Sinn T50 GoldbronzeModerne Alchemie
Zum Thema «Spezialuhren» fällt den Frankfurtern immer wieder etwas Neues ein. Zum Beispiel eine Spezial-Bronzelegierung aus Kupfer mit einem 12,5-prozentigen Goldanteil.
„Festgemauert in der Erden steht die Form, aus Lehm gebrannt.“ Seit Schillers „Glocke“ nimmt Bronze in unserem gefühlten Wortschatz eine Sonderstellung ein. Doch das allein erklärt nicht den internationalen Erfolg des rötlich schimmernden Metalls, das als eine der ersten vom Menschen erschaffenen Legierungen seit zirka 4000 Jahren genutzt wird, als Gehäusematerial für Armbanduhren.
Im Schmuckbereich verlor Bronze den Wettlauf gegen das ungleich korrosionsbeständigere Gold und das heller glänzende Silber, und in der Wehr- und Waffentechnik erwies sich schon in der Antike Eisen als das bessere Material. Einzig im Schiffsbau und im Glockenguss, so scheint es, hat sich Bronze durchgesetzt und bis heute gehalten.
Es sind aber nicht ihre akustischen Eigenschaften und auch nicht die bei sorgsamer Komposition der Legierungszutaten erreichbare Korrosionsbeständigkeit, die Bronze für Uhrenhersteller interessant machen, sondern ganz im Gegenteil die je nach Milieu raschere oder langsamere Oxidation der Oberfläche: Die unvorhersehbare fleckige Patinierung macht jedes Objekt innerhalb weniger Monate zum Unikat.
Durch strategische Preispositionierung und strenge Limitierung wurden die ersten Armbanduhren mit Bronzegehäusen rasch zu gesuchten Sammlerstücken, doch inzwischen hat sich der Trend in der Markenlandschaft etabliert, und die Preise pendeln sich knapp über Edelstahl-Niveau ein.
Die Marke Elysee aus Düsseldorf legt mit einer Preisempfehlung von 495 Euro für eine Bronzeuhr mit Automatikwerk die Messlatte besonders niedrig und transportiert den Trend in eine breite Käuferschicht. Natürlich muss man unter 500 Euro ein paar Abstriche an die Finish-Qualität machen, und die Drehlünette sperrt sich vehement gegen jede Bewegung, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis ist in diesem Falle wirklich unschlagbar – Elysee reklamiert sogar „Made in Germany“ für das Produkt.
Die Uhr ist mit 41 Millimeter Durchmesser und 12 Millimeter Höhe ausgewogen proportioniert und für diese Preisklasse überraschend gut ausgestattet – mit verschraubter Krone, 10 bar Wasserdichtheit, Leuchtmasse auf Zeigern und Stundenmarkern und einem angenehm weichen Raulederband mit Dornschließe. Unter dem rosévergoldeten Edelstahl-Schraubboden (Bronze auf schwitzender Haut wäre keine gute Kombination) tickt ein japanisches Miyota-Automatikwerk. Man kann den fleckigen Oberflächen buchstäblich beim Verfärben zuschauen, aber darin scheint ja für Bronze-Liebhaber ein besonderer Reiz zu liegen. Wie schrieb schon der Dichter? „Fest wie der Erde Grund gegen des Unglücks Macht steht mir des Hauses Pracht! Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten …“ (Peter Braun)