Neues Automatikwerk von ETA

Silizium fürs Volk

In der neuen Ballade Automatic macht Tissot die zukunftsweisende Silizium-Technik einer breiten Käuferschicht zugänglich.
Silizium
Tissot Kaliber C07.811 Si

Vor nicht allzu langer Zeit waren Uhrwerkbauteile aus Silizium nur in wenigen, überdies meist limitierten Sondereditionen hochpreisiger Armbanduhren mit Manufakturkalibern erhältlich.

Patek Philippe war wenige Wochen vor der BASELWORLD 2005 mit einem Ankerrad aus dem neuen Wundermaterial vorgeprescht – sehr zum Missfallen von Rolex und der Swatch Group, die demselben Konsortium zur Erforschung der Verwendungsmöglichkeiten von Silizium angehörten.

Zusammen mit dem Mikrotechnik-Forschungsinstitut CSEM in Neuchâtel tüftelten die Entwicklungsabteilungen der vier Mitglieder an der Zukunft der Schweizer Ankerhemmung, wobei jede Uhrenmarke offenbar ihre eigenen Ziele verfolgte und in verschieden großen Dimensionen dachte: Patek Philippe in Hunderter-Stückzahlen, Rolex zu Versuchszwecken in Zehntausender-Chargen – und die Swatch Group in Millionen.

Silizium als Großserien-Technologie

Top-Technologie zum kleinen Preis: In der Tissot Ballade Automatic kommt eine Siliziumspirale zum Einsatz – zu Preisen unter 1000 Euro.

Das Herstellungsverfahren von Bauteilen auf Tafeln («Wafer») mit definierter Silizium-Schichtstärke, aus denen die Silhouetten fotoelektrisch belichteter Bauteile herausgeätzt werden, wurde erwartungsgemäß in Windeseile perfektioniert und rationalisiert.

Heute scheinen die Kostenunterschiede bei der Produktion von Unruhspiralen aus Stahl oder Silizium vernachlässigbar gering geworden zu sein.

So kann Tissot in der Ballade Automatic das neue ETA Kaliber Powermatic 80Si bereits zu Preisen ab 890 Euro anbieten, inklusive Chronometerzeugnis der COSC und hochwertiger Ausstattung mit entspiegeltem Saphirglas und Faltschließe.

Dass der Siliziumspirale die Zukunft gehört, steht für Uhrenkonstrukteure außer Frage. Sie ist absolut temperaturstabil, korrosionsbeständig, leicht, hochflexibel und im Rahmen ihrer begrenzten Bewegungsfreiheit innerhalb des Uhrwerks völlig bruchsicher.

Sie «ermüdet» nicht und lässt sich auch von starken Erschütterungen nicht dauerhaft mechanisch verformen. Einmal einreguliert, hält die Siliziumspirale ihren Standard. Für immer.

Hauptsache antimagnetisch

Eine in der heutigen Zeit besonders wertvolle Eigenschaft ist das amagnetische Verhalten des kristallinen Werkstoffs.

Schon seit Ende der 1920er Jahre beschäftigt man sich in Le Locle mit dem Thema Magnetismus, und in der Tat baute Tissot 1930 die erste gegen Magnetfelder abgeschirmte Armbanduhr.

Mit der nicht magnetisierbaren Unruhspirale ist die neue ETA Powermatic – die bei Tissot unter der Kalibernummer C07.811 Si firmiert – bereits sehr gut gegen die Einflüsse von Magnetschließen, Lautsprechern oder Trafos geschützt.

Mittelfristig dürften wohl alle Swatch-Group-Marken mit dem auf dem bewährten ETA 2824 basierenden Powermatic-Uhrwerk mit Siliziumspirale versorgt werden.

Drittmarken müssen dagegen weiter mit dem normalen Kaliber 2824 vorliebnehmen, das nach einigen Engpässen bereits wieder in größeren Stückzahlen verfügbar ist.

Alternativanbieter wie Sellita oder Soprod sollten ihren Kunden schleunigst mehr Gangreserve und moderne Hemmungstechnik anbieten, damit sie nicht den technologischen Anschluss an die Swatch-Group-Marken verlieren. Den Preiskampf haben sie wahrscheinlich schon aufgegeben.

Inklusive Gangwerte: Tissot Sea Star mit dem Powermatic 80 im Test


Probezeit: Tissot Seastar vs. Seiko Prospex Automatic Diver’s

Mehr zum neuen ETA Werk


ETA C07.661: Weiterentwicklung zur GMT-Uhr
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