Circula ProTrail vs. Formex Field Automatic Gen 2

Ziel erfasst

Oktober 2025. Mit ihren Outdoor-Modellen ProTrail und Field Automatic interpretieren Circula und Formex die klassische Militäruhr in zeitgemäßer und ganz ähnlicher Weise neu. Gute Ablesbarkeit, interessante Materialien und faire Preise? Volltreffer!

Im klassischen Sinne handelt es sich bei unserer Farbauswahl eher nicht um typische Tarnfarben, weder bei der gelben ProTrail mit Codenamen «Sand» noch bei der Field Automatic in «Ice Blue» – mit viel Fantasie vielleicht beim Einsatz in der Wüste oder auf einem Gletscher. Beide Modelle gibt es jedoch auch in gedeckteren Farben wie Schwarz oder Dunkelgrün zu kaufen.

Die Uhren sind von vornherein besonders robust konzipiert und dürfen dank passend dosierter Wasserdichtheit von 15 bar (150 m) bei so ziemlich jeder Tätigkeit am Handgelenk bleiben, sofern es das gewählte Armband mitmacht. In beiden Uhren arbeitet dieselbe Technik von Sellita, jedoch bei Formex eingeschalt in ein leichtes und satiniertes Gehäuse aus Titan und bei Circula in eine Edelstahlschale mit zusätzlichem Weicheisenkäfig, der das Werk gegen Magnetfelder abschirmt. Die Schweizer Marke Formex wurde 1999 gegründet und konzentrierte sich anfangs auf aufwendige, stoßgesicherte Uhrengehäuse, die im eigenen Haus entwickelt wurden. Inzwischen ist das Portfolio deutlich weiter gefasst, wobei die sportlich aktive Führungsriege des Unternehmens stets auf die Robustheit und Wasserdichtheit ihrer Zeitmesser bedacht ist.

Circula aus Pforzheim hat eine etwas längere Geschichte. Die Marke wurde 1955 vom Großhandelsunternehmen Heinz Huber gegründet und produzierte, wie man so schön sagt, «kurante Ware» für den Einzelhandel. Der Enkel des Gründers, Cornelius Huber, schlägt seit 2017 einen anderen Weg ein: Zwar fühlt er sich ganz der Tradition der Mechanik verpflichtet und nimmt gerne stilistische Anleihen an Pforzheimer Klassikern, doch in puncto Vertrieb öffnet ihm das Internet weltweite Perspektiven.

Erster Eindruck

Tobias Schaefer: Auf den ersten Blick fallen direkt die besonders schön gemachten Zifferblätter der beiden Automatikuhren auf, die bei beiden Kandidatinnen aufwendig gestaltet und mit arabischen Ziffern und umlaufenden «Eisenbahn»-Minuterien ausgestattet sind. Bei beiden Modellen ist der innere Kreis gegenüber dem Rand in der Höhe etwas abgesetzt und sorgt damit für ein wenig Dreidimensionalität. Bei der Circula befindet sich eine zweite 24er-Skalierung auf dem zurückgesetzten Innenring. Die Ziffern und Markierungen werden relativ plastisch und kontrastierend in glänzendem Blau auf das lackierte Zifferblatt aufgedruckt.

Formex dagegen setzt auf ein gewölbtes Sandwich-Zifferblatt mit einer Datumsanzeige bei der «6». Durch die aufwendige zweischichtige Konstruktion können die ausgefrästen Ziffern und Stundenmarker (bei dieser Variante) mit schwarzer SuperLuminova ausgefüllt werden, die allerdings üblicherweise nur schwach nachleuchtet. Die eisblaue Färbung wird zudem galvanisch aufgetragen, wodurch die verschiedenen Schliffe weiterhin zur Geltung kommen. Hier spielt Formex die Verbindungen zur familieneigenen Zifferblattmanufaktur voll aus. Und wie!

Peter Braun: Mit farbenfrohen Zifferblättern und zivilen Preisen empfehlen sich die Uhren als Accessoires für die Sommergarderobe, doch in der Machart sind beide von professioneller Qualität. Die Circula leistet sich mit einem außen und innen aufwendig gestalteten Edelstahlgehäuse echten Luxus – mit Reliefkonturen an den Flanken, einer topografischen Landkarte auf dem Boden und einer Weicheisenkalotte zur magnetischen Abschirmung darunter.

Die Formex Field punktet dank des flachen Titangehäuses in erster Linie mit ihrem geringen Gewicht, insbesondere wenn man das optionale durchgeschleifte Klettband verwendet. Allerdings bringt man sich so um den Genuss der ersten komplett aus Karbon gefertigten Faltschließe mit Feineinstellung, die nur in Verbindung mit dem auf diesen Seiten gezeigten Bolgheri-Lederband erhältlich ist.

Tragegefühl, Bedienung, Ablesbarkeit

TBS: Bedingt durch den Weicheisenkäfig ist die Circula mit 12 mm etwas höher als die ohnehin schon leichtere Formex mit 10,6 mm. Das macht sich auch am Handgelenk bemerkbar und gibt der Formex beim Tragekomfort für mich einen klaren Vorteil. Während die Circula auf ein Gewicht (ohne Band) von 85 Gramm kommt, sind es bei der Formex gerade einmal 53 Gramm, also fast 40 Prozent weniger.

Der sogenannte «Lug-to-Lug»-Abstand, also die Länge gemessen über die Bandhörner, fällt mit 46 mm bei der Circula etwas geringer als bei der Formex mit 46,6 mm aus. Durch das Design mit den relativ kurzen Anstößen bei Gehäusegrößen von jeweils 40 mm schmiegen sich beide «Field Watches» besonders gut ans Handgelenk.

Beide Uhren bieten bei Tageslicht eine ähnlich gute Ablesbarkeit, die blauen Zeiger und Ziffern der Circula heben sich ebenso deutlich wie die grauen bzw. schwarzen Zeiger und Markierungen der Formex ab. Leuchtmittel auf Stunden- und Minutenzeiger tragen beide Modelle, doch die Field Automatic hat auch Leuchtmittel auf dem Lollipop-Sekundenzeiger und bei den Ziffern, was die Ablesbarkeit zusätzlich verbessert.

PB: Die farblich interessante Kombination des Formex-Zifferblatts ist im Halbdunkeln – also wenn die Leuchtmasse noch nicht richtig strahlt – nicht gut abzulesen. Ganz im Gegensatz dazu spielt die Circula bereits im Halbschatten und erst recht in tiefer Nacht den Vorteil ihres vollflächig leuchtenden Zifferblatts aus. Das bei Tageslicht noch sehr zurückhaltend sandfarben wirkende Blatt verwandelt sich im Dunkeln in eine hell zitronengelb strahlende Scheibe, die man im Kino fast schon abdecken muss, um sich nicht den Zorn der Sitznachbarn zuzuziehen!

Das sandfarbene Textilband der ProTrail ist mit einem dünnen Lederstreifen hinterfüttert und bei sommerlichen Temperaturen überaus angenehm zu tragen. Ich hatte an der Formex Field zwischendurch das sehr leichte und flexible Klettband montiert, wodurch sich der Tragekomfort der Titanuhr nochmals verbesserte. Ein Bändertausch ist bei beiden «Probezeit»-Uhren übrigens problemlos und ohne Werkzeug möglich, denn beide Hersteller nutzen Federstege mit seitlichem Riegel.

Technik, Ausstattung, Gang

TBS: In der Field Automatic arbeitet das Kaliber SW200-1 mit 41 Stunden Gangreserve und Datumsanzeige, also das inzwischen wohl weitverbreitetste Schweizer Automatikwerk für Dreizeigeruhren. Ein Blick hinter den massiven Gehäuseboden verrät uns, dass es sich dabei um die Standard-Variante handelt. Formex verzichtet beim spartanisch verzierten Werk außerdem auf eine Logo-Signatur auf dem Rotor.

Dasselbe Werk, nur eben ohne Datumsanzeige, kommt auch in der ProTrail zum Einsatz, laut Hersteller-Angaben in der Elaboré-Version, jedoch ebenfalls ohne signierten Rotor. Mit dem Entfernen des Gehäusebodens öffnet man zugleich den Weicheisenkäfig, der sich auf der Rückseite des Schraubbodens optisch leicht abhebt. Die Ummantelung des Werks sorgt für eine höhere Resistenz gegenüber Magnetfeldern. Dieses zusätzliche Feature verhindert, dass sich die sensiblen Uhrwerkskomponenten ‒ insbesondere der Hemmung ‒ durch elektromagnetische Strahlung magnetisieren, was die Präzision eines Uhrwerks stören oder sogar zu Beschädigungen desselben führen kann.

PB: Eine Prüfung der Magnetfeldresistenz konnten wir zwar nicht durchführen, wohl aber eine Überprüfung der Gangwerte auf unserer Witschi-Zeitwaage. Und hier zeigte sich, dass die Circula ProTrail leicht ins Minus reguliert war, bei einer bemerkenswerten Stabilität in fast allen Lagen, ausgenommen ein Ausreißer in der Position «12 oben». Die Formex Field glänzte ebenfalls mit stabiler Performance und leistete sich den offenbar obligatorischen Ausreißer auf dem Kopf stehend («6 oben»). Am Arm getragen hatte ich indes bei keiner der beiden Uhren das Gefühl, in die Reglage eingreifen zu müssen: Beide liefen, mit der Funkuhr kontrolliert, absolut tadellos im Fünf-Sekunden-Zeitfenster, trotz Radfahren, Schwimmen und gelegentlichem Applaudieren.

Fazit

TBS: Die Circula ProTrail ist eine sehr gelungene Uhr und bietet einige Qualitäten, die wir teilweise selbst bei hochpreisigen Fabrikaten vermissen. Dasselbe gilt auch für die Formex, bezeichnend für das, wozu auch kleinere Marken fähig sind. Für mich persönlich hat die Field Automatic vor allem aufgrund des herausragenden Sandwich-Zifferblatts mit seinen feinen Details die Nase vorn. Dass der Preis dabei – auch trotz der Verwendung des schwer zu verarbeitenden Gehäusematerials Titan ‒ deutlich unter 1000 Euro bleiben kann, darf den großen Marken ruhig ein wenig Kopfzerbrechen bereiten.

PB: Auch wenn ich sonst nicht so sehr auf bunte Uhren stehe (und beide Modelle vor dieser «Probezeit» womöglich mit schwarzem Zifferblatt und schwarzem Band bestellt hätte), muss ich gestehen, dass ich nach ein paar Tagen im Trageeinsatz Gefallen an den Reaktionen der Leute gefunden habe. Vor allem das schon im Halbschatten hell leuchtende Circula-Zifferblatt zog die Blicke förmlich auf sich. In puncto Tragekomfort ist die Formex Field aus Titan absolute Spitze, aber die magnetfeldgeschützte Circula ProTrail war mir ein ebenso robuster Begleiter und vielleicht sogar etwas hochwertiger in der Anmutung.

Text: Peter Braun, Tobias Schaefer

Bilder: Tobias Schaefer

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