Uhren-Highlights 2023

Blick zurück und nach vorn

Dezember 2023 Es gab viel zu berichten, zu diskutieren und zu entdecken: 2023 war ein spannendes Uhrenjahr mit mancher Überraschung. Ein Blick nicht nur auf Uhren, die in Erinnerung geblieben sind, sondern auch auf interessante Ereignisse und das, was uns 2024 erwartet.
Weckte 2023 viel Aufmerksamkeit: Die neue Version der legendären Ingenieur von IWC.
Weckte 2023 viel Aufmerksamkeit: Die neue Version der legendären Ingenieur von IWC.

Ende des Jahres sind sie fast unvermeidlich – die Rückblicke. Und ob man will oder nicht, das Resümee fasziniert und lässt durchaus Schlüsse auf das zu, was kommt. 2023 war das erste Jahr, in dem das Ende der Baselworld definitiv besiegelt war. Stattdessen ist die Messe Watches and Wonders in Genf nun das wichtigste Stelldichein der internationalen Branche.

2023 hatten auch Rolex und Patek Philippe ihre Premiere in Genf. Ihre Neuvorstellungen waren es auch, die am meisten Interesse weckten. Bei Patek Philippe war es eine Vielzahl an Neuheiten, bei Rolex nicht nur der Cosmograph Daytona zum 60-jährigen Jubiläum, sondern auch zwei Uhren mit farbenfrohen Zifferblättern. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Rolex eine Premiere mit Emojis und bunten Seifenblasen feiern würde und damit allen etwas vormacht.

Die erfolgreichsten Uhren 2023

Nicht umsonst steht Rolex mit seinen Verkäufen auf Platz eins in der Uhrenbranche. Mitte 2023 schätzten Morgan Stanley und Luxeconsult, dass Rolex mit dem Umsatz im Vorjahr erstmals die Schallmauer von 9 Milliarden Schweizer Franken durchbrochen habe. Demnach hat Rolex die Verkäufe um 15,5 Prozent gesteigert und den Vorsprung auf die Verfolger Cartier und Omega ausgebaut.

Auch online führt Rolex unangefochten: Bei Chronext und Chrono24, Spezialisten für den Sekundärmarkt, zeigen die Suchanfragen die beliebtesten Uhren 2023. Chronext unterscheidet dabei zwischen Neuware und Modellen aus zweiter Hand und listet Rolex sogar außer Konkurrenz, um die gefragtesten Modelle anderer Marken getrennt davon zu ermitteln.

Die Datejust ist der Archetyp der klassischen Armbanduhr, sowohl was ihre zeitlose Ästhetik als auch ihre Funktionalitäten angeht.
Die Datejust ist der Archetyp der klassischen Armbanduhr von Rolex.

Chronext listet von Rolex die Modelle Datejust, die GMT-Master II  mit der rot-blauen „Pepsi“-Lünette sowie die Submariner und die Daytona John Mayer als gefragteste Uhren. Von anderen Marken am häufigsten gesucht waren bei Chronext die Speedmaster von Omega, also die „Moonwatch“, die Formula 1 von TAG Heuer sowie Versionen der Royal Oak Offshore und der Royal Oak von Audemars Piguet.

Diese Marken sieht auch Chrono24 vorn, wenn es um die Anfragen aus Deutschland geht. Demnach haben deutsche Nutzer das größte Interesse an der Rolex Datejust. Auf den Plätzen zwei und drei folgen von Omega die Seamaster und die Speedmaster.

Nach weiteren Rolex-Modellen folgen auf Platz sieben die Moonswatch aus der Kooperation von Swatch und Omega, die Black Bay von Tudor (Platz 9), Santos von Cartier (Platz 11), Navitimer von Breitling (Platz 12), Royal Oak von Audemars Piguet (Platz 13) und Carrera von TAG Heuer (Platz 14). Auf Platz 16 steigt Tissot mit der T-Classic ein, auf den Plätzen 18 und 20 stehen IWC mit der Pilot und Cartier mit der Tank.

Nachrichten, die bewegen

Die wohl größte Nachricht der Branche war im August die Übernahme von Juwelier Bucherer durch Rolex. Mangels Erbe und Nachfolger hatte Besitzer Jörg Bucherer den Verkauf an den langjährigen Geschäftspartner beschlossen. Nur wenige Monate später starb der Patriarch mit 87 Jahren im November 2023.

Jörg G. Bucherer
Jörg G. Bucherer

Die Folgen seiner letzten großen Entscheidung sind noch immer nicht absehbar: Werden andere Konzessionäre künftig gegenüber Juwelier Bucherer Nachteile fürchten müssen? Welche Konsequenzen haben die Interna, die Rolex durch Juwelier Bucherer künftig über konkurrierende Uhrenmarken erfahren kann? Sollte ein Konzern wie die Swatch Group mit Marken wie Omega oder Tissot dem direkten Mitbewerber solche Einblicke ermöglichen? Es bleibt spannend.

Neubeginn bei Audemars Piguet

Der starke Mann der Manufaktur tritt ab: François-Henri Bennahmias kündigte schon vor einem Jahr seinen Rücktritt an, im Sommer wurde dann seine Nachfolgerin bekanntgegeben: Ilaria Resta. Die schweizerisch-italienische Staatsbürgerin hat lange Erfahrung in Führungspositionen, ist in der Uhrenbranche aber ein Neuling. Zuletzt war sie als President Global Perfumery & Ingredients bei Firmenich tätig.

Audemars Piguet Ilaria Resta
Audemars Piguet Ilaria Resta

Sie folgt dem auftrittsstarken Uhrenboss Bennahmias, dem in seiner Amtszeit seit 2012 ein beachtliches Umsatzwachstum gelang. Laut Insidern stieg der Umsatz zwischen 2012 und 2021 von rund 600 Millionen Schweizer Franken auf bis zu zwei Milliarden Franken. Das ist wohl vor allem der Royal Oak zu verdanken, die Bennahmias auch unter jungen Leuten zum Kultmodell machte.

Der CEO war es zudem, der dafür sorgte, dass der Vertrieb komplett in die eigenen Hände genommen wurde: Fachhändler erhielten die Kündigung, stattdessen wurden die sogenannten AP Houses als eigene Boutiquen mit Loungecharakter eröffnet.

Was kommt für ihn jetzt? In einem Interview mit Business of Fashion sagte er, dass er weiter mit Luxusmarken arbeiten wolle, aber «nie mehr für jemanden arbeiten» wolle.

Herausforderung für die Schweizer Uhrenindustrie

Die Schweizer Uhrenindustrie hat zuletzt wohl viel richtig gemacht. Im November jedenfalls erreichen die Uhrenexporte der Eidgenossen mit fast 2,5 Milliarden Schweizer Franken den höchsten Monatswerk aller Zeiten. Im Vergleich zum November 2022 gab es ein Wachstum von 3.1 Prozent. Insgesamt, so bilanziert der Verband der Schweizer Uhrenindustrie FH, seien die Exporte von Januar bis November 2023 gegenüber dem gleichen Zeitraum 2022 um 7,7 Prozent gestiegen.

Aber: Dieses Plus wird mit traditionellen Uhren gemacht. Bis heute hat die Uhrenindustrie keine Idee, wie man dem Hype der Smartwatch von Apple begegnen könne beziehungsweise welches eigene Produkt man dem entgegenstellen könnte.

Moonswatch und Moonwatch
Original und Hommage: links die echte Moonwatch, rechts das Modell «Sonne» aus der Kollektion «MoonSwatch» von Omega X Swatch

Nur ein Projekt ragt heraus: die Moonswatch, die in der Zusammenarbeit von Swatch mit Omega entstand. Ende 2o21 präsentiert, hielt der Hype um die Uhr das ganze Jahr 2023 an. Und blieb bislang singulär: Die gemeinsame Scuba Fifty Fathoms von Swatch und Blancpain konnte jedenfalls nicht daran anschließen. Und welche Partnermarke der Gruppe in der Zusammenarbeit mit Swatch noch einmal einen Hype auslösen könnte – dafür fehlt mir die Fantasie.

2024: Grund zu feiern!

Was das Jahr der Uhrenbranche bringt, steht in den Sternen. Gewiss ist jedoch, wer Jubiläum feiern kann: Piaget wird 2024 exakt 150 Jahre alt, Oris hat das 120-Jährige und bei Mühle-Glashütte liegt die Wiedergründung 30 Jahre zurück, während die gesamte Firmengeschichte bereits 155 Jahre währt.

Bulgari kann 140 Jahre des Bestehens feiern – ebenso wie Breitling. Apropos: Die von Georges Kern geführte Marke, der das Sortiment jenseits des Fliegeruhren-Themas erweiterte und bekannte Modelle in modernen Versionen neu auflegt, hat doppelten Grund zu feiern. Ende 2023 wurde bekannt, dass Breitling die Marke Universal Genève übernommen hat – für angeblich 60 Millionen Schweizer Franken.

Die Geschichte von Universal Genève wird unter der Ägide von Breitling fortgeschrieben.

Auch dieses Haus kann 2024 auf 140 Jahre seit der Gründung zurückblicken. 2024 soll für Universal Genève das Comeback bringen: Breitling will die einst für ihre Chronographen und zahlreiche mechanischen Innovationen bekannte Marke mit einem eigenen Team wieder aufbauen, um beide Häuser künftig eigenständig als Marken zu führen.

Text: Iris Wimmer-Olbort

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