Uhren & Autos: Porsche Design50 Jahre Turbo
Die Uhrenmarke trägt einen großen Namen und erweist sich als würdige Bewahrerin des gestalterischen Erbes von Professor F. A. Porsche.
Als die Familie Porsche sich 1972 aus dem Automobilbau zurückzog und im Familiendomizil im österreichischen Zell am See ein Designstudio eröffnete, war eine Armbanduhr aus der Feder von Ferdinand Alexander («Butzi») Porsche das erste kommerzielle Produkt der jungen Firma. Mit schwarzem Gehäuse, schwarzem Band und schwarzem Zifferblatt übernahm der «Chronograph 1» die gestalterische Maxime des Armaturenbretts vom 911er Porsche, ebenfalls ein Entwurf von «F. A.»: Nichts soll vom Wesentlichen ablenken. Was bei der Instrumententafel schwarzer Kräusellack erledigte, wurde bei Uhrengehäuse und -band mit mattschwarzer Hartstoffbeschichtung erzielt. Die anfangs von Orfina produzierte Uhr war in Sportfahrerkreisen auf Anhieb ein Erfolg. Doch zur Designikone wurde sie erst, als man sie nach einer letzten «Sammleredition» 1998 aus dem Sortiment nahm.
So originalgetreu wie möglich sollte die Jubiläumsauflage des Chronograph 1 zum 50. Firmengeburtstag werden, und trotz aller technischen Verbesserungen ist die limitierte Edition eine sehr authentisch wirkende Hommage an das Original von 1972. Glücklicherweise hat man sich auch bei der Dimensionierung an das historische Vorbild gehalten, denn das verwendete Uhrwerk ist in seinen Grundzügen dasselbe geblieben, und damit auch die Abstände der Zeigerachsen: Das markante Arrangement von Kleiner Sekunde (bei der «9») sowie Stunden- und Minutenzähler füllt heute wie damals das von einem breiten Réhaut umrandete Zifferblatt perfekt aus.
Das exklusiv für Porsche Design Timepieces im schweizerischen Solothurn produzierte WERK 01.140 basiert auf der Architektur des schon vor 50 Jahren verwendeten «Valjoux»-Kalibers, auch wenn Finish und Dekorationen sowie einige neue Gestellteile ganz im Stil des Hauses Porsche Design gehalten sind. Für die Hochwertigkeit des Uhrwerks spricht das Chronometerzertifikat, das die präzisen Gangleistungen dokumentiert.
Den größten Fortschritt im Vergleich zu früher stellt die heute zweifellos robustere und abriebfestere Beschichtung von Gehäuse und Bandgliedern dar, die übrigens nicht mehr aus Stahl, sondern aus Titan gefertigt sind. Wo einst die Kanten schon nach wenigen Monaten durch die Hartstoffbeschichtung lugten, sorgt heute eine tief in die Oberfläche eingeschmolzene Titankarbidschicht für Kratzfestigkeit, und ein gewölbtes Saphirglas ist inzwischen ohnehin Standard. Außer am Gehäuseboden: Der ist auch bei den 500 Exemplaren der Jubiläumsedition mit einem massiven Schraubdeckel verschlossen.
6972 Euro kostet der Porsche Design Chronograph 1 – 1972 Limited Edition, und das ist ein verhältnismäßig geringer Aufpreis gegenüber den Serienprodukten der Kollektion. Wie es sich für eine mit dem Automobil groß gewordene Dynastie geziemt, gehört zum Jubiläums-Chronograph natürlich auch ein Jubiläums-Auto. Und weil konstruktiver Aufwand und strenge Zulassungsbestimmungen den authentischen Nachbau eines 50 Jahre alten Sportwagens verhinderten, gab der Automobilhersteller Porsche das Geburtstagsgeschenk für Porsche Design bei einem anderen Schwesterunternehmen – Porsche Classic – in Auftrag. Hier wurde in zweijähriger Arbeit ein Porsche 911 S 2.4 Targa aus dem Baujahr 1972 in den faktischen Neuzustand versetzt, unter Verwendung alter Polsterstoffe und Zubehörteile aus der Zuffenhausener Asservatenkammer. Wenn sich das 50. Jubiläumsjahr von Porsche Design dem Ende zuneigt, soll der schwarze Oldtimer zusammen mit der Nummer 1 des limitierten Jubiläums-Chronographen für einen guten Zweck versteigert werden.
Noch enger mit dem Auto verbunden ist die zweite Uhren-Neuheit im Jubiläumsjahr, denn der Chronograph 1 – 911 Edition 50Y Porsche Design wird nur den Käufern eines Porsche 911 Targa 4 GTS aus der auf 750 Exemplare limitierten Edition «50 Jahre Porsche Design» angeboten. Der schwarz lackierte Sportwagen weist einige spezielle Ausstattungsdetails auf, wie zum Beispiel Plaketten an Motorhaube und Armaturenbrett oder die auf Leder geprägte Unterschrift von F. A. Porsche in der Mittelkonsole. Auch die Sportsitzbezüge im klassischen Hahnentrittmuster und der rote Sekundenzeiger in der Borduhr sind augenzwinkernde Zitate aus der Frühzeit des 911. Technisch gesehen handelt es sich um einen aktuellen Allrad-angetriebenen Targa mit 480 PS und Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe.
Der auf Wunsch zum Auto gelieferte Chronograph ist wahlweise mit Leder- oder Gliederband erhältlich und sieht auf den ersten Blick aus wie der eingangs beschriebene Chronograph 1 – 1972 Limited Edition. Der dezente rote Schriftzug «Flyback» im Totalisatorfeld des Stundenzählers bei der «6» verrät jedoch, dass hier das WERK 01.240 zum Einsatz kommt, dessen Chronographenzeiger bei laufender Messung mit einem einzigen Fingerdruck rückgestellt und neu gestartet werden können. Der Mechanismus ist in die Kadratur des zuvor beschriebenen Porsche-Design-Kalibers integriert, das natürlich ebenfalls nach Chronometernorm geprüft und zertifiziert ist. Und es ist durch den verglasten Gehäuseboden zu sehen, durch die Speichen einer stilisierten Leichtmetallfelge, die als Aufzugsrotor fungiert.
Ein weiteres Detail zur Unterscheidung erschließt sich tatsächlich erst, wenn man die beiden neuen Chronograph-1-Editionen nebeneinanderlegt: Die Edition 1972 trägt an ihrem Réhaut eine 1000er-Tachymeterskala mit markierter «65» neben der «11» wie das Original, die Edition 911 hat eine 500er-Skala und stellt die Zahl «70» prominent heraus. Und natürlich unterscheiden sich die beiden Chronographen im Preis: Knapp 193.000 Euro kostet der Chronograph 1 – 911 Edition 50Y Porsche Design (inklusive Auto).
Text: Peter Braun