50 Jahre Automatik-Chronograph

Rettung in letzter Sekunde

In den 1970er Jahren glaubte man an die Überlegenheit der Quarzuhr. Fast wäre diese Haltung dem El Primero zum Verhängnis geworden: Ohne das beherzte Eingreifen von Charles Vermot hätte man das legendäre Chronographenwerk zerstört.
Charles Vermot rettet das El Primero von Zenith
Dank Charles Vermot konnte das El Primero in den 1980er Jahren von Zenith wieder produziert werden.

Die Uhrenmarke Zenith, die 1969 als erste ein automatisches Chronographenwerk vorgestellt hatte, wurde 1971 von der US-amerikanischen Zenith Radio Corporation gekauft. Und schon wehte ein anderer Wind durch die Ateliers in Le Locle. Die Besitzer waren von der neuen Quarztechnologie für Uhren fasziniert und glaubten nicht an ein Fortbestehen der Mechanik. Daher ordneten sie 1975 einen radikalen Schnitt an: Alle mechanischen Uhrwerke und die für ihre Herstellung erforderlichen Maschinen, Werkzeuge sowie Pläne sollten aus dem Weg geräumt und vernichtet werden.

Zenith El Primero
In den Modellen ChronoMaster Open, die ab 2003 gefertigt wurden, gibt ein Zifferblattausschnitt den Blick auf die Hemmung frei.

Die Uhrmacher in der Schweiz waren entsetzt. Einer machte seinen Gefühlen Luft: Charles Vermot, Produktionsleiter der Manufaktur, war an der Entwicklung des El-Primero- Werks beteiligt gewesen und konnte nicht verstehen, wie jemand den Wert dieses Kalibers derart missachten konnte. Zunächst versuchte er, die neuen Chefs ganz offiziell zu überzeugen, schrieb Briefe und argumentierte.

Als jedoch alles nichts half, widersetzte er sich der Anweisung heimlich: Davon überzeugt, dass der mechanische Chronograph wiederkehren würde, sammelte er alle Informationen zum El Primero. Er katalogisierte Kurvenscheiben, Schablonen, Stanz- und Fräswerkzeuge, machte sich Notizen und vereinte Informationen zur Herstellung. Auch Restbestände des El Primero schaffte er beiseite. In Kartons verpackt, versteckte er die Schätze auf einem Speicher in einem der Manufakturgebäude, wo sie fast in Vergessenheit gerieten.

Rückkehr zu alten Werten

1978 wechselte Zenith erneut den Besitzer: Schweizer Investoren kauften die Manufaktur zurück, unter ihnen Paul Castella, Besitzer des Maschinenbauers Dixi. Unter dessen  Leitung begann man, wieder an die Mechanik zu glauben. 1980 wurden eingelagerte El-Primero-Werke an die amerikanische Uhrenfirma Waldan Watches verkauft. Dann orderte auch Ebel das Kaliber und brachte 1983 den Sport-Chronographen mit El-Primero-Technik auf den Markt. 1984 schließlich klopfte Rolex bei Zenith an: Man wollte die Neuauflage des Cosmograph Daytona mit einem Automatikwerk ausstatten. 

Um diese Nachfrage befriedigen zu können, musste das El Primero wieder in Produktion gehen. Das war dank Charles Vermots Initiative problemlos möglich, denn man konnte auf die vorhandenen Werkzeuge zurückgreifen. Hätte man die Produktion komplett neu aufbauen müssen, wären die Kosten dafür wohl in die Millionen gegangen.

In der Mitte der 1980er Jahre begann Zenith nicht nur mit der Produktion von El-Primero- Uhrwerken, sondern brachte auch selbst wieder Automatik-Chronographen auf den Markt, zum Beispiel die Linie Port Royal in einem klaren, schlichten Stil.

Iris Wimmer-Olbort

Lesen Sie mehr über 50 Jahre Automatikchronograph:

Teil 1: Das Zenith Kaliber El Primero

Teil 3: Das El Primero heute

Testen Sie Ihr Wissen:

Hier geht es zu unserem Quiz rund um das El Primero

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