Most Wanted: Ruhla NVA Taucheruhr

Minentaucher

Juli 2023. Mit der Wiederbelebung der Uhrenmarke Ruhla durch das Familienunternehmen PointTec kehrt auch ein geheimnisumwitterter Zeitmesser zurück: Die Taucheruhr für das NVA-Kampfschwimmerkommando.
Die neue Ruhla NVA Kommando Minentaucher Automatic mit Miyota-Werk und 43 Millimeter großem Edelstahlgehäuse. Mit Edelstahl- und zusätzlichem Silikonband kostet sie 479 Euro

Das thüringische Städtchen Ruhla war in der ehemaligen DDR eines der Zentren der Uhrenherstellung, in dem bis zur Wende Millionen von Uhren und Werken produziert wurden. Geblieben ist davon ein historischer Verwaltungsbau, in dem die Firma PointTec heute Uhren für ihre Marken Zeppelin, Iron Annie, bauhaus und seit Neuestem auch Ruhla montiert.

Die Premiere dieser Marke bei PointTec geht auf Uhren zurück, die aus der Geschichte stammen: Taucheruhren, die in Ruhla vor fast 40 Jahren für eine Spezialeinheit der DDR-Marine entwickelt und gebaut wurden – für das Kampfschwimmerkommando 18, das in Kühlungsborn an der Ostsee stationiert war.

Die Arbeit an den strapazierfähigen Zeitmessern begann Mitte der 1980er Jahre. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wasserdichte Gehäuse aus Pforzheim importiert worden. Nun aber wünschte man eine DDR-Entwicklung und beauftragte den VEB Uhren und Maschinenfabrik Ruhla mit der Konstruktion einer eigenen Taucheruhr. Deren Gehäuse bezog man vom Uhrenwerk Weimar.

Nach Vorlage und Prüfung der Prototypen gingen die Modelle bei Ruhla in Serie, und 1986 wurde eine erste Charge von 100 Uhren an die NVA nach Rostock geliefert: Taucheruhren mit Messinggehäuse, verschraubter Krone, Kronenschutz und markant gezahnter schwarzer Lünette. Vom ebenfalls schwarzen Zifferblatt hoben sich mit Leuchtstoff belegte Stundenmarkierungen ab. Auch der Stundenzeiger, der Minutenzeiger mit Pfeilspitze und der Sekundenzeiger waren mit Leuchtstoff beschichtet. Anfangs handelte es sich dabei um Radium-, später um Tritium-Leuchtfarbe.

Die Taucheruhr von Christian Barf stammt aus der ersten an die NVA gelieferten Uhrenserie (1986)

Auf der ersten Serie der NVA-Taucheruhr fanden sich die Inschriften «ruhla» und «quartz» – denn im Inneren arbeitete das Kaliber 13, ein in Ruhla entwickeltes Quarzwerk mit einem Durchmesser von 26 Millimetern und einer Höhe von 3,5 Millimetern. Neben Stunden, Minuten und Zentralsekunde verfügte das Werk über eine Datumsanzeige, auf die in der Taucheruhr jedoch verzichtet wurde. In Unterlagen des Fördervereins Uhrentradition Ruhla heißt es über das Uhrwerk, dass es ab 1984 zum Standardmodell avancierte und «mit großem Erfolg bis 1991 verkauft und exportiert» worden sei – «auch weil die international üblichen Werkabmessungen erreicht wurden».

Nach der Auslieferung der ersten Serie ging die Produktion der Taucheruhr in Ruhla weiter, auch für andere NVA-Einheiten wie etwa Marinetaucher und das Luftsturmregiment 40. Im Laufe der Produktion wurde die Platzierung der Arretierung des Bodens umgestellt – ursprünglich befand sie sich bei 12 Uhr, in einer 1989 hergestellten Kleinserie bei 6 Uhr.

Da diese Uhren nummeriert wurden, lässt nur dies Rückschlüsse auf die Zahl der hergestellten Uhren zu – denn Unterlagen zum NVA-Auftrag blieben in Ruhla nicht erhalten. Nach Auskunft des Uhrenliebhabers Christian Barf, der sich engagiert in die Geschichte der NVA-Taucheruhren vertieft hat, wurden für die NVA insgesamt rund 800 Dienstuhren gefertigt, im freien Verkauf waren die Taucheruhren niemals erhältlich. Barf selbst besitzt ein Modell aus der Serie der ersten 100 Stück.

Bereits vor der Wende waren im Uhrenwerk Weimar zudem knapp tausend Gehäuse der Taucheruhr in Vorproduktion gegangen, die nach der Wende verbaut wurden. Diese Modelle werden von Sammlern als «Weimar-Uhr» bezeichnet. Und da die NVA-Kampfschwimmeruhren begehrt waren, habe es zudem auch Fälschungen mit Ronda-Quarzwerken gegeben, berichtet Artur Kamp, Vorsitzender des Fördervereins Uhrentradition Ruhla und nach 1990 Mitinhaber der Firma Gardé, in welcher der VEB Ruhla aufgegangen war. Gardé legte 2009 eine limitierte Replik der Taucheruhr auf, ausgestattet mit originalen Quarzwerken Kaliber 13.

Nun erlebt die Taucheruhr wieder eine Neuauflage: PointTec bringt unter dem Markennamen Ruhla eine Automatikuhr heraus. Das Modell wird ab September mit verschiedenen Zifferblattfarben erhältlich sein und trägt den Namen Ruhla NVA Kommando Minentaucher Automatic. Es ist von der Optik des Originals inspiriert, hat ein 43 Millimeter großes Edelstahlgehäuse, große Leuchtmasse-Elemente auf dem Zifferblatt, eine Lünette mit grobem Zahnrad-Rand und eine verschraubte Krone mit Kronenschutz. Im Inneren arbeitet das Automatikwerk Miyota 8315 von Citizen. Während das Design unübersehbar von der Historie Ruhlas geprägt ist, sind Details wie das Saphirglas sowie die Lünette mit Keramik-Einlage ganz von heute.

Text: Iris Wimmer-Olbort


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