Sonderpreis Damenuhren 2024Rolex Oyster Perpetual Day-Date 36
Die Jury vergab den Sonderpreis Damenuhren 2024 an die Rolex Oyster Perpetual Day-Date 36.
In der Autobranche ist die Personalisierung des eigenen fahrbaren Untersatzes längst üblich: eine ausgefallene Lackierung oder auch nur ein Zierstreifen, breitere Reifen auf Alufelgen, Spoiler und Fuchsschwanz. Wer will sein Auto auf dem Parkplatz schon nach dem Nummernschild suchen müssen?
Die Hersteller haben aus dem Bedürfnis der Automobilisten ein florierendes Geschäft gemacht. Schon von Haus aus bieten sie unzählige Kombinationsmöglichkeiten verschiedener Ausstattungsdetails an, und wer als Marke etwas auf sich hält, verweist anspruchsvolle Individualisten an eine hauseigene Abteilung für Sonderwünsche. Mercedes-Benz hat AMG, BMW die M-AG, Ferrari das Programm Scaglietti und Porsche die Exclusive Manufaktur. Ursprünglich ging es dabei meist um mehr Motorleistung und straffere Federn. Inzwischen geht es um viel mehr: Man ist, was man fährt.
Heutzutage ist die Leistungsdichte auf den Straßen so hoch, dass man schon einen waschechten Rennwagen vor die Garage stellen müsste, um sich diesbezüglich zu profilieren. Deshalb kommt den «weichen Faktoren» wie Lackierung, Chromzierrat und Innenausstattung immer größere Bedeutung zu. Das kleine Zusatzemblem am Kofferraumdeckel – oder das Fehlen desselben – unterscheidet Stangenware von Maßkonfektion.
Bei Uhren liegt der Fall etwas anders. Dieselben Männer, die ihren Wagen schon auf hundert Schritte an der schmalen «Exclusive»-Zierleiste um den Kühlergrill erkennen, würden an ihrer Uhr niemals ein anderes Lederband als das originale montieren, wenn ein Austausch ansteht. Und ein neues Zifferblatt nach eigenem Gusto? Vergessen Sie’s …
Weil Armbanduhren per se als etwas Hochwertiges und Seltenes angesehen werden und die Hersteller den Geschmack ihrer eigenen Designer als das Maß aller Dinge ansetzen, wagt sich kaum ein Uhrenkäufer an eine nachträgliche Modifikation einer solchen «Ikone». Womöglich würde ein unbedarfter Betrachter gar nicht mehr erkennen, um welches Modell es sich da handelt, und folglich auch nicht einschätzen können, wie viel das Teil gekostet hat. Oder schlimmer noch: Er könnte es für einen Fake halten, eine billige Kopie!
Doch es gibt sie tatsächlich, die Uhrenfreunde, die sich mit ihren Zeitmessern nicht nur liebevoll, sondern auch kreativ auseinandersetzen. In einschlägigen Internetforen kursieren jede Menge Fotos von Lieblingsuhren mit alternativen Armbändern vom Raulederriemen bis zum gemusterten «NATO Strap». Es ist der komplexen Konstruktion einer Armbanduhr geschuldet, dass die meisten Individualisierungsmaßnahmen am Band ansetzen. Dieses lässt sich vergleichsweise leicht abnehmen und wieder anbringen, und mittlerweile gibt es nicht nur eine schier unüberschaubare Vielzahl von Bändern in allen erdenklichen Materialien und Ausführungen. Zahlreiche Hersteller ermuntern ihre Kunden auch mit konfektionierten Tauschbändern und intelligenten Schnellwechselsystemen, die zur Bandmontage keinerlei Werkzeug benötigen, zur Personalisierung ihres Zeitmessers. So kann man seine Lieblingsuhr mit einfachen und preiswerten Mitteln an Garderobe, Einsatzzweck oder persönliche Stimmungslage anpassen. Und wenn man sich sattgesehen hat, ist eine solche Modifikation auch ganz schnell wieder rückgängig gemacht.
In Computerspieler-Kreisen ist das sogenannte «case modding» sehr populär, bei dem das Gehäuse des PC fantasievoll verziert, mit Klavierlackoberflächen veredelt oder mit eingesetzten Plexiglasfenstern transparent gemacht wird. Übertragen auf Uhrengehäuse, ist die Hemmschwelle natürlich ungleich höher, denn mit normaler Heimwerkerausrüstung kommt man hier nicht weit. Die Uhrenhersteller verwenden viel Gehirnschmalz auf Material und Form der Gehäuseschale, die ja einen kostbaren Inhalt sicher bergen und sich im Alltag nicht so schnell abnutzen soll.
Auch bei der Neu- oder Umgestaltung eines Uhrenzifferblatts ist man auf professionelle Unterstützung angewiesen. Bereits der Ausbau des Blattes und das Abnehmen der Zeiger erfordern Sachkenntnis und das richtige Werkzeug. Und wer sich die Details eines Zifferblatts schon einmal unter der Lupe angesehen hat, der wird wohl kaum jemals auf die Idee kommen, dem «Gesicht» seiner Uhr mit der Lacksprühdose oder haushaltsüblichen Farbstiften zu Leibe zu rücken.
Individuell angefertigte Zifferblätter mit Motiven nach Kundenwunsch gibt es ab Werk nur im ganz hohen und im ganz niedrigen Preissegment, und das Ergebnis fällt oft entsprechend «künstlerisch» oder dilettantisch aus. Nur ganz wenige Spezialisten wagen sich an die Modifikation eines Zifferblatt-Klassikers, der auch nach der Behandlung schließlich noch als solcher erkennbar sein sollte, heran. Das Spektrum der Möglichkeiten reicht von der schlichten Umfärbung bis zum kompletten Neuaufbau mit aufgesetzten Stundenmarkern anstelle von gedruckten Ziffern – und umgekehrt.
Die Firma Blaken bietet ihren Kunden eine Rundumbetreuung bei der Erfüllung fast aller Wünsche rund um die Gestaltung von Gehäuse, Zifferblatt, Lünette und Armband. Bekannt wurde die Marke aus dem Sauerland mit perfekt geschwärzten Edelstahlgehäusen, was viele Besitzer einer klassischen Rolex auf den Plan rief, die keine «Sub» wie alle anderen Freunde und Kollegen haben wollten.
Im nächsten Schritt bot Blaken auch die kreative Umgestaltung von Gehäusen an, um beispielsweise durch das Abschleifen von Kronenschutzflanken den Stil älterer Modelle nachzuempfinden. Dazu gehörte selbstverständlich auch die detailgetreue Umarbeitung und Nachgestaltung klassischer Zifferblätter auf Basis der originalen. So entstanden aus aktuellen Rolex-Modellen verschiedene Hommagen an die Ikonen der Marke mit dem Krönchen im Emblem.
Von Blaken individualisierte Uhren werden in Sammlerkreisen leidenschaftlich diskutiert, und nicht nur Rolex lehnt die Modifikation der immer kostbareren Originale ab. Inzwischen sind die cleveren Metallurgen in Menden aber so weit, dass sie die schwarze Beschichtung auf chemischem Wege wieder rückstandsfrei entfernen können. Der nächste Schritt im Individualisierungsangebot wird noch mehr Rücksicht auf die kostbaren Originale nehmen, deutete Blaken-Geschäftsführer Alexander Klingbeil an und versprach Details für den Sommer.
Aufmerksame Uhrenhersteller erkennen in dieser Entwicklung eine Ermunterung, der anspruchsvollen Kundschaft eine werksseitige Alternative zu den Standardmodellen anzubieten. Man muss nicht gleich alle Optionen ins Sortiment aufnehmen wie die klassische Troika von Edelstahl, Rot- und Weißgoldvarianten, im Gegenteil: Limitierte Auflagen steigern Begehrlichkeit und Einzigartigkeit. Und was spricht dagegen, auch einmal einen Bestseller mit einem ausgefallenen Zifferblattdetail anzubieten? Wenn man sieht, welcher Hype heute um die Rolex-«Fehlfarben» gemacht wird, erübrigt sich auch die Frage nach dem Werterhalt …
Die Zeit ist reif für maßgeschneiderte Uhren mit Ausstattung «nach Kundenwunsch». Die wachsende Auswahl an Wechselarmbändern ist hoffentlich erst der Anfang.
Text: Peter Braun
Wahrer Luxus ist individuell - Höchstpersönlich und einzigartig