IWC Ingenieur

Der Blick zurück nach vorn

IWC Schaffhausen hat eine Ikone unter den Sportuhren neu aufgelegt. Aus der schlichten Ingenieur der 1950er Jahre wurde eine komplette Kollektion, zu der auch drei Manufakturchronographen gehören. Vorgestellt hat sie uns der IWC-Chefdesigner Christian Knoop.
IWC Ingenieur Chronograph AMG Edelstahl Lederband
© IWC

Nächstes Jahr feiert IWC Schaffhausen 150-jähriges Bestehen. Das würde eine erneuerte Modell-Linie in den Schatten stellen, zumal zu den Feierlichkeiten vermutlich jede Menge Jubiläumsmodelle präsentiert werden. Folglich entschlossen sich die Deutschschweizer, einen Teil ihrer Neuerscheinungen der kommenden Saison schon 2017 vorzustellen. Im Zentrum steht dabei eine Ikone des Hauses, die Ingenieur.

Wir blicken zurück: 1955 präsentierte IWC Schaffhausen eine robuste, schlichte Stahluhr mit Stahlband, die heute von Sammlern als Ur-Ingenieur bezeichnet wird. IWC-Chefdesigner Christian Knoop erinnert an ihre Bedeutung: «Die Ingenieur aus dem Jahr 1955 war ein wichtiger Meilenstein für IWC. Sie war die erste Uhr für zivile Anwendungen mit Automatik und Magnetfeldschutz. Das nehmen wir auf und bringen es in der neuen Kollektion zusammen mit einer sportlich-eleganten Ästhetik.»

Natürlich hat man sich in Schaffhausen auch die 1976 erschienene Ingenieur SL gründlich angeschaut, die von Gérald Genta gestaltet wurde, der auch für die Formen der Nautilus von Patek Philippe und der Royal Oak von Audemars Piguet verantwortlich zeichnete. Diese drei Zeitmesser machten Stahl als Material für Luxusuhren hoffähig, was eine kleine Revolution war. Heute wird dieses Trio von Uhren-Enthusiasten regelrecht verehrt. Auch wenn sie inzwischen längst als Design-Ikone gilt, erschien der Genta-Entwurf den Verantwortlichen nicht als geeignete Vorlage. Offensichtlich war sie in der Vergangenheit weit weniger erfolgreich als die Ur-Ingenieur, wie man beim Blick in das IWC-Archiv feststellte.

Der Blick ins Archiv

Das diente den Entwicklern auch als Inspirationsquelle, wie Christian Knoop berichtet: «Wir haben uns bei der Entwicklung der neuen Kollektion auch die Entwicklungsgeschichte der ersten Ingenieur angeschaut.In dieser Zeit waren Ingenieure und Architekten die Helden der Gesellschaft. Es gab eine Fortschrittsgläubigkeit und einen damit verbundenen Optimismus, der mit heute nicht vergleichbar ist. Das wird auch an alten Anzeigenmotiven deutlich. Da waren im Hintergrund moderne Bauwerke zu sehen, Brücken, ja sogar Atomkraftwerke. Das alles stand für eine bessere Zukunft.»

Zumindest in Bezug auf die Atomkraftwerke ist man nun schlauer, weshalb IWC heutzutage lieber den Bogen zum Motorsport schlägt. Immerhin ist das Formel-1-Team Mercedes AMG Petronas ein langjähriger Partner der Schaffhauser Manufaktur. Aus diesem Grund brachte Knoop zur Vorstellung der neuen Kollektion gleich noch seinen Namensvetter Christian Wolff mit, den äußerst erfolgreichen Manager dieses Teams, den alle aber nur «Toto» nennen.

Toto Wolff gibt sich im Besprechungsraum hoch über den Dächern seiner Heimatstadt Wien tiefenentspannt. Kein Wunder, seinem Team ist die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft nicht mehr zu nehmen, und auch der Fahrertitel für seinen Schützling Lewis Hamilton ist in greifbarer Nähe. Selbst der Sponsorentermin ist ihm alles andere als lästig, schätzt er doch mechanische Uhren: «Ich habe ein Nahverhältnis zu Zeit und Uhren. Uhren messen Zeit, und die Zeit entscheidet im Rennsport über den Erfolg.»

Beim Gespräch trägt er eine mattschwarze IWC-Fliegeruhr aus der Top-Gun-Kollektion – und sagt auch, warum: «Beim Kauf einer Uhr geht es für mich natürlich um die Technik und Ästhetik, aber auch um das Image, das eine Marke ausstrahlt. Die Uhr gibt dem Mann die Gelegenheit, seiner Umwelt zu signalisieren, wer er ist oder zumindest sein möchte, also zum Beispiel sportlich oder abenteuerlustig. Deshalb mag ich die Fliegeruhren und die Ingenieur-Kollektion bei IWC am liebsten.»

© IWC

Eine Replika kam nicht infrage

Hier hat der smarte Manager und ehemalige Rennfahrer nun die große Auswahl. Schließlich wurde aus einer einzigen Uhr eine komplette Kollektion, zu der neben der Automatikuhr auch Chronographen gehören, einer sogar mit ewigem Kalender. Das begründet Knoop schlüssig: «Es ist wichtig, mit jeder Produktgeneration einen Schritt weiterzugehen, die Marke, aber auch das Produkt weiterzuentwickeln. Die ersten Ingenieur-Modelle waren ja reine Dreizeigeruhren. Damals gab es keine Chronographen und schon gar keinen digitalen Ewigen Kalender. Das wollen wir unseren Kunden aber bieten, und diese technische Weiterentwicklung erfordert auch eine gestalterische Weiterentwicklung.»

Er wisse von hartgesottenen IWC-Fans, dass die sich am liebsten weitgehend unveränderte Replikas wünschen: «Das lehnen wir kategorisch ab. Auch wenn eine alte Uhr als Inspiration dient, machen wir kein Retro-Design, sondern etwas Zukunftsorientiertes.»

Dazu gehört für Knoop auch, das Gros der Kollektion mit Glasböden auszustatten, schließlich wolle der IWC-Käufer von heute auch das schöne Uhrwerk sehen, für das er viel Geld bezahle: «Ich folge nicht uneingeschränkt dem Slogan Form follows Function. Produkte sind immer dann erfolgreich, wenn es einen integrativen Ansatz gibt, also wenn Ingenieure und Designer zusammenarbeiten und der eine sich nicht dem anderen unterordnet. Deshalb haben wir auch die neue Ingenieur nicht radikal technikorientiert gestaltet, sondern eine Ästhetik gewählt, die tragbar ist, ohne dabei technische und funktionale Aspekte zu vergessen.»

Dass die Kernkompetenz des Urmodells der Magnetfeldschutz war, bestreitet er nicht. Den hat in der in Wien vorgestellten Kollektion aber nur eine Uhr, der Chronograph Sport. Das erscheint uns ein bisschen wenig, auch wenn Knoops Argument pro Glasboden durchaus schlüssig erscheint. Bei der Dreizeigeruhr hätte man jedenfalls ruhig auch den  Weicheisenkäfig verwenden können, zumal das überarbeitete Sellita SW300-1 ja nicht gerade ein Hingucker ist.

Neues Manufakturkaliber feiert Premiere

Das neue IWC Manufaktur-Chronographenkaliber 69375 dafür schon. Es feiert in der Ingenieur-Kollektion Premiere, könnte aber sicher auch das ETA 7750 im Fliegerchronographen ersetzen.

Gefertigt wird es künftig im neuen IWC-Technologie- und Fertigungszentrum in Merishausen, das im Januar in Betrieb geht. Der Designchef zeigt sich begeistert darüber, was seine Kollegen aus der Technik da konstruiert haben: «Es ist ein sehr funktionelles Uhrwerk, wurde eigens für Sportuhren entwickelt und passt perfekt zur Ingenieur. So haben wir die Möglichkeit, einen attraktiven Manufakturchronographen in einem attraktiven Preisbereich anzubieten.» 8750 Euro wird der Chrono mit Stahlband kosten. Im Wettbewerbsumfeld bewegt sich IWC preislich im Mittelfeld: TAG Heuer (Carrera Calibre Heuer 01, ab 4600 Euro) oder Omega (Speedmaster, ab 7300 Euro) sind günstiger, Rolex (Daytona, ab 11.300 Euro) verlangt mehr, Audemars Piguet (Royal Oak Chronograph, 23.700 Euro) ist sogar deutlich teurer.

Auch Toto Wolff bekennt sich dazu, ein mechanisches Uhrwerk gern durch den Glasboden zu bewundern. Aber wichtiger als die technische Ästhetik ist ihm etwas anderes: «Bei Uhrwerken ist für mich der wichtigste Aspekt, dass sie zuverlässig funktionieren.» Das kenne er auch aus seinem Metier: «Auch bei Rennautos reicht Schnelligkeit allein nicht, die Technik muss schon zuverlässig sein. Sonst kann man nicht gewinnen.»

Launch IWC Ingenieur Toto Wolff, Alexander Schwecnck, Christian Knoop
© IWC
Launch IWC Ingenieur Toto Wolff, Alexander Schwenck, Christian Knoop
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