Watch Talk mit dem CEO von Rado, Adrian Bosshard

«Rado hat die Vision, anders zu sein»

Oktober 2023 Neue Farben und neue Formen: Die Kollektion von Rado entwickelt sich stetig weiter. In Deutschland will man nun die Präsenz verstärken – mit einem starken Markenauftritt im Handel und zukünftig sogar mit einer eigenen Boutique, wie Rado-Chef Adrian Bosshard im Interview verrät
Rado Adrian Bosshard
Seit 2023 ist Adrian Bosshard CEO von Rado.

Rado ist heute viel farbenfroher als früher und bietet mit der neuen True Square Thinline Les Couleurs Le Corbusier sogar zum ersten Mal «Bicolor» - Armbänder mit Gliedern in zwei Farben. Ist das die Richtung, in die Sie Rado steuern?

Als wir 1986 mit der Verarbeitung von Hightech-Keramik gestartet haben, waren die ersten Farben natürlich Schwarz, dann folgte Weiß und viel später die Farbe Plasma. Es war eine Herausforderung, die vielen unterschiedlichen Nuancen zu machen, die wir heute bieten. Das ist erst in den vergangenen Jahren wirklich gelungen.

All das steht für die Vision, die Rado schon immer hatte: anders zu sein – etwa in Bezug auf die Widerstandsfähigkeit der Uhren. Daher waren wir die ersten, die kratzfeste Uhren lanciert haben. Rado will auch anders sein in Bezug auf Formen und in Farben. Jetzt sind wir sehr stolz, diese breite Palette von über 20 Farben anzubieten.

Wie anspruchsvoll ist diese Bandbreite?

Die Technologie für diese zahlreichen Farben ist nur möglich aufgrund der jahrzehntelangen Erfahrung unserer Ingenieure und natürlich auch unserer Schwestergesellschaft Comadur. Wir spüren, dass die Konsumenten es schätzen, eine Uhr am Handgelenk zu haben, die sich vom Mainstream abhebt, ein Farbtupfer ist und Aufmerksamkeit weckt.

Wie ist das eigentlich mit den Farben, jetzt, da die Palette größer geworden ist. Muss jede Farbe für sich entwickelt werden oder ist nun alles möglich?

Jede Farbe muss von Grund auf neu entwickelt werden – und am Ende muss sich die Keramik so entwickeln, dass der Farbton genau auf den Punkt kommt. Es kann Jahre dauern, bis das gelingt. Es bedarf einer ausbalancierten Kombination aus Druck und Temperatur. Deshalb brauchen wir für jede Farbe einen individuellen Ofen, der genau eingestellt werden muss.

Rado: True Square Thinline Les Couleurs Le Corbusier
Zur Premiere gibt es die neue True Square Thinline Les Couleurs Le Corbusier in drei Versionen, die jeweils auf 999 Exemplare limitiert sind.

Beständigkeit ist ein weiteres Thema: Die Farbtöne müssen genau gleich bleiben. Es kann ja sein, dass jemand ein Band tauschen will. Wenn dieses dann eine andere Nuance hat, wäre das ja ein bunter Hund! Deshalb brauchen wir da eine absolute Stabilität - ein sehr präziser Farbton, der kontinuierlich produziert werden kann.

Wie beständig sind die bunten Farbtöne eigentlich – altern sie oder dunkeln sie nach?

Für uns gilt: Wenn man eine Rado kauft, kauft man eine Uhr fürs Leben oder für die nächste Generation. Das ist  eine Eigenschaft, die man eigentlich nur von einer Keramikuhr erwarten kann. Keramik ist kratzfest und bleibt auch in der Farbe absolut stabil.  Dabei muss man unsere Hightech-Keramik vom Material anderer Anbieter unterschieden. Unser Material basiert auf jahrzehntelanger interner Entwicklung.

Diese auf das Material bezogene Botschaft von Rado gilt seit Jahrzehnten. Können Sie als recht neuer Chef, der erst vor drei Jahren zu Rado gekommen ist, eigene Akzente setzen?

Lassen Sie mich Grundsätzliches zur Marke Rado sagen, die global in ihrem Preissegment von 1000 bis 5000 Euro mit am stärksten ist. Unsere Basis ist seit vielen Jahren die Kompetenz in Bezug auf Uhren-und Keramikentwicklung. Meine Aufgabe ist es, diese Kompetenzen weiter zu fördern, denn Stillstand ist Rückschritt.

Als CEO hat man auch die Aufgabe, die richtigen Leute zu rekrutieren, die mit der richtigen Einstellung und der nötigen Freude arbeiten und die Fähigkeit haben, die Marke weiterzubringen. Das gilt nicht nur für Engineering, sondern zum Beispiel auch für das Marketing und alle anderen Bereiche. Es ist wichtig, dass wir Eigenschaften unserer Uhren dem Konsumenten auf emotionale Weise vermitteln. Denn eine Uhr kauft man nicht nur mit dem Kopf sondern auch mit dem Herz.

Hier kann man als CEO definitiv viele Akzente setzen, damit man in die richtige Entwicklung und auf die Produkte setzt, die die Marke ausmachen, welche uns abheben von den Mitbewerbern. Ich habe schon immer gerne mit Leuten zusammengearbeitet – früher als Rennfahrer und später in der Uhrenbranche. Gerade bei so komplexen Themen wie Uhrmacherei braucht man ein starkes Team. Auch um das Erscheinungsbild der Marke in allen Ländern vorzugeben.

Und das auf der ganzen Welt. Denn Sie haben international 33 Tochtergesellschaften und zusätzlich 50 Märkte, in denen Verkaufsagenten die Marke vertreten. Kommen bestimmte Modelle in gewissen Ländern besser an als in anderen?

Ich bin seit 27 Jahren in der Uhrenbranche und dieser Trend hat sich verändert. Beim Geschmack gab es noch vor zehn Jahren viel mehr regionale Unterschiede. Durch die Globalisierung und insbesondere durch die globale Kommunikation übers World Wide Web hat sich das viel mehr angepasst.

Rado Adrian Bosshard
Rado-Chef Adrian Bosshard ist begeistert von seiner Marke: «Ich weiß aus persönlicher Erfahrung: Wenn man den Rado-Unterschied gespürt hat, will man keine andere Uhr mehr»

Derzeit wird in der Branche viel über den Vertrieb und den Fachhandel diskutiert. Wie sehen Sie die Situation und was plant Rado?

Es gibt weltweit große Veränderungen. In Deutschland haben auch gute Fachhändler vielfach Probleme, einen Nachfolger zu finden. Seit zwei Jahrzehnten gibt es eine Erosion der Distribution. Das heißt: Marken konzentrieren sich bei immer weniger Fachhändlern, die Großen werden größer und die Kleinen verschwinden. Auf der anderen Seite sieht man sehr gute Familienbetriebe, die sich überproportional entwickeln können, weil die Distribution selektiver und damit qualitativ hochwertiger wird.

Eine Marke wie Rado sucht einen kompetenten Fachhandel, kompetente Beratung, ein entsprechendes Markenumfeld. Wir sind eine typische Wholesale-Marke mit Schwerpunkt Fachhandel. Wir machen fast 90 Prozent unseres Umsatzes mit unseren Vertriebspartnern.

Wir führen eigene Boutiquen, insbesondere in Asien und im Mittleren Osten. Eine eigene Corporate Boutique führen wir in Wien, neben einigen Franchise Geschäften in Prag und der Schweiz. Aktuell evaluieren wir auch in Deutschland, eine eigene Boutique zu eröffnen.

Was ist Ihre Vision für die weitere Entwicklung von Rado – was ist Ihnen besonders wichtig?

Ich weiß aus persönlicher Erfahrung: Wenn man den Rado-Unterschied gespürt hat, will man keine andere Uhr mehr. Unsere Vision ist es, dass mehr und mehr Konsumenten die Vorzüge unserer Hightech-Keramik erfahren. Wir haben so viele positive Feedbacks von Kunden, die keine andere Uhr mehr wollen. Wenn man diesen Unterschied gespürt hat, dann ist man begeistert vom Tragekomfort und davon, dass die Uhr jahrzehntelang schön bleibt.

Ein weiterer Punkt: Es gibt viele Länder, in denen wir in unserem Preissegment führend sind. In anderen Märkten liegen wir bezüglich der Marktanteile noch unter unserem Potential. Es ist unser Anspruch, dass wir dort auch Wege finden, die Marktanteile zu erreichen.

Deutschland ist ein Markt, in dem wir groß und stark sind, aber gewisse Regionen haben deutlich mehr Potential. Das werden wir in den nächsten Jahren entwickeln. Der Deutsche ist mit Recht ein anspruchsvoller Kunde. Wir können diese hohen Ansprüche befriedigen, weil wir mit unserer Hightech-Keramik und mit hochwertigen Uhrwerken wichtige Akzente setzen und Werte wie Langlebigkeit und Qualität bieten.

In Zusammenarbeit mit ETA entwickeln wir unsere exklusiven, mechanischen oder quarzgetriebenen Werke, welche sich durch eigenständiges Design und besondere Eigenschaften abheben.

Bestes Beispiel ist unser skelettiertes Kaliber R808, bei dem ETA die Geometrie der Automatik-Brücken nach unseren Vorgaben umgesetzt hat. Auch in Bezug auf Magnetismus und Präzision sind wir eigene Wege gegangen.

Herr Bosshard – vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Iris Wimmer-Olbort

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