Uhren und Autos

Faszination Technik

Juli 2021. Über die Gemeinsamkeiten von Uhren und Autos wurde an dieser Stelle schon oft referiert. Nun drängt sich ein neuer Vergleich auf: Ähnlich wie die traditionelle mechanische Uhrenindustrie stemmt sich der klassische Motorsport gegen die Digitalisierung bzw. Elektrifizierung. Unter den hartgesottenen Fans tun sich Smartwatches ebenso schwer wie die Formel E.
Richard-Mille-Speedtail
Ob das ein Zufall ist? Die weltweit höchste Dichte an Richard-Mille-Uhren herrscht in den Fahrerlagern der Formel 1. Zwar engagiert sich Mille hier in erster Linie für Ferrari und McLaren, aber als Statussymbol erfreuen sich seine Uhren auch bei den Teamchefs anderer Marken großer Beliebtheit. Im Bild das neue Tourbillon RM40-01 zu Ehren des McLaren Speedtail, der in 106 Exemplaren gebaut wird – wie die Uhr, die knapp eine Million Euro kostet.

Prestige-Objekte

Eines der begehrtesten Schaufenster der Uhrenhersteller ist nach wie vor die Formel 1, nicht umsonst «Königsklasse des Motorsports» genannt. In der Saison 2021 ist tatsächlich nur ein einziges Rennteam ohne Zeitnahme-Partner, was in sportlicher Hinsicht durchaus zu verschmerzen wäre, denn mit der offiziellen Zeitnahme haben die «Partner» gemeinhin nichts zu schaffen.

TAG-Heuer-Monaco-Special-Edition-Titan
Gutes Omen: Anlässlich des Großen Preises von Monaco lancierte TAG Heuer im Mai 2021 die legendäre Rechteckuhr im Titangehäuse (7450 Euro) – und prompt gewann Max Verstappen vom Team Red Bull Racing mit TAG Heuer als Timing Partner.
TAG-Heuer-Monaco-Special-Edition-Titan-2

TAG Heuer bzw. Heuer mag bei der Entwicklung der Zeitmess-Systeme für den Rennsport Pionierarbeit geleistet haben, doch hat sich in der Sportzeitnahme längst eine eigene Firmen- bzw. Organisationsstruktur herausgebildet. Als Sponsor und Partner bleibt TAG Heuer jedoch auch in diesem Jahr dem Team Red Bull Racing verbunden und produziert einen offiziellen Teamchronographen.

TAG-Heuer-Formula-One
Im Gegensatz zu allen anderen Uhrenmarken beweist TAG Heuer auch ein Herz für Rennsportfans ohne großes Budget. Die TAG Heuer Formula 1 ist die wohl meist getragene Armbanduhr auf den Tribünen (mit Quarztechnik ab 1350 Euro).

Darüber hinaus hat TAG Heuer aber auch die populäre Uhrenlinie Formula 1 mit neuen Modellen angereichert, um den nicht markengebundenen und weniger betuchten Rennfans ein Identifikationsobjekt anzubieten.

Porsche-Design-Chronograph-Sharkblue
Seit Porsche Design und der fast gleichnamige Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen zu einer gemeinsamen Holding gehören klappt es auch besser mit dem Bezug zum Auto. Hier der Titan-Chronograph zu Ehren des aktuellen Porsche GT3, farblich und ausstattungsmäßig auf das Auto abstimmbar (ab 7750 Euro).

Und auch mit dem Motorsport-Engagement der Sportwagenmarke Porsche verbindet TAG Heuer inzwischen einiges, sowohl im GT-Rennsport als auch in der Formel E, wo logischerweise eher die «smarte» TAG Heuer Connected im Vordergrund steht.

Treuepunkte

IWC-Mercedes-AMG
Hommage an den langjährigen Partner AMG, die international agierende Sportabteilung von Mercedes-Benz: IWC Pilot’s Watch Chronograph Edition AMG in Titan mit Karbon-Zifferblatt für 9800 Euro.
IWC-Mercedes-AMG-VorderundRückseite

IWC Schaffhausen ist seit Jahren mit AMG Mercedes und dem dazugehörigen Formel-1-Team liiert, engagiert sich aber auch im historischen Motorsport und hat sich so zu einer weiteren «Auto-Uhrenmarke» entwickelt.

Bei Richard Mille gab es diesbezüglich nie den Hauch eines Zweifels, denn der Patron der Marke ist ein glühender Motorsportfan mit einer respektablen eigenen Rennwagensammlung. Er hat als persönlicher Sponsor einige Formel-1-Piloten unter Vertrag und fungiert 2021 als offizieller Zeitnahme-Partner für die Scuderia Ferrari und für McLaren F1 Racing.

Während Mille in Zusammenarbeit mit den Designern von McLaren bereits die erste Armbanduhr auf den Markt gebracht hat, müssen sich die Ferrari-Fans noch etwas gedulden: Die Uhr der Scuderia wird erst am Ende der Saison erwartet. In der Zwischenzeit trösten sich Ferrari-Vorstand, -Teamchef und -Fahrer mit anderen Modellen aus der Richard-Mille-Kollektion – für normalverdienende Tifosi ist leider nichts dabei.

Partnerschaften

Cyrus-Mick-Schuhmacher
Alle Augen sind auf Mick Schumacher gerichtet, den Sohn des unvergessenen «Schumi», der im Haas-Team sein Formel-1-Debüt gibt. Wir blicken speziell auf sein Handgelenk, und da tickt eine Cyrus Klepcys GMT Retrograde.

Das gilt auch für die exklusiven Modelle der Marke Girard-Perregaux, die zukünftig in einem Atemzug mit Aston Martin genannt werden wollen. Und auch hier ist die Uhr zum Sportwagen früher fertig als die Uhr zum Formel-1-Renner, ganz im Stil des Hauses ein filigranes Kunstwerk mit drei schwebenden Werkbrücken. Vielleicht lindert das appetitliche Tourbillon den Trennungsschmerz von Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel, der letztes Jahr – in Ferrari-Diensten – noch von Hublot ausgestattet wurde.

Aston-Martin-Girard-Perregaux
Technik transparent: Zum Einstand der Partnerschaft mit Aston Martin gibt es von Girard-Perregaux ein Tourbillon mit «fliegenden Brücken», dazu ein Armband mit Silberstreifen in der Mitte
Girard-Perregaux-Aston-Martin

Die Pariser Uhrenmarke Bell & Ross blieb dem französischen Renault-Team treu, auch wenn dieses über den Winter in Alpine F1 umgetauft wurde und die Teamfarbe von Gelb zu Blau wechselte. Und auch das von Toro Rosso in Alpha Tauri umbenannte Red-Bull-Juniorteam kann weiterhin auf die Unterstützung durch die sportliche Casio-Tochter Edifice zählen.

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Allez les Bleues: Bell & Ross ist seit Jahren Partner des französischen Renault-Rennstalls, der 2021 erstmals unter «Alpine» firmiert. Dafür gibt es Chronographen mit blauen Akzenten.
casio-edifice-3
Das Juniorteam von Red Bull Racing ist nach dem Modelabel Alpha Tauri benannt. Das eröffnet interessante Perspektiven für das Crossmarketing mit den Team-Uhren von der Casio-Tochter Edifice. Im Bild der Chronograph EQB-1000AT für 599 Euro.
Alpha Tauri Casio Edifice

Eine «eigene» Uhrenmarke zu haben, ist in den elitären Kreisen der Formel 1 offenbar eine Frage der Ehre, und so unterhalten auch Williams und Haas F1, die «B-Teams» von Mercedes und Ferrari (ausgestattet mit Motorentechnik der genannten Marken), freundschaftliche Bande mit exklusiven Uhrenmarken:

Bremont-Williams-F1
Auch die kleineren Teams der Formel 1 leisten sich den Luxus einer «eigenen» Uhrenmarke: Williams F1 kooperiert mit Bremont – very British!

Das britische Williams-Team ist mit Zeitmessern der britischen Uhrenmarke Bremont ausgestattet, Mick Schumacher und Nikita Mazepin aus dem Rennstall Haas tragen Armbanduhren der Schweizer Marke Cyrus.

Renommierstücke

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Chopard begleitet den historischen Motorsport schon seit über dreißig Jahren. Die offizielle Uhr der Mille Miglia ist unter Sammlern heiß begehrt. Für Nicht-Teilnehmer gibt es jedes Jahr eine limitierte Auflage. Der Mille Miglia Race Chronograph 2021 in Edelstahl kostet 7570 Euro.
chopard-millemiglia-chronograph-rückseite

Sämtliche Uhrenmarken aufzuzählen, die sich bei Events wie Oldtimer-Rallyes, Motorsport-Festivals (historisch und zeitgenössisch) und anderen Automobil-Veranstaltungen engagieren, würde hier den Rahmen sprengen. Deshalb seien stellvertretend nur Chopard, der langjährige Sponsor der Mille Miglia, und Union Glashütte genannt, die sich als offizieller Zeitnahme-Partner der Sachsen Classic – eine Art «Mini-Mille-Miglia» – etabliert haben und jedes Jahr zum Event eine Armbanduhr oder einen Chronographen in streng limitierter Auflage herausbringen. Die Uhren bilden oft den Grundstock größerer Uhrensammlungen, weil über die Sympathie für oder gar die Teilnahme an einer solchen Veranstaltung das Interesse an hochwertigen mechanischen Armbanduhren geweckt wurde.

Union-Glashuette-Sachsen-Classic
Union Glashütte hat sich seit einigen Jahren als Zeitnahmepartner der Sachsen Classic etabliert, einer Oldtimer-Rallye, die sich diesseits der Alpen großer Beliebtheit erfreut. Jedes Jahr gibt es eine «offizielle» Uhr zur Veranstaltung – heuer ist dies ein sportlicher Chronograph aus der Belisar-Familie für 2680 Euro, limitiert auf 350 Exemplare.

Gerade erst sorgte eine von jeglichem Wettbewerbsgedanken losgelöste Kooperation für Aufsehen: Der Besitzer eines neu kreierten Einzelstücks auf Basis eines Rolls Royce wünschte sich eine besondere Uhr fürs Armaturenbrett, die er nach der stilvollen Ausfahrt einfach abklipsen und ans Handgelenk legen oder auf den Schreibtisch stellen kann. Dem Manne konnte geholfen werden: Bovet 1822 fertigte ein einzigartiges Amadeo-Tourbillon mit zwei Zifferblättern an, von denen eines die Holzbeplankung des spektakulären «Boat Tail Speedster» nachahmt und das andere von einer Emaille-Miniatur mit Reliefgravur des Wagens geziert wird.

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Für den einmaligen Boat Tail Speedster auf Rolls-Royce-Basis kreierte Bovet 1822 ein würdiges Einzelstück: Das Amadeo-Tourbillon mit zwei Zifferblättern lässt sich am Armaturenbrett verankern oder am Handgelenk tragen.
Bovet-&-Rolls-Royce-1

Über Geschmack lässt sich natürlich streiten, aber spätestens bei solchen kunsthandwerklichen Unikaten wird dem Liebhaber klar, dass das kalte Display einer Smartwatch der dynamischen und ästhetischen Faszination eines Automobils nicht wirklich gerecht werden kann.

Text: Peter Braun

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Interview: Frédéric Arnault, CEO TAG Heuer
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