserie produzierten Chronographen mit Vollkalender. Angelus war eine komplett vertikalisierte Manufaktur und produzierte alle Uhrwerke von A bis Z selbst. Im Gegensatz zu den meisten anderen Chronographenherstellern war Angelus nicht von der Ebauches SA abhängig. 1948 stellte Angelus ein neues Chronographenwerk mit der Kalibernummer 250 vor. Es hatte einen Durchmesser von 12 Pariser Linien, 27 Millimetern entsprechend. Das mit anglierten und satinierten Stahlteilen hochfein veredelte Handaufzugswerk verfügte über eine hochwertige, moderne Ausstattung mit Incastar-Feinregulierung und einer Incabloc-Stoßsicherung für die Unruhwelle.

Großdatum, Wochentag und Mondphase

Noch im selben Jahr wurde das Kaliber 250 als Basis für das neue Flaggschiff der Angelus-Modellpalette, den Chrono-Datoluxe, herangezogen. Dieser war der erste Chronograph mit Wochentags- und Mondphasenanzeige sowie einer Datumsanzeige im Fenster, die zudem noch zweistellig ausgeführt war – ein weiteres Novum. Die Zehner- und Einerscheiben waren koaxial und auf derselben Höhe angeordnet und erschienen im Fenster nur durch einen haarfeinen Spalt getrennt. Das Kaliber 252 genannte Uhrwerk bzw. der Chrono-Datoluxe erschien jedoch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. In den 1950er Jahren kamen Handaufzugschronographen zusehends aus der Mode, weil sich die Kunden mehr für die neuen Automatikuhren und die praktischen Armbandwecker mit und ohne Kalenderanzeigen interessierten. Die Absatzflaute geriet für Angelus zum Desaster. Man sah sich gezwungen, die Produktion der eigenen – teuren – Chronographenkaliber einzustellen und stattdessen billige Chronographenwerke – wie die meisten anderen Schweizer Uhrenmarken – von der Ebauches SA zu beziehen. Angelus blieb jedoch eine im höchsten Maße innovative Manufaktur und entwickelte beispielsweise 1956 einen Armbandwecker mit Datum, eine «Tinkler» genannte Repetitionsuhr – die erste mit automatischem Aufzug – sowie um 1960 einen ausgezeichneten Ärzte-Chronographen.

Sammlertipp

Im Gegensatz zu dem in großen Stückzahlen produzierten Chronodato ist der technisch aufwendigere Chrono-Datoluxe ungleich seltener. Trotz der geringen Produktionsstückzahlen existieren verschiedene Ausführungen mit unterschiedlichen Zifferblättern sowie mit Gehäusen in Edelstahl, vergoldetem Metall und massivem Gold. Kurioserweise ist der Angelus Chrono-Datoluxe heute in Sammlerkreisen nicht besonders gefragt, was zum einen an der nicht jedermann geläufigen Marke bzw. Modellbezeichnung liegen könnte, zum anderen aber sicherlich auch den nach heutigen Maßstäben recht zierlichen Abmessungen mit 33 bis 34 Millimetern Durchmesser geschuldet ist. Da passt der Chronodato mit seinen 38 Millimetern schon eher in das Beuteschema der Chronographensammler. Dafür gibt es den Chrono-Datoluxe im Gegensatz zum Chronodato auch ohne Kurzzeitmesser – als Datoluxe mit Großdatum, Wochentag und Mondphase sowie als Dato12 mit Großdatum und Wochentag.

Text und Bilder: Joël Pynson und
Sébastien Chaulmontet

modell
Die Informationen und Bilder in diesem Artikel stammen z. T. aus dem Buch Chronographs for Collectors von Joël Pynson und Sébastien Chaulmontet (232 Seiten, 400 Illustrationen). Zu beziehen über Time To Tell, Toulouse (F), unter www.time2tell.com für 145 Euro zzgl. Porto und Verpackung

Lesen Sie mehr aus unserer Serie «Klassische Chronographen»:

TEIL 2: Spezialität von Landeron mit Drehlünette

TEIL 3: Taucherchrono der Pioniere – Aquastar Deepstar

TEIL 4: Die gezähmte Sekunde – Secontrol ohne Totalisatoren

TEIL 5: Fußballfieber – der Schiedsrichter-Chronograph Montilier Telefoot

Teilen
Bildergalerie
Ähnliche Artikel
Artikel teilen

Bitte wählen Sie eine Plattform, auf der Sie den Artikel teilen möchten:

Beitrag melden

Fehler: Kontaktformular wurde nicht gefunden.

xxx
Newsletter-Anmeldung

* Pflichtfeld

** Ja, ich möchte regelmäßig den Newsletter von armbanduhren-online.de, zum Thema Armbanduhren der Heel Verlag GmbH per E-Mail erhalten. Diese Einwilligung kann ich jederzeit per Mail an armbanduhren@heel-verlag.de oder am Ende jeder E-Mail widerrufen.Durch die Bestätigung des «Eintragen»-Buttons stimme ich zusätzlich der Analyse durch individuelle Messung, Speicherung und Auswertung von Öffnungsraten und der Klickraten zur Optimierung und Gestaltung zukünftiger Newsletter zu. Hierfür wird das Nutzungsverhalten in pseudonymisierter Form ausgewertet. Ein direkter Bezug zu meiner Person wird dabei ausgeschlossen. Meine Einwilligungen kann ich jederzeit mit Wirkung für die Zukunft wie folgt widerrufen: Abmeldelink im Newsletter; Mail an armbanduhren@heel-verlag.de. Weitere Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.