Uhren aus Weimar

Zeit aus der Goethe-Stadt

Das Bauhaus wurde in Weimar gegründet. Goethe, Schiller und Nietzsche haben hier geschrieben, Franz List und Richard Strauss komponiert und musiziert. Und im VEB Uhrwerk Weimar im Kombinat Mikroelektronik wurden Uhren gebaut – große, kleine und vor allem ganz viele.
Blick in die Sonderausstellung Weimarer Uhren im Uhrenmuseum Ruhla

Die fulminante Entwicklung am Uhrenstandort Glashütte nach der Wiedervereinigung des geteilten Deutschland zog viel Aufmerksamkeit auf sich. Die Konzentration auf hoch- und höchstwertige Armbanduhren erwies sich als kluger Schachzug, und mit der Unterstützung durch Schweizer Know-how fand die Uhrenindustrie Müglitztal rasch Anschluss an die Weltspitze.

Darüber gerieten die beiden anderen, ungleich größeren Uhren-Standorte des Mega-Kombinats Mikroelektronik Erfurt in Vergessenheit. In Ruhla waren einst über 6000 Menschen mit der Produktion preiswerter Zeitmesser beschäftigt und leisteten Pionierarbeit in der industriellen Fertigung von Einzelteilen und der automatisierten Montage kompletter Uhren. In Westdeutschland war der Name Ruhla nur Wenigen geläufig, denn die Großhändler – allen voran die Katalogversender Neckermann und Quelle – vertrieben die Uhren unter eigenen wohlklingenden Markennamen.

Das gilt auch für die Uhren aus dem VEB Uhrwerk Weimar, wo auch Armbanduhrgehäuse für die Uhrenproduktion in Glashütte hergestellt wurden – in Millionenauflage! Später produzierte Weimar die hauchdünnen Gläser der LCD-Quarzuhren, auf die die politische Führung der DDR große Hoffnungen setzte.

Die Stärken des mit über 2000 Werktätigen ausgestatteten Weimarer Betriebs lagen jedoch in der Fertigung von Tisch- und Wanduhren, die in den sechziger und siebziger Jahren die Entwicklung vom mechanischen Achttagewerk über Hybriden mit elektrischem Federhausaufzug oder mit Drehspulenhemmung bis zum ausgefeilten Quarzwerk mit Batteriebetrieb durchlebte.

Ende November 2023 wurden über 200 Exponate aus der Fertigungsgeschichte der Uhrenwerke Weimar nach Ruhla gebracht und in eine eigene permanente Sonderausstellung im Stammhaus an der Bahnhofstraße überführt. Die Firma POINTtec aus dem bayerischen Ismaning engagiert sich schon seit der Wende in der Ruhlaer Uhrenfabrik und produziert hier Zeitmesser der Marken Bauhaus, Iron Annie, Zeppelin und Ruhla 1929. Inhaber Willi Birk hat das gesamte Gebäude gekauft und damit auch das sehenswerte Uhrenmuseum über die Entwicklung der Uhrenfertigung in Ruhla, erst unter der Gründerfamilie Thiel und dann im VEB Uhrenwerke Ruhla, gerettet.

Auch das Schicksal des Weimarer Uhrenmuseums schien bereits besiegelt, als Willi Birk Grünes Licht für die permanente Sonderausstellung in Ruhla gab. Doch nun ist die Geschichte der DDR-Uhrenfertigung um ein großes und wichtiges Kapitel reicher. Die Ausstellungen des Ruhlaer Uhrenmuseums sind täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5 Euro. Mehr unter www.uhrenwerke-ruhla.de


Text und Fotos: Peter Braun

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