Patek Philippe Grande Sonnerie Ref. 6301

Neue Klänge aus Genf

Dezember 2020. Als «wichtigste mechanische Neuheit des Jahres 2020» hatte Patek Philippe die neue Grande Sonnerie Ref. 6301P angekündigt. Tatsächlich handelt es sich bei diesem Modell um eine ungewöhnlich aufgeräumte, auf das Wesentliche reduzierte Schlagwerkuhr.
Patek Philippe Grande Sonnerie 6301

Drei Zeiger für Stunden, Minuten und Kleine Sekunde, dazu zwei symmetrisch links und rechts angeordnete Gangreserveanzeigen vor einem tiefschwarzen Hintergrund – das «Gesicht» der höchst komplizierten Schlagwerkuhr von Patek Philippe ist von ungewöhnlich schlichter Schönheit. Dabei sorgt unter dem Emaillezifferblatt («Grand Feu») ein konzertiertes Ensemble von über 700 Bauteilen für einen akustischen Hochgenuss: Die neue Grande Sonnerie Ref. 6301P verfügt über ein Großes und ein Kleines Läutwerk, das wahlweise Stunden und Viertelstunden oder nur die Viertelstunden «en passant» schlägt und auf Wunsch sogar als Minutenrepetition die komplette Uhrzeit mit wohltönenden Gongklängen herunterzählt.

Große Technik wirft lange Schatten voraus

Die Entwicklung der neuen Grande Sonnerie Ref. 6301 geht auf die «Grandmaster Chime» von 2014 zurück, die zum 175. Jubiläum der Manufaktur mit fünf verschiedenen Schlagwerkfunktionen aufwartete und anschließend als Referenz 6300 in die Kollektion aufgenommen wurde. Das Grundwerk überzeugte die Konstrukteure mit seiner kräftigen Leistung aus zwei Doppelfederhäusern, die knapp die Hälfte der Werkfläche bedecken. Die anvisierten 72 Stunden Gangreserve für das abgespeckte Uhrwerk wurden locker realisiert, weshalb man die Schwingfrequenz von ursprünglich geplanten 3 Hertz auf 3,5 Hertz anheben konnte, was einen direkten positiven Einfluss auf die Ganggenauigkeit zeitigte.

Noch eindrucksvoller erscheint die Kraftausbeute für das Schlagwerk. Im Gegensatz zur Minutenrepetition, die bei jedem Auslösevorgang über einen Gehäuseschieber oder Kronendrücker manuell mit Energie im Überfluss versorgt wird, muss das Selbstschlagwerk der Sonnerie mit der im Federhaus gespeicherten Kraft haushalten. 24 Stunden Funktion in der Einstellung «Grande Sonnerie» garantieren die Uhrmacher von Patek Philippe für die Referenz 6301 – das sind insgesamt 1056 Stundenschläge und Viertelstunden-Schlagsequenzen, eine echte Spitzenleistung!

Ungewöhnliche Tonfolge

Patek Philippe Grande Sonnerie 6301
Das Handaufzugskaliber GS 36-750 PS IRM von Patek Philippe besteht aus mehr als 700 Einzelteilen.

Die Grande Sonnerie Ref. 6301 verfügt über drei Tonfedern. Die Stunden erklingen mit tiefem Ton, die Viertelstunden mit drei Schlägen: hoch-tief-mittel. Die erste Viertelstunde (15 Minuten) wird einmal, die zweite Viertelstunde (30 Minuten) zweimal und die dritte Viertelstunde (45 Minuten) dreimal angeschlagen. Bei der Grande Sonnerie schlagen zu jeder Viertelstunde zuerst die Stunden, gefolgt von der Anzahl der Viertel. Wenn der Modus «Petite Sonnerie» gewählt ist, wird die Stunde nur zur vollen Stunde geschlagen, nicht aber zu den Viertelstunden. Mit dem Modus «Silence» (Stummschaltung) kann die Sonnerie auf Wunsch deaktiviert werden.

Die Wahl des Schlagwerk-Modus erfolgt mit einem Schieber zwischen den unteren Bandanstößen. Das ist übrigens der Grund, warum der kleine Diamant, der alle Patek-Philippe-Uhren aus Platin ziert, diesmal zwischen den oberen Bandanstößen eingefasst ist und nicht unten.

Die Minutenrepetition kann auf Wunsch durch Betätigen des Kronendrückers ausgelöst werden. Sie schlägt in der Folge die Anzahl Stunden mit tiefem Ton, die Viertel mit Dreifachschlag (wie bei der Grande Sonnerie) und die seit der letzten Viertelstunde verstrichenen Minuten mit Schlägen auf die höher klingende Tonfeder.

Patek Philippe Grande Sonnerie 6301
Das schlichte Zifferblatt der Grande Sonnerie: drei Zeiger für Stunden, Minuten und Kleine Sekunde, dazu zwei Gangreserveanzeigen.

Wenn die Sekunde springt …

Patron Thierry Stern wünschte sich für seine schlichte Grande Sonnerie als einzige Zusatzanzeige eine Kleine Sekunde. Das Problem war nur, dass das Uhrwerk der «Grandmaster Chime» keine Sekundenanzeige bietet, weil dafür ja ohnehin – trotz zweier Zifferblätter – kein Platz gewesen wäre. Das Sekundenrad im Räderwerk ist aus Platzgründen 1:3 übersetzt und dreht sich in der Minute dreimal – entgegen dem Uhrzeigersinn und ziemlich weit weg von der Position über der «6» auf dem Zifferblatt, die aus Gründen der Symmetrie geboten war. Da erinnerte sich einer der beiden Konstrukteure an die springende Sekundenanzeige aus der Referenz 5275, die ebenfalls 2014 zum 175. Jubiläum präsentiert wurde. Dabei handelt es sich nicht um einen Mechanismus mit «force constante», bei dem der springende Sekundenzeiger quasi ein Abfallprodukt des Zwischenaufzugs ist. Das Kaliber GS 36-750 PS IRM verfügt über zwei Sekundenräder, zwischen denen sich ein kleines Trieb nach oben hangelt, das an einem langen Wippenarm aus Silizium befestigt ist. Nach einem kurzen Weg gibt eine Klinke am Ende der Wippe kurz ein federbelastetes Ankerrad (ebenfalls aus Silizium) frei, das sich schlagartig um einen Zahn fortbewegt und damit den Sekundenzeiger ruckartig vorwärts springen lässt. Der patentierte Mechanismus steht nicht im Kraftfluss des Räderwerks, sondern zweigt die Bewegung des Sekundenrades lediglich zur Anzeige der springenden Sekunde ab. Der Kraftaufwand ist minimal, der Effekt könnte dagegen größer kaum sein.

Beeindruckende Leistung

Das Kaliber GS 36-750 PS IRM erfüllt alle Anforderungen des Patek-Philippe-Siegels, sowohl in Bezug auf die technischen Leistungen (Ganggenauigkeit, Zuverlässigkeit) wie auch für die Finissierungen und die raffinierte Architektur der einzelnen Komponenten. Das hochfein verarbeitete Uhrwerk ist mit einer Gyromax-Unruh und einer Spiromax-Spirale aus Silinvar ausgestattet.

Gut 1,2 Millionen Euro wird die Grande Sonnerie mit Springender Sekunde Ref. 6301P kosten, wenn sie das eigens eingerichtete Atelier im neuen Manufakturgebäude verlässt. Das wird nicht so oft geschehen, denn die vier Meisteruhrmacher, die sich auf die Montage und Justierung der 703 Einzelteile des Uhrwerks verstehen, sind auch mit der Herstellung der Grande Complication Ref. 6300 betraut. So ergibt sich eine strenge Limitierung sowohl der einen als auch der anderen Spezialität ganz von selbst: Mehr als vier oder fünf dieser Uhren können pro Jahr gar nicht produziert werden.

Text: Peter Braun

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