Panda und Reverse Panda

BLACKANDWHITE

Panda: Breitling Premier B01 Chronograph 42.
Panda: Breitling Premier B01 Chronograph 42.

Chronographen-Zifferblätter mit kontrastierend abgesetzten Totalisatoren sind Kinder der 1960er und 1970er Jahre, als die klassische Uhrwerkmechanik zu ihrem letzten Höhenflug ansetzte, bevor die Quarzschwemme die technische Vielfalt der Armbanduhren hinwegspülte. Während Dreizeiger-Uhrwerke zu diesem Zeitpunkt mehrheitlich mit automatischem Aufzug ausgestattet wurden, waren bei Chronographen noch Handaufzugswerke an der Tagesordnung. Erst mit Anbruch der 1970er Jahre kamen die ersten Automatik-Chronographen in den Handel, doch aufgrund ihrer begrenzten Verfügbarkeit wurden die modernen Uhrwerke nur in Produkte der an der Entwicklung beteiligten Uhrenmarken eingeschalt. Der Kreis war überschaubar klein: Neben Zenith und Movado waren dies Heuer und Breitling. Der Dritte im Bunde, Seiko, spielte auf dem europäischen Markt noch keine Rolle.

Reverse Panda: TAG Heuer Autavia Calibre 02
Reverse Panda: TAG Heuer Autavia Calibre 02

Einst modern, heute «Vintage»

Wenn man unseren letzten Katalog Klassische Armbanduhren durchblättert, stellt man fest, dass in den sechziger und siebziger Jahren kaum ein Uhrenhersteller mit Chronographen im Portfolio auf die «moderne» Zifferblattoptik verzichten mochte. Als Argument für die kontrastierende Farbgebung wird gerne die bessere Ablesbarkeit ins Feld geführt, doch darüber kann man geteilter Meinung sein. Schließlich sind die meisten heute gebräuchlichen «instrumentellen» und Flieger-Chronographen mit durchgängig schwarzen Zifferblättern ausgestattet.
Ausnahmen bilden hier nur die Modelle, die sich im Sog des «Vintage»-Designs an alte Erfolgsmodelle der jeweiligen Marke anlehnen. Die Heuer Autavia zum Beispiel, die Hamilton Intra-Matic oder verschiedene Breitling-Modelle aus der aktuellen Kollektion.
Apropos: Der Navitimer von Breitling debütierte bei seiner Einführung im Jahr 1952 noch mit ganz schwarzem Zifferblatt und wurde erst zehn Jahre später mit drei weiß abgesetzten Totalisatoren ins Rennen um die Käufergunst geschickt. Dort traf er auf sportliche Konkurrenz von Excelsior Park, Jaeger und LeCoultre, Lémania, Longines, Movado, Stowa, Tissot, Ulysse Nardin, Universal, Vulcain, Wakmann, Zenith, Heuer und Rolex, die ebenfalls mit rückblickend «Panda» oder auch «Reverse Panda» genannten Zifferblättern auf dem Markt vertreten waren.
Die auffällige Zifferblattgestaltung hatte in erster Linie einen Zweck: Sie sollte den von den neuen Automatikuhren faszinierten Uhreninteressenten auf die Zusatzfunktion des Kurzzeitmessers aufmerksam machen und dadurch vielleicht auch ein wenig von der altmodischen Handaufzugstechnik ablenken.

Rolex Daytona «Paul Newman» von Paul Newman.
Phillips
Die teuerste Armbanduhr der Welt: Rolex Daytona «Paul Newman» von Paul Newman (versteigert für 17,3 Mio. Dollar).

Plötzlich voll im Trend

Der spektakuläre Auktionserfolg einer Rolex Daytona «Paul Newman» aus dem Nachlass des namensgebenden Schauspielers, die im Herbst 2017 bei Phillips, Bacs & Russo über 15 Millionen Euro erlöste und damit zur teuersten jemals versteigerten Armbanduhr avancierte, war nur der (vorläufige) Höhepunkt einer schon länger zu beobachtenden Entwicklung, in deren Mittelpunkt die Rolex Daytona steht. Dieser Chronograph zählt zweifellos zu den wertstabilsten Investments im Uhrenbereich, seit die wichtigen Modellwechsel – 1988 auf ein Automatikwerk auf der Basis des Zenith «El Primero», 2000 auf das eigene Chronographenkaliber 4130 – jeweils einen Run auf die gerade abgelösten Versionen auslösten.
Im Sog dieser Popularität wandten sich die eingefleischten Sammler bevorzugt den frühen Varianten der Daytona zu, unter denen die Zifferblattvariante «Paul Newman» – so benannt nach einem Filmauftritt des Chronographen am Handgelenk des Hollywood-Mimen – rasch besondere Beliebtheit erlangte und eine regelrechte Preisexplosion auslöste.
Die Druckwellen dieser Explosion erreichten auch ein anderes Chronographenmodell aus den frühen sechziger Jahren. Die Rede ist hier von der sportlichen Heuer Autavia, einer Wortschöpfung aus AUTomobil und AVIAtik, die sich mit Drehlünette und robuster Dimensionierung an Rennfahrer und Piloten als Zielgruppen richtete. Dabei führte an der Zifferblattfarbe Schwarz kein Weg vorbei, und so entschied sich Firmenchef Jack W. Heuer für ein markantes Kontrastzifferblatt mit weiß abgesetzten Totalisatoren. Die «Panda» Daytona hatte ihren stilistischen Gegenspieler in der «Reverse Panda» Autavia.

Breites aktuelles Angebot

Mittlerweile sind die beiden Begriffe aus der Tierwelt tief im Wortschatz der Uhrenfreunde verankert, und das ist angesichts des breiten Angebots an zweifarbigen Chronographen-Zifferblättern auch kein Wunder. Die jüngst vorgestellten neuen Chronographen der Kollektion TimeWalker von Montblanc lassen dem Interessenten nicht nur die Wahl zwischen zugekauftem Automatikwerk (von Sellita) und eigenem Manufakturkaliber (erkennbar an der symmetrischen Anordnung der Totalisatoren), sondern auch zwischen «Panda» und «Reverse Panda».
In der neuen Kollektion der Marke Breitling wird selbstverständlich das Erbe des Navitimer gepflegt, doch auch viele neu entwickelte Modelle orientieren sich stilistisch an den schwarz-weiß bzw. weiß-schwarz gestalteten Zifferblättern der Markenvergangenheit.
Hamilton hat die Intra-Matic aus den sechziger Jahren neu belebt, doch auch Marken ohne historischen «Panda»-Hintergrund bekennen sich zum Zifferblatt-Klassizismus. Frederique Constant setzt den aparten Kontrast mit großem Erfolg für die Rallye-Chronographeneditionen ein, die bei Liebhabern klassischer Sportwagen hoch im Kurs stehen. Selbst Vacheron Constantin, Maurice Lacroix oder Omega greifen das Thema inzwischen gerne auf.

Frederique Constant Vintage Rally Chronograph (2018)
Frederique Constant Vintage Rally Chronograph (2018)
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