Bulgari x Gran TurismoVision GT
Bulgari, italienische Uhrenmarke mit Schweizer Manufakturhintergrund, produziert zwei limitierte Aluminium-Chronographen und einen Rennwagen für das Videospiel Gran Turismo.
Wie wir vor einigen Magazinausgaben berichteten, kann der Marke mit der geflügelten Sanduhr die Einführung eines separaten Chronographen-Rückstelldrückers bereits in den späten 1920er Jahren zugeschrieben werden. Die Abkehr vom Ein-Drücker-Prinzip mit seiner sequenziellen Schaltung («Start-Stopp-Null») ermöglichte erstmals die Additionszeitmessung mit beliebig vielen Start-Stopp-Schaltungen anhand eines eigenen Drückers. Dadurch wurde die Chronographenfunktion für viele neue Einsatzgebiete nutzbar.
Nun hat die Museumsabteilung in St. Imier Belege zusammengetragen, welche die Entwicklung wasserdichter Chronographendrücker dokumentieren und mittels einer Patentschrift von 1938 im Detail illustrieren. Der pilzförmige Drücker (9) bewegt sich in einer passgenau geschliffenen Führung (7), der Übertragungsstift (12) ragt durch einen Tubus (6) ins Innere des Gehäuses und betätigt einen Hebel im Uhrwerk. Zwischen Tubus und Führung setzte Longines eine Hülse (14) aus elastischem Material, dem dünnen Schlauch an einem Fahrradreifenventil nicht unähnlich. So blieb die Beweglichkeit des Drückers erhalten, während die weiche Gummihülse den Ringspalt zwischen Tubus und Drückerstift gegen Wasser – und Staub – abdichtete.
O-Ringe, wie sie heute zur Abdichtung verwendet werden, gab es in den 1920er Jahren noch nicht, weil weder die Materialien noch die Bearbeitungsmöglichkeiten zur Herstellung der winzigen Präzisionsdichtungen vorhanden waren. Sehr wahrscheinlich mussten die Hülsendichtungen der wasserdichten Longines-Chronographen turnusmäßig ausgewechselt werden, weil das auf Naturkautschuk basierende Material mit der Zeit versprödete und durchlässig wurde.
Das Auktionshaus Monaco Legend versteigerte im Dezember 2019 einen sportlichen Longines-Chronographen mit der Referenz 4270, ausgestattet mit dem heute legendären Flyback-Kaliber 13ZN und den hier beschriebenen wasserdichten Pilzdrückern. Da neben der Originalverpackung auch sämtliche Verkaufsunterlagen der Uhr vorhanden waren, konnte anhand des Longines-Stammbucheintrags der Juli 1940 als Produktionszeitraum ermittelt werden. Die ersten Chronographen der Referenz 4270 wurden indes bereits 1937 produziert und ausgeliefert, also noch vor Antrag bzw. Erteilung des Patents (19. Februar bzw. 15. Dezember 1938). Der Stahl-Chronograph mit stattlichen 38 mm Durchmesser war auf 50.000 bis 100.000 Euro geschätzt worden und wurde am Ende für 75.400 Euro zugeschlagen.
Text: Peter Braun
Bilder: Monaco Legend Group, Longines