Die Uhr des Jahres 2023Quantensprung
Die Leser von ARMBANDUHREN und die User von www.armbanduhren-online.de haben gewählt, das ist Ihre Uhr des Jahres 2023!
Eines der begehrtesten Schaufenster der Uhrenhersteller ist nach wie vor die Formel 1, nicht umsonst «Königsklasse des Motorsports» genannt. In der Saison 2021 ist tatsächlich nur ein einziges Rennteam ohne Zeitnahme-Partner, was in sportlicher Hinsicht durchaus zu verschmerzen wäre, denn mit der offiziellen Zeitnahme haben die «Partner» gemeinhin nichts zu schaffen.
TAG Heuer bzw. Heuer mag bei der Entwicklung der Zeitmess-Systeme für den Rennsport Pionierarbeit geleistet haben, doch hat sich in der Sportzeitnahme längst eine eigene Firmen- bzw. Organisationsstruktur herausgebildet. Als Sponsor und Partner bleibt TAG Heuer jedoch auch in diesem Jahr dem Team Red Bull Racing verbunden und produziert einen offiziellen Teamchronographen.
Darüber hinaus hat TAG Heuer aber auch die populäre Uhrenlinie Formula 1 mit neuen Modellen angereichert, um den nicht markengebundenen und weniger betuchten Rennfans ein Identifikationsobjekt anzubieten.
Und auch mit dem Motorsport-Engagement der Sportwagenmarke Porsche verbindet TAG Heuer inzwischen einiges, sowohl im GT-Rennsport als auch in der Formel E, wo logischerweise eher die «smarte» TAG Heuer Connected im Vordergrund steht.
IWC Schaffhausen ist seit Jahren mit AMG Mercedes und dem dazugehörigen Formel-1-Team liiert, engagiert sich aber auch im historischen Motorsport und hat sich so zu einer weiteren «Auto-Uhrenmarke» entwickelt.
Bei Richard Mille gab es diesbezüglich nie den Hauch eines Zweifels, denn der Patron der Marke ist ein glühender Motorsportfan mit einer respektablen eigenen Rennwagensammlung. Er hat als persönlicher Sponsor einige Formel-1-Piloten unter Vertrag und fungiert 2021 als offizieller Zeitnahme-Partner für die Scuderia Ferrari und für McLaren F1 Racing.
Während Mille in Zusammenarbeit mit den Designern von McLaren bereits die erste Armbanduhr auf den Markt gebracht hat, müssen sich die Ferrari-Fans noch etwas gedulden: Die Uhr der Scuderia wird erst am Ende der Saison erwartet. In der Zwischenzeit trösten sich Ferrari-Vorstand, -Teamchef und -Fahrer mit anderen Modellen aus der Richard-Mille-Kollektion – für normalverdienende Tifosi ist leider nichts dabei.
Das gilt auch für die exklusiven Modelle der Marke Girard-Perregaux, die zukünftig in einem Atemzug mit Aston Martin genannt werden wollen. Und auch hier ist die Uhr zum Sportwagen früher fertig als die Uhr zum Formel-1-Renner, ganz im Stil des Hauses ein filigranes Kunstwerk mit drei schwebenden Werkbrücken. Vielleicht lindert das appetitliche Tourbillon den Trennungsschmerz von Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel, der letztes Jahr – in Ferrari-Diensten – noch von Hublot ausgestattet wurde.
Die Pariser Uhrenmarke Bell & Ross blieb dem französischen Renault-Team treu, auch wenn dieses über den Winter in Alpine F1 umgetauft wurde und die Teamfarbe von Gelb zu Blau wechselte. Und auch das von Toro Rosso in Alpha Tauri umbenannte Red-Bull-Juniorteam kann weiterhin auf die Unterstützung durch die sportliche Casio-Tochter Edifice zählen.
Eine «eigene» Uhrenmarke zu haben, ist in den elitären Kreisen der Formel 1 offenbar eine Frage der Ehre, und so unterhalten auch Williams und Haas F1, die «B-Teams» von Mercedes und Ferrari (ausgestattet mit Motorentechnik der genannten Marken), freundschaftliche Bande mit exklusiven Uhrenmarken:
Das britische Williams-Team ist mit Zeitmessern der britischen Uhrenmarke Bremont ausgestattet, Mick Schumacher und Nikita Mazepin aus dem Rennstall Haas tragen Armbanduhren der Schweizer Marke Cyrus.
Sämtliche Uhrenmarken aufzuzählen, die sich bei Events wie Oldtimer-Rallyes, Motorsport-Festivals (historisch und zeitgenössisch) und anderen Automobil-Veranstaltungen engagieren, würde hier den Rahmen sprengen. Deshalb seien stellvertretend nur Chopard, der langjährige Sponsor der Mille Miglia, und Union Glashütte genannt, die sich als offizieller Zeitnahme-Partner der Sachsen Classic – eine Art «Mini-Mille-Miglia» – etabliert haben und jedes Jahr zum Event eine Armbanduhr oder einen Chronographen in streng limitierter Auflage herausbringen. Die Uhren bilden oft den Grundstock größerer Uhrensammlungen, weil über die Sympathie für oder gar die Teilnahme an einer solchen Veranstaltung das Interesse an hochwertigen mechanischen Armbanduhren geweckt wurde.
Gerade erst sorgte eine von jeglichem Wettbewerbsgedanken losgelöste Kooperation für Aufsehen: Der Besitzer eines neu kreierten Einzelstücks auf Basis eines Rolls Royce wünschte sich eine besondere Uhr fürs Armaturenbrett, die er nach der stilvollen Ausfahrt einfach abklipsen und ans Handgelenk legen oder auf den Schreibtisch stellen kann. Dem Manne konnte geholfen werden: Bovet 1822 fertigte ein einzigartiges Amadeo-Tourbillon mit zwei Zifferblättern an, von denen eines die Holzbeplankung des spektakulären «Boat Tail Speedster» nachahmt und das andere von einer Emaille-Miniatur mit Reliefgravur des Wagens geziert wird.
Über Geschmack lässt sich natürlich streiten, aber spätestens bei solchen kunsthandwerklichen Unikaten wird dem Liebhaber klar, dass das kalte Display einer Smartwatch der dynamischen und ästhetischen Faszination eines Automobils nicht wirklich gerecht werden kann.
Text: Peter Braun