Der GMT-Zeiger

Zweite Zeitzone im Blick

Sie tragen ein «Dual Time», «UTC» oder «GMT» in der Modellbezeichnung, was auf einen zusätzlichen 24-Stunden-Zeiger aus der Mitte schließen lässt. Dieser ist in der zweiten Kronen-Rastposition unabhängig von der angezeigten Uhrzeit in Stundenschritten verstellbar und kann zur Anzeige einer zweiten Lokalzeit genutzt werden. In Pilotenuhren wurde und wird der Zeiger gern dauerhaft auf die «Universal Time Coordinated» eingestellt, an der sich der weltweite Flugverkehr orientiert, um sich nicht im Dschungel der Zeitzonen zu verlieren. Der Begriff UTC hat in der Tat bereits 1967 die Greenwich Mean Time (GMT) abgelöst.

Das konstruktiv vergleichsweise eher einfache Prinzip wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts durch die Kaliberserie 2893 von ETA demokratisiert, auch das Sellita SW330 übernimmt seit ein paar Jahren diese Funktion und selbst neu konstruierte Manufakturwerke wie das vor fünf Jahren präsentierte Chopard Kaliber L.U.C 01.10-L im Modell GMT One mit zusätzlicher 24-Stunden-Anzeige setzen hier an. Wie im vorangegangenen Kapitel beschrieben, kommt bei neuen Zeitzonenuhren immer häufiger der verstellbare Hauptstundenzeiger zum Einsatz, doch die Mehrzahl der GMT-Uhren ist noch immer mit dem ETA Kaliber 2893 oder seinem Generikum von Sellita ausgestattet.

Mido Ocean Star
Die neuen GMT-Uhren aus der Swatch Group – hier die aktuelle Mido Ocean Star GMT Special Edition – sind inzwischen mit der neuesten Technik des konzerneigenen Kaliber 80 ausgerüstet. Hier ist die Ära des ETA 2893 definitiv zu Ende.

Makro Video zur Mido Ocean Star GMT Special Edition

In der Redaktion nennen wir derart ausgestattete Uhren scherzhaft «Reiseuhren für Daheimgebliebene», denn unterwegs auf Fernreisen erfordert die übersichtliche Einstellung von Orts- und Heimatzeit ein wenig Gefummel. Da muss zunächst die neue Ortszeit eingestellt werden, durch Ziehen der Krone in die zweite Rastposition, wobei wegen des Sekundenstopps die penibel (nach der «Tagesschau»-Fanfare) eingestellte Sekunde dahin ist. Anschließend muss der GMT- oder 24-Stunden-Zeiger auf die Zeit zu Hause justiert werden, sodass man im fernen Ausland immer weiß, ob die Lieben wach sind oder schlafen. Umgemünzt auf den zu Hause gebliebenen Geschäftsmann erlaubt ihm diese Funktion, auf einen Blick zu sehen, ob die Partner im New Yorker Büro schon in der Mittagspause sind. Und weil der Unterschied zwischen «a.m.» und «p.m.» in beiden Anwendungsfällen so wichtig ist, verfügen die wenigen GMT-Uhren mit zusätzlicher 12-Stunden-Anzeige über eine Tag-/Nachtindikation.

Seiko GMT 5 Sports
Die neue Taucheruhr Seiko 5 Sports GMT mit zusätzlichem 24-StundenZeiger

Neue Uhren nach dem alten Prinzip

Seiko brachte in diesem Sommer eine appetitliche Variante des Taucheruhren-Klassikers Seiko 5 Sports auf den Markt, ausgestattet mit einem GMT-Zeiger nach klassischem Vorbild im 24-Stunden-Format. Das verwendete Kaliber 4R34 soll mit der sprichwörtlichen Robustheit seiner Geschwister glänzen, und die Entscheidung für den einfachen GMT-Mechanismus war ganz sicher dem eng gesteckten Zielpreis der Edelstahluhr (42,5 mm) mit Gliederband geschuldet: Die in drei verschiedenen Zifferblattfarben erhältliche Seiko SKX Sport Style GMT kostet unverbindlich empfohlene 470 Euro.

Wempe Ironwalker und Maurice Lacroix Aikon
Links: Wempe bedruckt den unter Glas liegenden Drehring der Iron Walker mit einer 24-Stunden-Skala und bietet damit sogar eine dritte Zeitzone. Rechts: n den 1990er Jahren wurde die Anzeige einer zweiten Zeitzone im 24-Stunden-Format populär. Maurice Lacroix verwendet ein Sellita SW330, ein Derivat des ETA 2893, in der Aikon Venturer GMT

Die Aikon Venturer GMT von Maurice Lacroix ist eine typische Vertreterin sportlicher GMT-Uhren in der preislichen Mittelklasse zwischen 2000 und 3000 Euro. Hier regiert zugekaufte Großserientechnik von Sellita, während ETA-Kaliber durch die schrittweise reduzierte Verfügbarkeit von Uhrwerken für Uhrenmarken außerhalb der Swatch Group nur noch selten anzutreffen sind. Auch die Wempe Iron Walker GMT ist mit einem Kaliber SW330-1 (das bei Maurice Lacroix ML 165 genannt wird) ausgestattet. Es ist ein exakter Klon des ETA 2893, das die Karriere der GMT-Uhren in den letzten zwanzig Jahren erst ermöglichte. Derivate des ETA-Urvaters finden sich heute in erster Linie bei den Swatch-Group-Marken im unteren und mittleren Preissegment, d. h. bei Mido, Hamilton, Certina und Tissot.

Rado Over Pole
Man kann auch ohne Eingriff ins Uhrwerk eine zweite Zeitzone anzeigen. Die nach einem klassischen Vorbild gestaltete Rado Over-Pole nutzt dazu eine Drehlünette mit den Namen der Zeitzonen-Bezugsstädte

Gänzlich ohne 24-Stunden-Mechanismus kommt der neue Rado Over-Pole Worldtimer aus, der nach einem historischen Vorbild aus den 1960er Jahren gestaltet worden ist. Die Dreizeiger-Handaufzugsuhr verfügt als einzige Referenz an die Weltzeitzonen über eine beidseitig drehbare Lünette mit den Namen der 24 Bezugsstädte von London bis Honolulu, die man auf die klein gedruckte 24-Stunden-Skala am Réhaut ausrichten kann. Das Uhrwerk vom Kaliber R862 ist ein mit Nivachron-Spiralfeder aufgerüstetes ETA-Baumuster 2801, das stolze 80 Stunden Gangreserve bietet. Mit zierlichen 37 mm Durchmesser bewegt sich der Over-Pole Worldtimer ganz nahe am historischen Original und kostet, auf 1962 Exemplare limitiert, 2550 Euro.

Text: Peter Braun

Mehr über Reiseuhren und ihre Funktionalität finden Sie hier


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