Uhren & Autos: Porsche Design50 Jahre Turbo
Die Uhrenmarke trägt einen großen Namen und erweist sich als würdige Bewahrerin des gestalterischen Erbes von Professor F. A. Porsche.
In letzter Zeit bemerken wir bei Schweizer Uhrenherstellern eine neu erwachte Rekordlust, die in rascher Folge die Bestmarken für die flachsten Werke, aber auch für die flachsten Uhren purzeln ließ. Leider spielt sich dieser Wettkampf auf einem sehr hohen Preisniveau ab, sodass sich Beteiligung und Zuschauerinteresse in Grenzen halten.
Jürgen und Marcel Kuhn, Vater und Sohn hinter der Uhrenmarke Jean Marcel, haben ihre Begeisterung für extraflache Zeitmesser unabhängig von den Modeströmungen über die Jahre kultiviert. Vor gut einem Jahr präsentierten sie die «Nano 3900», eine Armbanduhr mit einer Gesamthöhe von weniger als 4 Millimetern, was allerdings nur mit einem Quarzwerk zu realisieren war. Aber das Herz der unlängst zurück in die alte Heimat Birkenfeld nahe Pforzheim umgesiedelten Marke Jean Marcel schlägt nun einmal für die Mechanik, und so war die Lancierung eines extraflachen Modells mit Schweizer Ankerhemmung nur eine Frage der Zeit. Es wurden am Ende sogar drei: Handaufzug, Automatik und Chronograph.
Auf jeweils 100 Exemplare pro Zifferblattausführung limitiert sind die drei Modelle der neuen Edelstahlkollektion Tantum, die ohne extremen technischen oder konstruktiven Aufwand, allein durch gekonntes «Packaging» von Gläsern, Zeigern, Zifferblatt und Uhrwerk die in ihren Kategorien üblichen Dimensionen unterbieten. Nicht beim Gehäusedurchmesser – der ist bei allen drei mit 42 Millimetern absolut standesgemäß für eine moderne Herrenuhr. Hier geht es um die Gehäusehöhen.
Die Handaufzugsversion ist mit einem schön finissierten «Peseux-Kaliber» (ETA 7001) ausgestattet, das sich mit nur 23,7 Millimetern Durchmesser etwas in dem großen Gehäuse verliert. Doch es ist nur 2,5 Millimeter hoch, und so gelingt es Jean Marcel, trotz zweier Saphirgläser unter 6 Millimetern Gesamthöhe zu bleiben – das sind 0,6 Millimeter weniger als die technisch vergleichbar ausgestattete Nomos Tangente. 1095 Euro lautet die unverbindliche Preisempfehlung für die hier abgebildete Version der Tantum Handaufzug mit Horween-Lederband. Nur 2 Millimeter höher baut die Automatikversion mit Datumsanzeige, die mit dem bewährten ETA-Klassiker 2892A2 ausgerüstet ist, natürlich auch hier in der hochwertigen «Elaboré»-Ausführung mit Zierschliffen – schließlich ist die Pracht unter dem Glasboden gut zu sehen. Nur 8 Millimeter hoch trotz zweier Gläser, das ist eine echte Leistung, die sich Jean Marcel mit 1300 Euro vergüten lässt. Neben Zifferblättern in Anthrazit, Silber, Blau und Kupferbraun gibt es Optionen auf Leder- und Nylonbänder sowie ein Milanaise-Flechtband und ein solides Gliederband.
Das Flaggschiff der Tantum-Kollektion ist der Automatik-Chronograph, der mit seiner rekordverdächtig geringen Bauhöhe alle Blicke auf sich zieht. Vielleicht liegt es auch an dem kunstvoll durchbrochenen Zifferblatt, das den Datumsring fast in seinem gesamten Umfang zeigt und mit einem zwischen der «4» und der «5» angeordneten Fenster zur Ablesung «einfängt».
Funktionalität stand offenbar nicht ganz oben auf der Liste, und dennoch muss man vor der konstruktiven Kompetenz den Hut ziehen, die ein über 6 Millimeter hohes Uhrwerk (ETA Kaliber 2894-2) samt Zifferblatt und Zeigern zwischen zwei Gläser packt und am Ende sogar knapp unter 11 Millimetern Gesamthöhe bleibt. Dabei ist der elegante Tantum-Chronograph bis 10 atm wasserdicht geprüft und macht auch darüber hinaus keinen schwächlichen Eindruck. Knapp 2400 Euro kostet die nach allen Regeln der Kunst finissierte Kostbarkeit in der hier gezeigten Version mit Horween-Lederband, die beiden Metallbänder gibt es für 95 Euro Aufpreis.
Mit den sehr gut ausgestatteten und interessant eingepreisten Spezialitäten der Tantum-Kollektion hat Jean Marcel nicht nur ein heißes Eisen im Feuer, sondern gleich drei.
Text: Peter Braun
Bilder: Jörg Hajt