Uhren & Autos: JunghansKopfüber in die Siebziger
Die Schwarzwälder Uhrenmarke hat eine lange und teilweise recht spektakuläre automobile Vergangenheit. Hier kommen die Youngtimer auf ihre Kosten.
Die Anfänge der Meister-Serie liegen bereits 100 Jahre zurück. Die erste Erwähnung von Taschenuhren mit den Kalibern Junghans J13 und J15 findet sich im Katalog aus dem Jahr 1920, und es scheint, dass Junghans mit dem Begriff «Meister-Werk» ein Gegengewicht zu den Uhren aus Glashütte und der Schweiz liefern wollte. Die Uhren waren in den früheren Katalogen noch als «Präzisionstaschenuhren » ohne Meistertitel angeboten worden.
Diese Zeitmesser beeindruckten mit einer hochwertigen Ausstattung: Die Deutsche Präzisions-Taschenuhr hatte ein Uhrwerk mit vergoldeter Platine mit 19 Linien Durchmesser (42,8 mm), 15 Steine, eine aufgeschnittene Kompensations-Unruh, eine gehärtete Breguet-Stahlspirale, ein Stahlankerrad und eine doppelte Sicherheitsrolle.
Nach 1920 hießen alle entsprechend ausgestatteten Modelle «Meister» und aus den Katalogen waren sie nicht mehr wegzudenken. Im Jahr 1930 war der Schriftzug auch auf dem Zifferblatt einer Taschenuhr mit dem Kaliber Junghans J41/1 zu finden. Auf dem Katalog von 1938/1939 ist das Wort «Meister» in goldenen Lettern gehalten, und darin finden sich in der Tat gleich mehrere verschiedene Meister-Uhrentypen: ein Taschenwecker mit dem Kaliber J36, Tischuhren mit dem 1-Tag-Weckerwerk J75, das Qualitätsweckerwerk J76 mit 10 Steinen und das «sehr gut regulierte 8 Tage Ankerwerk J44» mit 7 oder 14 Steinen.
Die erste Erwähnung einer Meister-Armbanduhr findet sich im Katalog aus dem Jahr 1935, allerdings wird darauf nur im Text hingewiesen, auf dem Zifferblatt fand sich zunächst kein entsprechender Aufdruck. Dieser folgte erst ein Jahr später – heute vor 85 Jahren –, und den Auftakt bildeten das damals bereits auf dem Markt etablierte Kaliber Junghans J80 und dessen «kleine Schwester» J81.
Grundsätzlich waren die Meisteruhren technisch hochwertiger als die kuranten Modelle ausgestattet. Die Uhren mit dem Kaliber J80 und J81 hatten im Vergleich zu den Standardmodellen eine Nivarox-Spirale, einen Stahlanker und ein Stahlankerrad.
Im Jahr 1936 wurde das obligatorische Prädikat «Meister» stolz auf dem Zifferblatt der bestmöglich ausgestatteten Armbanduhren eingeführt und selbstbewusst auf dem Umschlag des Kataloges präsentiert.
Die Meister-Serie stellte von nun an die Topmodelle der von Junghans produzierten Uhren, stets in höchster Qualität und Güte. Es folgten die unterschiedlichsten Varianten des bis in die 1950er Jahre gebauten Kalibers Junghans J80. Die Uhren mit Kleiner Sekunde tickten mit 15 Steinen und hatten auf den Werkplatinen in der Regel, wenngleich nicht zwingend den für die Meister- Ausführungen bekannten Streifenschliff. Es gab aber auch frühe Modelle mit grainierter Vergoldung des Werkes, und im Jahr 1951 wurden die Unruhzapfen der Meister-Versionen des J80 mit einer Stoßsicherung gegen Schläge geschützt.
Das wohl schönste Uhrwerk, das in der Meister- Serie verbaut wurde, dürfte das Junghans J82/5 sein. Es wurde von 1954 bis 1958 angeboten und besaß stets eine Zentralsekunde – ein J82 mit Kleiner Sekunde gab es mit dem Prädikat «Meister» nie. Zum Ende der Bauzeit der J82-Meisteruhren wurden allerdings noch einige wenige Exemplare mit den für die Chronometer vorgesehenen Werken mit Sekundenstopp und Feinregulierung mit Sektorverzahnung ausgestattet. Scheinbar wurde es Zeit, die letzten Meister mit dem 12,5 Linien (28,2 mm) großen J82 zu verkaufen, denn die Kataloge priesen ab 1959 das neue Kaliber J84 an, das mit 11,25 Linien (25,4 mm) kleiner und flacher baute und in die von der Kundschaft geforderten schlankeren Gehäuse passte.
Die Meister-Version des J84 war bestens ausgerüstet: Eine Schwanenhals-Feinregulierung und eine Glucydur-Unruh zieren das vergoldete Werk, das zu Beginn der 1960er Jahre auch in der Max-Bill-Serie Verwendung fand.
Das Kaliber J84 findet sich in verschiedenen Varianten in den Meister-Uhren der 1960er Jahre, als Junghans J84/S, Junghans J84/S3 oder Junghans J84/S10. Dazu wurden diese Werke auch noch in den unterschiedlichsten Versionen verarbeitet, mit höherem Zeigerwerk (für Uhren mit gewölbtem, breiterem Zifferblatt), mit und ohne Datumsanzeige oder mit einer Kif-Duofix-Stoßsicherung (beim J84/S10).
Obwohl Junghans Uhrwerke seinerzeit komplett selbst herstellte, fanden in den 1960er Jahren einige Werke anderer Hersteller ihren Weg in die Meisteruhren: das AS 1525, Junghans-intern als Kaliber J50 (ab 1962 Kaliber 650) bezeichnet, das den besonders feinen Zweizeigeruhren vorbehalten war, sowie das Automatikkaliber ETA 2472, das als Junghans Kaliber 651.02 die einzige Junghans Meister Automatik antrieb. Und 1962 gab es als Meister-Version auch eine Damenuhr mit dem 17-steinigen Peseux 340 (5½ x 6¾ Linien), bei Junghans J70 genannt.
Die höchste Qualitätsstufe, die eine Junghans-Uhr erreichte, wurde zwar durch das Erscheinen der Uhren mit Chronometerprüfung im Jahr 1952 abgelöst. Doch die Schramberger hielten neben den Chronometern weiterhin konsequent an der Meister-Linie fest – oft auch parallel, wie beim J82.
Im Jahr 1998 ließ Junghans die Meister- Serie zunächst als Repliken wiederaufleben, doch die Linie entwickelte sich rasch zu einer eigenständigen und sehr erfolgreichen Kollektion. Auch heute noch beherbergt die Meister- Kollektion die Spitzenprodukte aus dem Hause Junghans, und zum 160. Jubiläum bringen die Schramberger zwei absolut meisterliche Meisteruhren auf den Markt: die eingangs erwähnte und auf 160 Stück limitierte Junghans Meister Signatur in 18 Karat Gold mit dem historischen Manufakturkaliber Junghans 620 und die Meister S Chronoscope Platin Edition 160, von der es nur zwölf Exemplare gibt.
Text und Bilder: Martin Fischer, Junghans
Made in Germany, Schramberg: Junghans
Junghans Museum im Terrassenbau