Die Uhr des Jahres 2023Quantensprung
Die Leser von ARMBANDUHREN und die User von www.armbanduhren-online.de haben gewählt, das ist Ihre Uhr des Jahres 2023!
Dass in der sportlichen Uhrenfamilie Odysseus neben den Dreizeigerversionen in Edelstahl und Titan noch Platz für weitere Modelle blieb, beflügelt die Fantasie der Uhrenfreunde seit der Präsentation der Linie vor vier Jahren. Aber dass es ein Chronograph sein würde, hätten wohl die wenigsten zu hoffen gewagt – schließlich sind die typischen Totalisator-Positionen bei der Odysseus mit Fensteranzeigen für Wochentag und Großdatum belegt.
Die Konstrukteure des neuen Kalibers mussten also «um die Ecke denken», und heraus kam eine Chronographenanzeige mit Sekunden- und Minutenzähler aus dem Zentrum. Die langen Zeiger sind viel besser ablesbar als kleine Hilfszifferblätter, und die Beschränkung auf Messzeiten von höchstens einer Stunde stellt im täglichen Gebrauch eines Chronographen kein wirkliches Handicap dar: Die meisten Stoppzeiten sind ohnehin erheblich kürzer.
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Für die eher unspektakuläre Zifferblattgestaltung werden die Nutzer des Odysseus Chronograph reichlich entschädigt – mit dem Spektakel der sogenannten dynamischen Nullstellung. Nach dem Betätigen des Rückstelldrückers bei der «4» schnellt der Minutenzählerzeiger wie zu erwarten mit einem Sprung zurück auf seine Ausgangsposition.
Der rote Chrono-Sekundenzeiger dagegen dreht mit hoher Geschwindigkeit seine gesamte zuvor zurückgelegte Strecke innerhalb von Sekundenbruchteilen zurück, wobei er für jede gemessene Minute eine volle Umdrehung ausführt. Während der Minutenzählerzeiger ausgekoppelt wird, sobald er von einer herzförmigen Rückstellnocke in seine Ausgangsposition gezwungen wird, verbleibt der Sekundenzähler nämlich stets im Kraftfluss des Räderwerks.
Bei Messungen bis zu einer halben Stunde drehen beide Zählerzeiger rückwärts, d. h. entgegen dem Uhrzeigersinn, auf null. Hat der Minutenzähler indes die 30-Minuten-Marke überschritten, findet die Nullstellung im Uhrzeigersinn statt. Das bedeutet, der Sekundenzähler spult mit rasender Geschwindigkeit jede bis zur vollen Stunde fehlende Minute vorwärts ab.
Mit dieser außergewöhnlichen Funktion nimmt das Kaliber L156.1 DATOMATIC sogar im Reigen der dreizehn an Besonderheiten und Innovationen nicht gerade armen Chronographenwerke von A. Lange & Söhne eine Sonderstellung ein. Und damit nicht genug: Um die Bedienung des Chronographen so einfach wie möglich zu gestalten, haben die Konstrukteure die keilförmigen Drücker mit einer Doppelfunktion belegt.
In der Normalposition der verschraubten Krone dienen die Drücker bei der «2» und der «4» zur Steuerung der Chronographenfunktionen Starten, Stoppen und Nullstellen. Bei gezogener Krone dienen sie mittels eines neu entwickelten Mechanismus zur Korrektur von Datums- und Wochentagsanzeige.
Aufgrund seiner Komplexität wird der Odysseus Chronograph auf 100 Exemplare limitiert, die innerhalb kürzester Zeit verkauft sein dürften. Auch wenn der Preis bei Druckunterlagenschluss noch gar nicht feststand.
Seit Datograph (1999) und Double Split (2004) hat die Manufaktur ihre Expertise auf dem Gebiet der Chronographen ausgebaut und insgesamt 13 wegweisende, zum Teil hochkomplexe Modelle mit Stoppfunktion entwickelt – bislang aber alle mit Handaufzug.
Datograph (1999) Kaliber L951.1
Im Datograph arbeitet das erste manufaktureigene Chronographenwerk. Zu seinen Merkmalen gehören eine klassische Säulenradschaltung, ein exakt springender Minutenzähler, eine Flyback-Funktion und das charakteristische Lange-Großdatum. Das Säulen- oder Kolonnenrad sichert die zuverlässige Steuerung aller Chronographenfunktionen. Der exakt springende Minutenzähler sorgt für stets eindeutig ablesbare Stoppzeiten bis zu einer Dauer von 30 Minuten. Die Flyback-Funktion erlaubt unmittelbar aufeinanderfolgende Zeitmessungen.
1815 Chronograph (2004) Kaliber L951.5
Das Design des 1815 Chronograph spiegelt den Stil der von Ferdinand Adolph Lange geschaffenen historischen Taschenuhren wider. Die Jahreszahl im Namen der Uhrenfamilie bezieht sich auf Langes Geburtsjahr. Seit 2010 verfügt das Uhrwerk (Kaliber L951.6, abgebildet) über eine erhöhte Gangreserve von 60 Stunden und eine Unruh-Spirale aus eigener Fertigung.
Double Split (2004) Kaliber L001.1
Der Double Split war der erste mechanische Chronograph, mit dem sich Vergleichszeitmessungen bis zu einer Dauer von 30 Minuten vornehmen ließen. Mit einem zusätzlichen Schleppzeiger («Rattrapante») auf dem Minutenzähler bereicherte A. Lange & Söhne das Prinzip der Stoppuhr um eine faszinierende Dimension. Auch das Manufakturkaliber L001.1 ist mit einer im eigenen Haus entwickelten und gefertigten Unruh-Spirale ausgestattet.
Triple Split (2018) Kaliber L132.1
Der Triple Split war der erste mechanische Schleppzeiger-Chronograph der Welt, der mehrstündige Vergleichszeitmessungen erlaubte. Zusätzliche Rattrapante-Zeiger auf den Minuten- und Stundenzählern ermöglichen es, Zwischen- und Referenzzeiten bis zu einer Dauer von maximal 12 Stunden zu stoppen. So kann der Triple Split die Zeiten zweier Konkurrenten eines Formel-1-Rennens, einer Tour-de-France-Etappe oder eines Marathons messen. Die bisher vorgestellten Varianten waren auf jeweils 100 Stück limitiert.
Text: Peter Braun